Kopf frei
rachegeladenen Redeweise zu besinnen. Doch es lohnt sich. Denn durch das Wahrnehmen und Aussprechen tieferer Beweggründe löst sich ein alter Schmerz nach dem anderen auf. So wird das Äußern der Befindlichkeit zum attraktiven Trip. Durchhalten befreit mehr und mehr und verspricht überdies Abwechslung!
Wir können diesen Trainingspunkt auch als Zuhörer zur Gesprächsvertiefung nutzen. Laden wir unser Gegenüber von der sekundären Außendrehung zur primären Innendrehung durch folgende Fragen ein:
► Wie geht es dir?
► Was fühlst du genau? Was fühlst du sonst noch?
► Was ist deine Befindlichkeit jetzt?
► Wenn du jetzt in dich reinfühlst, was nimmst du wahr?
Oder anders:
► Wenn du so sprichst, habe ich keine wirkliche Anbindung an dich/an das, was du sagst.
► Wenn jetzt die Stunde der Wahrheit wäre, was würdest du sagen?
► Ich habe ein Störgefühl. Ist es möglich, dass du eigentlich etwas anderes sagen willst?
Oder wir legen uns selbst diese und ähnliche Fragen vor.
Hugo unterwegs zu sich
LOTTI:
Na, Hugo, wie geht es dir?
HUGO:
Warte mal! Ich will mich erst einmal verlangsamen und mich wirklich auf mich besinnen.
LOTTI:
Du fällst also nicht auf meine dich meinende und ernst gemeinte Frage herein.
HUGO:
Bei dir habe ich gelernt, wachsam zu sein. Wie es mir geht? Ich freue mich, mit dir zu sprechen. Ich bin froh, dass ich mich immer seltener in meinen Sprechgewohnheiten verheddere.
LOTTI:
Wieso macht dich das froh?
HUGO:
Weil ich mich insgesamt leichter und beschwingter fühle und weil ich mehr in wirklichem Austausch mit anderen bin. Es ist herrlich.
??? FRAGEN UND ANTWORTEN
Wie erspüre ich, was wirklich in mir vorgeht?
Indem ich nicht sofort losblubbere, sondern stattdessen innehalte und mich frage: »Was motiviert mich jetzt, zum Beispiel diese Geschichte zu erzählen?«
Wenn ich mich ehrlich frage, kann ich mich dann noch anlügen?
Das ist eine unserer Spitzenfähigkeiten.
Merke ich eigentlich, wenn ich mich anlüge?
Alles steht und fällt mit unserer Wachheit. Je wacher ich bin, desto deutlicher merke ich, ob ich mich selbst an der Nase herumführe. Je mehr ich das tue, desto unlauterer bin ich mit meinem Gegenüber. Wie sollten dann Kontakt und Kommunikation möglich sein? Also ist die Ehrlichkeit zu sich selbst der Ausgangspunkt für alles.
Oft traue ich mich nicht, das wirklich Gespürte anzusprechen.
Wie kann ich diesen Mut entwickeln?
In kleinen Schritten. Mit jedem Minierfolg wächst der Mut.
Woran kann ich den Erfolg messen?
An der eigenen inneren Zufriedenheit und dem verbesserten Kontakt zu anderen. Und am wachsenden Mut.
Wenn ich meine gegenwärtige Befindlichkeit erzähle, dränge ich mich dem anderen doch nur auf!
Nein, wie es Ihnen jetzt geht, interessiert wirklich und blättert Ihre Innenseite auf, wodurch Nähe und Kontakt hergestellt sind. Vorausgesetzt, Sie sagen wirklich, wie es Ihnen geht, anstatt eine Jammerplatte aufzulegen.
Jammern ist keine Gefahr mehr für mich, seit ich Ihr Buch Jammern mit Happy End gelesen habe. Danke für dieses lustige Buch. Es ist so befreiend. B itte.
Noch mal zum Thema »gegenwärtige Befindlichkeit«. Wie ist es, wenn ich sie vor einer Gruppe äußere?
Wenn ich authentisch bin, gehen alle Herzen auf und nicht nur eins.
Ich habe das Gefühl, dann aber zu viel Raum einzunehmen.
Dann ist Ihre alleraktuellste Befindlichkeit die Sorge, zu viel Raum einzunehmen. Wenn Sie genau diese Sorge zur Sprache bringen, stehen Sie wieder zu sich und können erfahren, inwiefern diese Not nur Altlast und in der Gegenwart überflüssiger Ballast ist.
Ist es dem anderen nicht zu nah, wenn ich derart offen und ehrlich bin? Vertreibe ich den anderen nicht, womit dann der Kontakt verschlechtert wird?
Die Gefahr besteht. Und das ist dann kein Verlust, denn es wird ja nur der unterschwellige Kontaktmangel sichtbar, der sowieso da war. Ehrliche Klarheit ist besser als lebenslängliche Drumrumeierei.
Das heißt im Klartext, dass ich Bekannte verliere?
Nicht unbedingt. Es geht nur darum, die Spreu vom Weizen zu trennen. Wer meine Wahrheit nicht verträgt, mit dem passe ich nicht zusammen. Ich entscheide mich lediglich, ob ich Pseudokontakt will und damit meine Zeit verbringe, oder ob ich wirkliche, menschliche Begegnung will. Nur so gewinne ich den Weizen und verliere die Spreu, und das ist der entscheidende Punkt.
Verstehe ich Sie richtig, dass Ihr Kommunikationsmodell darauf hinausläuft, uns
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