Kopernikus 8
ein Satyr kopulieren unter einem Pflaumenbaum. Sie bemerken mich nicht. Sie sind so unverfroren, wie das Meervolk scheu ist. Der kurze, pelzige Schwanz des Satyrweibchens schnellt auf und ab, während sie den Nymphen besteigt und mit ihren haarigen Beinen umklammert. Seine grünen Hände umklammern ihre Hüften und gleiten weiter nach oben, um ihr rosa Fleisch zu liebkosen. Zu beiden Seiten der pelzbesetzten Kuppe ihres Rückgrats ist die Haut etwas sonnenverbrannt. Der Nymph beugt sich zu ihr hoch und dringt grunzend in sie ein, woraufhin sie die Finger in seinem grünen, lockigen Haar vergräbt. Er stemmt die Füße auf den Boden und bohrt die Zehen hinein, während ihre Hufe Sand vom Boden aufwirbeln. Der Nymph stöhnt und zieht die Satyrfrau enger an sich. Unsere Schöpfer haben keinerlei Respekt vor dem ursprünglichen Geschlecht ihrer Geschöpfe. Sie gefallen nur sich selbst, niemals wollen sie den Mythen oder Legenden gerecht werden.
Ich mache kehrt und galoppiere von dem atemlosen Keuchen und Stöhnen und Seufzen auf der Lichtung weg. Ich selbst habe einmal mit der Satyrfrau kopuliert. Gott stehe mir bei.
Das Gras der Wiese teilt sich vor mir, die Luft fließt wie Wasser durch meine Mähne. Bei der herrschenden Hitze sind die Vögel stumm, doch der schrille Gesang der Zikaden treibt mich weiter. Meine Hufe wirbeln Staub auf, zertreten Blumen und hinterlassen Abdrücke im Torf. Schweiß kitzelt in meinen Augen. Das Atmen schmerzt, daher presse ich die Ellbogen fest gegen die Flanken. Ich atme die Luft in Feuergarben ein. Schweiß rinnt an meiner Brust hinab, befeuchtet meine Flanken, fließt an den Beinen hinab und spritzt beim Laufen von meinen Fesseln. Zwischen meinen Hinterbacken wird der Schweiß zu weißem Schaum verrieben.
Die Wiese endet, ich galoppiere zwischen Felsen dahin. Ich springe über einen großen Stein und lande zwischen Kies und Geröll. Das Tal wird enger, steigt und endet vor einer Felswand. Ich stolpere, bleibe stehen, verharre mit gespreizten, in den Knien etwas angewinkelten Beinen und versuche, nur zu atmen.
Später erkenne ich, daß ich immer noch in einer Hand eine Pflaume, in der anderen einen Pfirsich halte. Der Saft der zerdrückten Früchte rinnt zwischen meinen Fingern herab. Ich zerbeiße die Früchte mit den Zähnen und schlucke das Fruchtfleisch, bis nur noch die Kerne übrig sind. Die Obstbäume sind Hybriden, sie bringen nur Mißbildungen und Freaks hervor. Ich werfe die Samen zwischen ödes Gestein, wo sie keinesfalls keimen können.
Während ich den Berg wieder hinabtrotte, trocknet der Schweiß auf meinem Körper. Vom Zentrum des rechten Hinterhufs breitet sich ein pochender Schmerz im Bein aus. Ich glaube, ich habe eine Schwellung.
Wieder auf der Wiese, lege ich mich im hohen, kühlen Gras nieder. Beim Schlafen ist mir immer unwohl. Stehe ich wie ein Pferd, sinkt mein Kopf nach vorne, und ich bekomme Rückenschmerzen. Auf der Seite zu liegen, den Kopf auf die Arme gebettet, ist ebenfalls unbequem, weil mir dabei immer die Arme einschlafen.
Als ich wieder erwache, fällt bereits der Schatten der Berge über mich. Bald wird es dunkel werden, und der Vollmond wird scheinen. Ich strecke die Vorderbeine aus und richte mich auf.
Ein weißer Blitz zwischen den Bäumen erregt meine Aufmerksamkeit.
„Elfleda!“
Sie bleibt stehen und wendet sich mir zu, wobei sie den Kopf anmutig senkt, um das Horn zwischen Zweigen herauszuziehen. Sie hat kleine Brüste und lange, kräftige Hände. Am Nabel geht Menschenhaut in Tierfell über, doch wie alle anderen Äquiformen auch verfügt sie über menschliche Geschlechtsorgane zwischen den Beinen. Unsere Besitzer müssen Elfledas Tierkörper sorgfältig geplant und gezüchtet haben, denn sie ist sowohl Pferd wie Hirsch, ihr Fell aber ist das kräftige und bezaubernde einer Ziege. Sie wedelt mit dem Schwanz.
„Hallo, Achilleus. Was willst du?“
„Ich …“ Aber ich kann nichts von ihr wollen, das sie mir geben würde. Sie ist nicht grausam, nur distanziert. Sie hegt keine besonderen Gefühle für mich, und ich habe auch keinen Grund, das zu erwarten.
„Sie werden bald wiederkommen“, sagt sie.
„Ich hoffe nicht.“
„Sie werden.“
„Und du wirst auf sie warten.“
„Ja“, sagt sie. Ich verstehe nicht, weshalb sie nicht im Wald verschwindet, wenn sie kommen, schließlich kann sie fast alle ignorieren. Statt dessen beobachtet sie, und unsere Meister sehen sie und werden eifersüchtig auf ihre Freiheit. Was sie
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