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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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kurz, da ich das Gespräch mit ihr möglichst rasch beenden wollte.
    Sowie ich aufgelegt hatte, nahm ich den Hörer wieder ab und rief bei Colleen Seilers an. Während es an ihrem Ende ewig klingelte, spürte ich meine Ungeduld anwachsen. »Na komm, na komm! Sei daheim...«
    »Hallo?«
    »Colleen, Kinsey hier.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Sie hörte sich an, als sei sie nicht besonders begeistert darüber, von mir zu hören, aber ich hatte es satt, ständig um den heißen Brei herumzureden. »Ich habe gerade eine halbe Stunde mit Pinkie Ritters Tochter Dolores und ihrem Mann verbracht. Dabei habe ich erfahren, daß Pinkie noch eine Tochter in Nota Lake hat und er und Alfie aus diesem Grund überhaupt erst dorthin gefahren sind.«
    »Und?«
    »Diese Frau habe ich bereits kennengelernt. Sie heißt Margaret und arbeitet als Verwaltungsangestellte im Sheriffbüro. Ich muß noch einmal hinauffahren und sie befragen, aber das kann ich nicht, ohne zu wissen, womit ich es zu tun habe.«
    »Warum rufen Sie da mich an? Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    »O doch, Sie können...«
    »Kinsey, ich weiß überhaupt nichts über diese Sache, und offen gestanden ärgert es mich, daß Sie mich immer wieder damit bedrängen.«
    »Tja, offen gestanden muß ich Ihren Ärger einfach riskieren. Was haben Sie denn, Colleen?«
    »Sind Sie eigentlich je auf die Idee gekommen, daß mir das weh tut? Ich meine, Selma tut mir furchtbar leid, aber sie ist nicht die einzige, die einen Verlust erlitten hat. Ich war auch in ihn verliebt, und es paßt mir nicht, daß Sie mir ständig Salz in die Wunden reiben.«
    »So, wirklich? Tja, interessant, daß Sie das sagen, denn wissen Sie, was ich glaube, was los ist? Ich glaube, es stinkt Ihnen, daß Sie in dieser Beziehung nie Macht oder Kontrolle ausüben konnten. Tom mag zwar moralisch einen hohen Standpunkt bezogen und aus seinen erhabenen Grundsätzen heraus gehandelt haben, aber Tatsache ist doch, daß er Sie mit nichts hat stehenlassen, und auf diese Art rächen Sie sich dafür.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Versuchen Sie’s noch mal«, sagte ich.
    »Wofür soll ich mich rächen? Er hat mir nie etwas getan.«
    »Tom war eine harte Nuß. Er war bereit, mit Ihnen zu flirten, hat aber schnell Grenzen gezogen, die Sie nicht überschreiten konnten. Er konnte es sich leisten, Ihre Zuwendung zu genießen, da sie ihn nichts kostete. Er nahm die Huldigung entgegen, ohne irgendein Risiko einzugehen, was bedeutet, daß er sich tugendhaft Vorkommen konnte, während Sie dastanden wie ein Kind, das die Nase gegen die Scheibe preßt. Sie konnten anschauen, was Sie sich wünschten, aber berühren durften Sie es nicht. Und jetzt denken Sie, daß es das Beste war, was Sie bekommen konnten, was wirklich Schwachsinn ist, weil Sie nämlich rein gar nichts bekommen haben. Dieses ganze Gerede über Schmerz ist doch nur ein Versuch, ein dickes, fettes emotionales Nichts zu rechtfertigen.« Mir war klar, daß ich sie nur deshalb piesackte, weil Selma mich gepiesackt hatte, aber es war trotzdem ein gutes Gefühl. Später würde ich garantiert Schuldgefühle bekommen, weil ich so fies gewesen war, aber fürs erste schien es mir die einzige Methode zu sein, um zu bekommen, was ich wollte.
    Sie schwieg einen Augenblick. Ich hörte, wie sie einen Zug an ihrer Zigarette nahm, gefolgt von hörbarem Ausatmen. »Vielleicht.«
    »Von wegen vielleicht! Genau so ist es«, sagte ich. »Alle halten ihn für edel, aber ich glaube, er war maßlos egoistisch. Wie aufrichtig war er denn, wenn er nie den Mut hatte, es seiner Frau zu sagen?«
    »Ihr was zu sagen?«
    »Daß er in Versuchung war, ihr untreu zu werden, weil er sich zu Ihnen hingezogen fühlte. Er hat seine Gefühle nicht ausgelebt, aber es ist verflucht noch mal kein Wunder, daß sie sich schließlich unsicher fühlte. Und was hat es Ihnen eingebracht? Sie trauern ihm immer noch nach und kommen womöglich nie von ihm los.«
    »Hören Sie, Sie haben wirklich keine Ahnung, wovon Sie da reden, also lassen wir mal die ganze selbstgestrickte Psychologie beiseite. Sagen Sie mir, was Sie wollen, und bringen wir es hinter uns.«
    »Sie müssen offen zu mir sein.«
    »Warum?«
    »Weil mein Leben davon abhängen könnte«, fauchte ich. »Kommen Sie, Colleen. Sie sind doch vom Fach. Sie wissen Bescheid. Sie sitzen da, verteilen häppchenweise Information und klammern sich an die Krumen, weil Sie sonst nichts haben. Aber das hier ist eine verdammt ernste Angelegenheit. Wenn Tom an Ihrer

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