Kopf frei
die Alltagsbewältigung zu sprechen. Für mich heißt das in der Regel: weniger über den Alltagskram zu reden. Und für meine neue Flamme heißt es, mehr darüber zu sprechen.
LOTTI:
Ihr übt die Trainingspunkte gemeinsam?
HUGO:
Ja. Ich habe sie angesteckt. Ich wusste bisher nicht, wie innig eine Beziehung sein kann. Das verdanke ich dir, Lotti.
??? FRAGEN UND ANTWORTEN
Ist es nicht wichtig, dass ich mich erst der Strudelei hingebe, um alle Gefühle zuzulassen?
Da machen Sie eine Voraussetzung, die ich anzweifle. Dass es nämlich möglich ist, sich in der Alltagsbewältigung abzuhetzen, um so an alle Gefühle zu kommen. Mir scheint umgekehrt wahr zu sein, dass wir uns im Funktionierrödel verheizen, um uns auszuweichen. Hierzu könnten Ihnen Workaholics Bände erzählen, wenn sie nicht gerade so viel zu tun hätten.
Sie sagen, für die Alltagsbewältigung sei es meist sinnvoller, über Ergebnisse, nicht aber über Prozesse zu sprechen. Können Sie hierzu ein Beispiel geben?
Sprechen wir über Ergebnisse und nicht über Prozesse, dann haben alle Beteiligten einen freieren Kopf. Lange Prozessberichte rauben dem Adressaten Energie und Zeit.
Und nun das Beispiel: »Der Schornsteinfeger war da, und alles ist gerichtet und in Ordnung.« Diese Ergebniszusammenfassung könnte als Prozessbericht so lauten:
»Heute habe ich gesehen, wie ein Auto kam, und dachte, das kenne ich überhaupt nicht. Und jemand stieg aus und kam zur Tür, und ich dachte, wer kommt denn da? Da war es ungefähr halb zehn. Das war der Schornsteinfeger. Der ist dann aufs Dach, nein erst in den Keller und hat gefragt, was ist denn los mit dem Schornstein? Nachdem er dann alles gereinigt hatte, hat er einen Luftabzugstest gemacht und dann hat er aber zum Glück jemanden dabeigehabt ...«
Gehen Sie bei diesem Trainingspunkt so weit zu sagen, ich solle dem anderen mitteilen, wenn ich mir in der Küche einen Kaffee hole?
Es geht immer um das oberste Kriterium: Kopf frei für alle. Das muss darüber entscheiden, ob ich diese Mitteilung mache oder nicht.
Es gibt also kein Schwarz oder Weiß in diesem Modell?
Exakt.
Das heißt, ich muss immer wach sein?
Ohne sich zu schelten, wenn es nicht gelingt. Und es ist nicht kompliziert. Denn es gibt nur einen einzigen Hauptleitstern, nämlich: Birne frei.
Mich irritiert es, wenn der andere kommentarlos den Raum verlässt.
Irritiert Sie das immer oder nur in bestimmten Situationen?
Immer, sogar wenn es zu 99 Prozent sicher ist, was der andere machen wird.
Dann scheint das Problem nicht in der Uninformiertheit zu liegen, sondern andere Wurzeln zu haben. Darf ich Sie fragen, ob Sie mit dem Thema Verlassen-Werden, unberechenbare Verhaltensweisen oder Abruptheiten anderer ungute Erfahrungen gemacht haben?
Das kenne ich leider nur zu gut.
So sind wir elegant beim Unkraut Ihres Seelengartens gelandet und hätten eine andere Spur weiterzuverfolgen. Aufgabe des Verbalisierens von alltäglichen Handlungen ist es nicht, wunde Punkte anderer lückenlos zu berücksichtigen.
Aber ich kann es am Empfängerende als Hinweis nehmen.
Genau. Jedes Mal wenn ich mich vermeintlich am Verhalten des anderen stoße, stoße ich mich in Wirklichkeit an einem nicht klar erkannten wunden Punkt von mir selbst.
Gilt es dann, Schritt für Schritt die wunden Punkte zu erkennen und zu heilen?
Genau. Die Reihenfolge ist: erkennen, sich stellen, integrieren.
Da fallen mir so viele wunde Punkte ein, dass das ganz uferlos erscheint! Vielleicht ist es uferlos, aber Sie brauchen ja nicht alles gleichzeitig zu machen. Sie können Punkt für Punkt (Inkarnation für Inkarnation) abarbeiten.
Also sollte ich die Strudelei besser sein lassen, um dichter bei mir zu sein? Sie können machen, was Sie wollen. Wenn Sie Lust haben, näher bei sich zu sein, dann wäre der Abbau von Strudelei empfehlenswert.
Definition von Strudelei?
Rödeln und hetzen ohne innere Anbindung an den wirklichen Sinn einer Tätigkeit.
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Trainingspunkt
Quatsch machen, fantasieren, einander necken
MACH QUATSCH UND SPASS, SO VIEL DU KANNST!
Das ideale Wesen?
Ein vom Humor verwüsteter Engel.
Emil M. Cioran
Hier tut sich ein großer Spielplatz auf! Wenn wir Quatsch machen, fantasieren, mit der Sprache spielen, andere necken, dann sind wir auf der Stelle kreativ und spontan, sind in guter Anbindung an uns selbst und andere. Wir erleben Glück und sind in der Gegenwart. In einem eleganten Rundumschlag und noch
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