Kopernikus 7
verdammt noch mal. Was das für ein Gelächter gewesen wäre. Das Bunny-Kaninchen schlägt den Wal. Der alte Hai Winslow wäre so erschrocken gewesen, daß er seinen Notizblock hätte fallen lassen. Aber du hast es verpatzt, weil du einen blödsinnigen kleinen Bauern geschützt hast. Du hast es verpatzt.“
„Das hast du mir gesagt“, sagte Bunnish. „Immer wieder gesagt und gesagt und gesagt.“
„Schau mal“, sagte Peter, „ich sehe keinen Sinn darin, all das wieder aufzutischen. Steve ist betrunken, Bruce. Das siehst du ja. Er weiß nicht, was er sagt.“
„Er weiß genau, was er sagt, Norten“, erwiderte Bunnish. Er lächelte dünn und nahm seine Brille ab. Peter erschrak, als er seine Augen sah. Der Haß darin war beinahe fühlbar, und da war auch noch etwas anderes, etwas Altes und Bitteres und irgendwie Eingeschlossenes. Der Blick dieser Augen glitt leicht über Kathy hinweg, die ruhig inmitten der alten Feindseligkeit saß, und berührte Steve Delmario, Peter Norten und E. C. Stuart – einen nach dem anderen – mit großer Abscheu und ebenso großer Belustigung.
„Schluß damit“, sagte Peter fast bittend.
„ NEIN!“ sagte Delmario. Der Alkohol hatte ihn angriffslustig gemacht. „Es ist nicht Schluß damit, es wird nie Schluß damit sein, verdammt noch mal. Hol ein Spiel her, Bunny. Ich fordere dich heraus! Wir analysieren es sofort, wir gehen die ganze Sache noch einmal durch, und ich werde dir zeigen, wie du alles verpißt hast.“ Er stemmte sich hoch.
„Ich habe eine bessere Idee“, sagte Bunnish. „Setz dich, Delmario.“
Delmario blinzelte unsicher und fiel dann in seinen Sessel zurück.
„Gut“, sagte Bunnish. „Zu meiner Idee werden wir gleich kommen, aber zuerst werde ich euch allen eine Geschichte erzählen. Wie Archie Bunker einmal gesagt hat – Rache ist die beste Möglichkeit gleichzuziehen. Aber es ist keine Rache, wenn das Opfer nichts davon weiß. Also werde ich es euch sagen. Ich werde euch ganz genau erzählen, wie ich euer Leben ruiniert habe.“
„Oh, komm, hör auf damit!“ sagte E. C.
„Du hast Geschichten noch nie gemocht, E. C“, sagte Bunnish. „Weißt du, warum? Wenn nämlich jemand eine Geschichte erzählt, so wird er der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Und der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit hast immer du sein müssen, egal wo du auch warst. Aber jetzt bist du nicht der Mittelpunkt, du bist ein Nichts. Wie fühlt man sich, wenn man unbedeutend ist?“
E. C. schüttelte angewidert den Kopf und schenkte sich Kaffee nach. „Los, Bunnish“, sagte er. „Erzähl deine Geschichte. Du hast ein gebanntes Publikum.“
„Das habe ich, nicht wahr?“ lächelte Bunnish. „Also gut. Alles fängt mit diesem Spiel an. Ich und Vesselere. Ich habe dieses Spiel nicht geschmissen. Es war nicht zu gewinnen.“
Delmario ließ ein unverschämtes Geräusch ertönen.
„Ich weiß es“, fuhr Bunnish unbeirrt fort, „jetzt, aber damals wußte ich es nicht. Ich dachte, ihr hättet recht. Ich hätte alles kaputtgemacht, dachte ich. Es hat an mir gefressen. Jahre, viele Jahre lang, mehr Jahre, als ihr glauben würdet. Nacht für Nacht bin ich schlafen gegangen und dann habe ich dieses Spiel in meinem Kopf wieder und wieder durchgespielt. Dieses Spiel hat mein gesamtes Leben zunichte gemacht. Es wurde eine Besessenheit. Ich wollte nur eines – noch eine Chance. Ich wollte irgendwie zurückgehen, wollte einen anderen Weg wählen, wollte andere Züge machen, um als Gewinner aus der ganzen Sache herauszukommen. Ich hatte die falsche Variante gewählt, das war alles. Ich wußte, wenn ich noch eine Chance hätte, würde ich es besser machen. Mehr als fünfzig Jahre lang habe ich auf dieses Ziel hingearbeitet, und zwar allein auf dieses eine Ziel.“
Peter
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