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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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gan­ze Kör­per zur Sei­te – und al­les war Sa­che ei­nes Au­gen­blicks. Die Kuh wur­de, ra­send vor Angst, in den Gang ge­drängt, der zu Ma­son führ­te, ih­re Flan­ken glänz­ten, und der Schaum stand in Flo­cken vor ih­rem Maul, und dann – so schnell, daß man es fast nicht sah – traf es sie wie ein Blitz­schlag, und sie war ein zu­cken­der Ka­da­ver auf dem Stein­bo­den, und das Blut quoll dick aus ih­rem zer­schmet­ter­ten Schä­del.
    Nach der ers­ten Kuh des Ta­ges war Ma­son blut­be­spritzt, und sei­ne Ar­me wa­ren rot bis über die Ell­bo­gen. Es küm­mer­te ihn nicht – es ge­hör­te zu sei­nem Job, und er be­merk­te es kaum. Er dusch­te zwei­mal am Tag und zog sich vor und nach dem Mit­tages­sen um. Die Fir­ma rei­nig­te sei­ne wei­ßen Ar­beits­an­zü­ge und Kit­tel kos­ten­los. Er ar­bei­te­te rasch und ef­fi­zi­ent; er brauch­te nie­mals mehr als einen Schlag zum Tö­ten. Wenn Ma­son die Kuh ge­tö­tet hat­te, wur­de sie mit ei­nem Ha­ken hoch­ge­zo­gen, man schnitt ihr die Keh­le durch und ließ sie ein paar Mi­nu­ten lang aus­blu­ten. Dann kam ein an­de­rer Mann mit ei­nem lan­gen, schwe­ren Mes­ser und vier­teil­te sie. Da­nach wur­de der Ka­da­ver wei­ter zer­teilt, je­des Stück wur­de an einen Ha­ken ge­hängt und über ei­ne un­ter der De­cke da­hin­ras­seln­de För­der­an­la­ge zu den Ver­pa­ckungs­ab­tei­lun­gen trans­por­tiert, die wei­ter hin­ten in der Fa­brik la­gen.
    Die Kü­he schie­nen stets zu wis­sen, was ih­nen be­vor­stand – sie be­gan­nen ner­vös zu brum­men und angst­voll die Au­gen zu rol­len, so­bald sie aus dem Gü­ter­wa­gen auf die Ram­pe ge­trie­ben wur­den. Wenn die ers­te Kuh ge­schlach­tet war, ver­wan­del­te sich ih­re Angst in Ent­set­zen. Der Ge­ruch des Blu­tes ver­setz­te sie in Ra­se­rei. Sie schlu­gen aus und brüll­ten und schnaub­ten und bock­ten, ruck­ar­tig und wie be­sin­nungs­los zuck­ten sie hin und her und ver­such­ten sich los­zu­rei­ßen. Sie ver­dreh­ten die Au­gen, bis man das Wei­ße sah, sie be­gan­nen zu schäu­men, und ih­re Flan­ken wur­den glän­zend vom Schweiß. An die­ser Stel­le be­schleu­nig­te Ma­son sein Ar­beit­stem­po und ver­such­te, sie al­le zu tö­ten, ehe sie ihr Fett ab­schwem­men und an Ge­wicht ver­lie­ren konn­ten. Nach ei­ner Wei­le be­gan­nen sie zu schrei­en, und dann muß­te man sie mit ro­her Ge­walt auf Ma­sons Ham­mer zu­trei­ben. Schließ­lich, wenn sie völ­lig er­schöpft wa­ren, ver­stumm­ten die letz­ten Kü­he; sie zit­ter­ten und stöhn­ten lei­se, bis Ma­son sie sich vor­neh­men konn­te, und dann star­ben sie leicht und oh­ne noch lan­ge zu zu­cken. Um sich zu un­ter­hal­ten, re­de­ten Ma­son und die an­de­ren Ar­bei­ter oft sar­kas­tisch mit den Kü­hen, sie mach­ten Wit­ze über sie, rie­fen sie bei ir­gend­wel­chen Ko­sen­a­men und sag­ten ih­nen – nach Art des Arz­tes, der in ei­ner Un­ter­hal­tungs­sen­dung im Fern­se­hen auf­trat –, daß al­les gut sei und daß es nur einen win­zi­gen Au­gen­blick lang weh tun wer­de. Sie sag­ten ih­nen, was sie doch für dum­me, däm­li­che Bies­ter sei­en – „So ist’s recht, mein Schatz. Komm her, du dickes, däm­li­ches Biest. Pa­pa hat ei­ne Über­ra­schung für dich.“ –, oder sie brüll­ten sie an, daß sie doch ver­dammt ge­nau ge­wußt hät­ten, wor­auf sie sich ein­lie­ßen, als sie sich frei­wil­lig mel­de­ten. Manch­mal schlos­sen sie Wet­ten dar­über ab, wie hart Ma­son ei­ne Kuh mit sei­nem großen Ham­mer schla­gen könn­te und wie hoch das Ge­hirn nach dem Schlag sprit­zen wür­de. Ein­mal hat­te Ma­son einen Dol­lar von Kaplan ge­won­nen, weil er ei­ne Kuh so hef­tig traf, daß sie schon von dem Schlag in die Knie ging. Sie wa­ren nicht ge­fühl­lo­ser als an­de­re Leu­te, aber ihr Job war im Grun­de lang­wei­lig und un­an­ge­nehm, und wie al­le Leu­te mit lang­wei­li­gen und un­an­ge­neh­men Jobs ver­such­ten sie so, sich ein we­nig Ab­wechs­lung und Di­stanz zu ver­schaf­fen. Für Ma­son war es nur ein Job, nicht bes­ser und nicht schlech­ter als je­der an­de­re. Es war lang­wei­lig, aber er hat­te noch nie einen Job ge­habt, der nicht lang­wei­lig war. Zu­min­dest wur­de

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