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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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würde ich damit um die ganze Welt fahren.“
    Mit einem zufriedenen Seufzer läßt er sich in seinen Sessel vor dem Kontrollpult fallen, säubert sich die Hände und aktiviert den Bildschirm, der die Luftabwehrzentrale zeigt.
    Lichterfeld sitzt noch fast genauso auf seinem Platz wie zuvor: vornübergebeugt und angestrengt den Radarschirm beobachtend.
    „Achtung!“ brüllt Obersen ins Mikrofon.
    Lichterfeld schrickt zusammen und stiert mit weit aufgerissenen Augen fragend ins Kameraobjektiv.
    „Wollte nur mal sehen, ob du nicht festgefroren bist.“
    Obersen lacht lauthals und schlägt sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
    Lichterfeld zieht ein saures Gesicht, schüttelt mißbilligend den Kopf und sagt: „Idiot!“
    Dann schaltet er, fast schon wieder lächelnd, von sich aus den Bildschirm ab.
    Eine Zeitlang tut sich nichts. Alle Systeme arbeiten normal, hin und wieder ein kontrollierender Blick, das genügt. Herbstmann hat sich gar den Kopfhörer aufgesetzt und hört Musik. Er hat die Augen geschlossen, rührt sich nicht und hält die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
    Dann leuchtet groß Stichers rundes Gesicht auf dem Schirm auf. Seltsam, denkt Fischer, sein Gesicht ist unnatürlich gerötet, und seine Augen liegen tief in den Höhlen, sehen irgendwie verschleiert aus.
    „Fischer, die Piranhas raus! Doppelreihe vorn.“
    Das Gesicht verschwindet wieder.
    Fischer schaltet als erstes auf die Außenkameras um. Von nun an wird alles, was draußen passiert, vom jeweils günstigsten Blickwinkel aus auch im Kontrollraum zu sehen sein. Der Kamerawechsel erfolgt automatisch in regelmäßigen Abständen, aber wenn ein Besatzungsmitglied eingreift, können alle gewünschten Einstellungen und Perspektiven nach drinnen übertragen werden.
    Das Gewitter hat aufgehört. Fern am flachen Horizont geht die Sonne auf, sie wechselt schon von einem blutigen Rot in ein helleres, leuchtenderes Stadium. Ihre Kraft reicht allerdings noch nicht, um das Zwielicht ganz zu durchdringen, um die wallenden Bodennebel auf den Wiesen aufzulösen, zwischen denen eine Horde Bullen, in Panik geraten durch den donnernden Vorstoß des C HAMÄLEON , in wilder Flucht davonjagen.
    „Das wird ein schöner Tag heute“, sagt Herbstmann, der gemerkt hat, daß sich etwas ereignen wird, aufgestanden ist und jetzt neben Fischer steht. „Aber wo sind die anderen geblieben?“
    Fischer hat keine Zeit zu antworten, er muß sich jetzt konzentrieren. Unten, an der vorderen Bauchseite des C HAMÄLEON , schiebt sich vertikal die Stahlwand Zentimeter für Zentimeter auseinander, bis sie eine klaffende Wunde freiläßt. Fischer gibt Kompression und Schub, dann zischen die Piranhas – acht Stück an der Zahl – aus dem Leib, der sie geboren hat und jetzt seine Wunde wieder verschließt.
    „Die anderen sind weg“, hört Fischer Obersen sagen. „Möglicherweise haben wir einen Spezialauftrag.“
    „In der Regel üben wir im Verband“, zweifelt Herbstmann.
    „In der Regel! In der Regel haben die Germanen rote Barte. Keine Regel ohne Ausnahme“, brummt Obersen unwirsch.
    Fischer hört die Stimmen von Obersen und Herbstmann, aber er hört nicht zu. Er ist damit beschäftigt, die kleinen, blitzschnellen Piranhas in zwei Viererreihen in etwa fünfhundert Meter Entfernung vor dem C HAMÄLEON zu postieren und ihre Geschwindigkeit mit der der mobilen Festung in Einklang zu bringen.
    Das taktische Aufgabengebiet der Piranhas ist klar umrissen: Verteidigung des C HAMÄLEON im Bodenbereich, Aufklärungsarbeit in der unmittelbaren Umgebung. Die Piranhas sind pfeilförmige Luftkissenboote, das macht sie wendig und schnell, und sie können ihren Schutzauftrag gleichermaßen auf der Wasser- und auf der Landoberfläche wahrnehmen.
    Das modernste Waffensystem dieser Bodenabwehr-Einheiten sind die Thermo-Taster, die ununterbrochen das Umfeld des C HAMÄLEON absuchen. Sobald sie dort ein Lebewesen mit einer Körpertemperatur zwischen sechsunddreißig und zweiundvierzig Grad Celsius ausfindig machen, das zudem die ungefähren Konturen eines Menschen zeigt, zischen die Piranhas dorthin und töten es. Sie reagieren auf den richtigen Temperaturbereich (einschließlich fieberhafter Abweichungen) genauso wie die räuberischen und freßgierigen Piranhas des Amazonas auf einen Tropfen Blut, der ins Wasser gelangt: Die Raubfische eilen von weit her zusammen und töten das Opfer; Säugetiere von der Größe eines Schweins skelettieren sie in wenigen Minuten. Das Witterungsvermögen

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