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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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denn?«
    »Jemand hat Toms Arbeitszimmer durchsucht. Ich weiß, das klingt seltsam, aber ich bin mir sicher, daß jemand hier drinnen war und die Sachen auf seinem Schreibtisch verstellt hat. Nicht, daß der Raum verwüstet wäre, aber irgend etwas stimmt nicht. Ich kann nicht feststellen, ob etwas fehlt, und außerdem weiß ich sowieso nicht, wie ich es beweisen sollte, wenn es der Fall wäre.«
    »Wie sind die Täter reingekommen?«
    Sie zögerte. »Ich war nur eine Stunde lang weg, vielleicht ein bißchen länger. Bei so kurzen Zeitspannen sperre ich meistens die Tür nicht ab.«
    »Was macht Sie so sicher, daß jemand drinnen war?«
    »Das kann ich nicht erklären. Ich bin in Toms Arbeitszimmer gesessen, bevor ich ausgegangen bin. Ich war deprimiert, und es wirkte irgendwie tröstlich auf mich, auf seinem Stuhl zu sitzen. Sie wissen ja, wie es ist, wenn man über etwas nachgrübelt. Man ist sich seiner Umgebung bewußt, weil der Blick zu schweifen beginnt, während man in Gedanken ganz woanders ist. Mir wurde auch langsam klar, wieviel Arbeit Sie sich gemacht haben. Na, jedenfalls, als ich nach Hause kam, habe ich meine Handtasche auf den Küchentisch gestellt und bin noch einmal zum Auto gegangen. Ich hatte mir ein paar Kisten geholt, um Toms Bücher einzupacken. Sowie ich in sein Arbeitszimmer kam, habe ich den Unterschied gesehen.«
    »Besuch hatten Sie keinen?«
    »Oh, bitte! Sie wissen doch, wie die Leute mich behandelt haben. Ich könnte genausogut ein Schild hinaushängen... >Stadt-Sirene. Ehemänner auf Abwegen bitte hier melden<.«
    »Und Brant? Woher wollen Sie wissen, daß er nicht drinnen war und auf Toms Schreibtisch nach irgend etwas gesucht hat?«
    »Ich habe ihn gefragt, aber er war bis vor ein paar Minuten bei Sherry. Ich habe ihn gebeten, das Haus von außen abzusuchen, aber er fand keine Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen.«
    »Wer sollte auch gewaltsam eindringen, wenn sämtliche Türen unverschlossen sind?« sagte ich. »Weiß Brant, ob irgend etwas fehlt?«
    »Ihm geht es genau wie mir. Es ist auf jeden Fall nichts Auffälliges, wenn überhaupt etwas fehlt. Wer auch immer es war, er ist offenbar äußerst sorgfältig ans Werk gegangen. Es ist der reine Zufall, daß ich heute morgen hier drinnen war, sonst hätte ich wahrscheinlich gar nichts bemerkt. Meinen Sie, daß ich das Sheriffbüro verständigen sollte?«
    »Ja, tun Sie das mal besser«, empfahl ich. »Wenn sich später herausstellt, daß etwas gestohlen wurde, kann man der Sache nachgehen.«
    »Das hat Brant auch gemeint.« Es entstand eine kleine Pause, während sie die Tonart wechselte und nun mit leicht beleidigter Stimme weitersprach. »Offen gestanden hat es mich geärgert, daß Sie sich nicht gemeldet haben. Ich habe damit gerechnet, von Ihnen zu hören.«
    »Tut mir leid, aber ich bin nicht dazu gekommen. Ich wollte Sie demnächst anrufen«, erwiderte ich. Ich merkte, wie defensiv ich klang, als ich auf ihren Vorwurf antwortete.
    »Wo ich Sie ohnehin gerade am Telefon habe, könnten Sie mir vielleicht mitteilen, was sich getan hat. Ich gehe davon aus, daß Sie noch an dem Fall arbeiten, auch wenn Sie nichts haben hören lassen.«
    »Aber sicher.« Ich unterdrückte das Bedürfnis, wütend zu werden, und schilderte ihr meine Unternehmungen in den vergangenen anderthalb Tagen, wobei ich die persönlichen Aspekte von Toms Beziehung zu Colleen Seilers beiseite ließ. Eine Teilwahrheit ist schwerer zu erzählen als eine glatte Lüge. Da wollte ich sie schützen, und sie putzte mich wegen Nachlässigkeit herunter. Undankbar war gar kein Ausdruck. Obwohl ich mich versucht fühlte, ihr alles zu sagen, beherrschte ich mich. Ich behielt einen professionellen Tonfall bei, während mein inneres Kind plärrte: Leck mich. »Tom ist im Rahmen von Ermittlungen im Juni hierhergefahren. Können Sie sich daran erinnern? Wahrscheinlich war er über Nacht weg.«
    »Ja«, bestätigte sie langsam. »Es waren zwei Tage. Was spielt das für eine Rolle?«
    »Es gab einen Mordfall hier unten, von dem Tom dachte, daß er mit Skelettfunden zusammenhinge, die vergangenes Frühjahr in Nota County entdeckt wurden.«
    »Ich weiß, welchen Fall Sie meinen. Er hat nicht viel davon gesprochen, aber ich weiß, daß er ihn beschäftigt hat. Was ist damit?«
    »Tja, wenn es um laufende Ermittlungen in einem Mordfall geht, habe ich keinerlei Befugnis. Ich bin Privatdetektivin, das heißt, ich stelle freiberufliche Recherchen an. Ich kann meine Nase nicht auf

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