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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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freund­schaft­li­cher Re­ak­ti­on ver­stumm­ten die nächt­li­chen Ge­räusche der In­sek­ten und Schleie­reu­len. Ze­ke hob ei­ne Hand und spreiz­te die Fin­ger, als wol­le er die Ster­ne er­grei­fen und auf die Er­de her­ab­zie­hen. Sein klei­ner Kör­per zit­ter­te, wäh­rend er sich auf die Spit­zen sei­ner brei­ten Fü­ße reck­te. Und dann sank er so tief dem Sand ent­ge­gen, daß ich an­nahm, er wür­de fal­len. Er brach­te es aber fer­tig, auf den Fü­ßen ste­hen­zu­blei­ben, und starr­te auf das Krab­ben­gras hin­un­ter.
    Mein Ge­sicht rö­te­te sich, und ein Schweiß­trop­fen roll­te trotz der küh­len Bri­se mei­ne Stirn hin­ab. Ich war ver­le­gen – die­se Schmerz­vi­si­on glich ei­ner ver­zerr­ten Re­fle­xi­on mei­ner ei­ge­nen See­le – und muß­te weg­se­hen.
    Des­halb sag­te ich Bump und Le­von, de­ren hei­me­li­ge Ge­sich­ter die Tie­fe ih­rer Ge­füh­le an­ge­sichts der Pein ih­res Freun­des aus­drück­ten, Le­be­wohl. Ich nahm fünf Dol­lar aus mei­ner Brief­ta­sche und gab sie Le­von als klei­ne Spen­de.
    „Er wird mü­de“, sag­te Le­von.
    Ich nick­te, und oh­ne mich noch ein­mal um­zu­wen­den, leg­te ich die paar Me­ter bis zu mei­nem Wa­gen zu­rück.
    Ich spür­te Ze­ke hin­ter mir, noch be­vor ich ihn hör­te. Die Hand an der of­fe­nen Wagen­tür, dreh­te ich mich zu ihm um. Ich ging in die Hocke, so daß wir uns mehr oder min­der in die Au­gen se­hen konn­ten.
    Im dif­fu­sen Licht­pe­gel des Ab­blend­lichts hob Ze­ke sei­ne fra­gi­len Hän­de, um mei­ne zu be­rüh­ren. Ich streck­te mei­ne Fin­ger aus, und ih­re Spit­zen tra­fen auf die sei­nen. Sei­ne Fin­ger wa­ren warm, und Ge­füh­le schie­nen von ih­nen aus­zu­ge­hen und auf mich über­zu­wech­seln. Et­was ging auch aus mir her­aus. Et­was Sau­res und Häß­li­ches, das ich viel zu lan­ge mit mir her­um­ge­tra­gen hat­te. Ze­ke ab­sor­bier­te es, wie ein Schwamm schmut­zi­ges Was­ser auf­saugt.
    Ich möch­te nicht sa­gen, daß ich plötz­lich ge­heilt war, ei­ne Wir­kung, die dem Auf­le­gen von Hän­den zu­ge­schrie­ben wird – ich war nur er­leich­tert. Kei­ne Of­fen­ba­rung oder Rei­ni­gung, son­dern ein Wech­sel, ein Tei­len. Ze­ke teil­te mei­nen Schmerz … und ich den sei­nen.
    Das dau­er­te nur einen Au­gen­blick, dann trenn­ten sich un­se­re Fin­ger­spit­zen. Ich stand da, im­mer noch ge­fes­selt von Ze­kes ru­bin­ro­ten Au­gen. Sie sa­hen nicht län­ger ge­las­sen aus; ich hat­te in ge­wis­sem Sin­ne mit ih­nen ge­se­hen. Es gab kein plötz­li­ches Fu­ji-Farb­fo­to von ei­ner au­ßer­ir­di­schen Welt, nur das Ge­fühl ei­nes Ver­lusts, der so groß war, daß ein Ak­zep­tie­ren die ein­zi­ge Al­ter­na­ti­ve zum Tod ge­we­sen war. Mei­ne Pro­ble­me schie­nen ne­ben de­nen Ze­kes so be­deu­tungs­los, daß ich mich für mein Ver­sin­ken im Selbst­mit­leid schäm­te.
    „Leb wohl, Ze­ke“, sag­te ich, „und dan­ke.“ Als ich mich ins Au­to setz­te und die Tür schloß, ging das Licht aus und hin­ter­ließ einen va­gen, blas­sen Um­riß an­stel­le von Ze­ke. Ich star­te­te den Mo­tor und kam oh­ne Pro­ble­me aus dem Sand her­aus. Als ich zur Rou­te 31 zu­rück­fuhr, be­merk­te ich im Rück­spie­gel drei schrump­fen­de Ge­stal­ten, zwei Män­ner und die klei­ne Ge­stalt ei­nes We­sens von ei­ner an­de­ren Welt. War er ein Ver­bann­ter, ein Flücht­ling, ein ver­irr­ter Rei­sen­der? Er wür­de auf die­sem Pla­ne­ten ster­ben, doch auch mit die­sem Wis­sen hat­te er das Bes­te aus sei­ner La­ge ge­macht.
    Als ich am nächs­ten Mor­gen ins Bü­ro hin­un­ter­ging, um mei­ne Rech­nung zu be­zah­len, be­merk­te ich, daß Bumps Last­wa­gen nicht auf dem Park­platz stand. Viel­leicht hat­te er die Nacht bei Le­von ver­bracht, oder viel­leicht war er früh­zei­tig los­ge­fah­ren, um ei­nem sei­ner kon­ven­tio­nel­le­ren Kun­den ein paar Gar­ten­ar­ti­kel zu lie­fern.
    Mrs. Nicker­sons Ver­hal­ten hat­te sich nicht ge­än­dert. Sie sah sich ge­ra­de Bow­ling for Dol­lars an, wand­te sich aber wi­der­wil­lig ab, um mein Geld ent­ge­gen­zu­neh­men. Wäh­rend ich mei­nen Scheck un­ter­schrieb, frag­te sie: „Ha­ben Sie die Fre­aks

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