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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Stelle wäre, glauben Sie, daß er dann Informationen verweigern würde?«
    Sie atmete wieder ein. »Wahrscheinlich nicht.« Sie klang widerwillig.
    »Dann machen wir mal weiter. Wenn Sie wissen, worum es geht, dann verraten Sie es mir doch einfach, Herrgott noch mal!«
    Sie zögerte immer noch. »Tom steckte in einer moralischen Krise. Ich war der leichte Teil daran, allerdings war ich nicht das einzige Problem.«
    »Was meinen Sie damit, Sie waren der leichte Teil?«
    »Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Ich glaube, er konnte sich mir gegenüber korrekt verhalten, und das fand er tröstlich. Diese Situation war überschaubar, während das andere Problem, vor dem er stand, komplizierter war.«
    »Raten Sie das nur, oder wissen Sie das genau?«
    »Also, Tom hat sich nie konkret geäußert, aber er hat auf die Sache angespielt. Etwas in der Richtung, daß er nicht wüßte, wie er Verstand und Gefühl in Einklang bringen soll.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Er fühlte sich für den Mord an Toth verantwortlich.«
    »Er fühlte sich verantwortlich ? Wie das?«
    »Aufgrund eines Vertrauensbruchs.«
    »Warum? Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »In bezug auf Toth’ Aufenthaltsort«, antwortete sie. »Ich habe ihm Adresse und Telefonnummer des Gramercy gegeben. Tom glaubte, daß jemand diese Daten benutzt hat, um Toth aufzuspüren und umzubringen. Es machte ihn halb wahnsinnig, daß er dachte, der Mann habe womöglich infolge seiner Nachlässigkeit sterben müssen.«
    Ich merkte, wie ich das Telefon anblinzelte und versuchte, aus ihren Äußerungen schlau zu werden. »Aber Selma hat mir erzählt, daß Tom immer sehr verschwiegen war. Das war eine ihrer Klagen. Er hat nie über irgend etwas gesprochen, erst recht nicht, wenn es um seine Arbeit ging.«
    »Es hatte auch überhaupt nichts mit seinen eventuellen Äußerungen zu tun. Er glaubt, daß jemand unbefugt einen Blick in seine Notizen geworfen hat.«
    »Aber sein Notizbuch ist verschwunden.«
    »Tja, damals war es noch da.«
    »Wen hatte er im Verdacht? Hat er je einen Namen genannt?«
    »Jemanden, mit dem er zusammengearbeitet hat. Aber das ist eine Vermutung von mir, nichts, das er mir direkt gesagt hätte. Warum sollte es ihn sonst belasten, wenn es nicht jemand war, der die Dienststelle hintergangen hat?«
    Ich wurde nachdenklich. In Gedanken ließ ich die Beamten Revue passieren, die ich in Nota Lake kennengelernt hatte: Rafer LaMott; Toms Bruder Macon; Hatch Brine; James Tennyson; Earlenes Ehemann Wayne. Und Hilfssheriff Carey Badger, der in der Nacht nach dem Überfall meinen Bericht aufgenommen hatte. Die Liste schien gar nicht mehr enden zu wollen, und alle, die in Frage kamen, standen in Zusammenhang mit dem Sheriffbüro von Nota Lake oder der Highway Patrol. Im Hinterkopf hatte ich mit einer Möglichkeit gespielt, die ich mir kaum einzugestehen wagte: Ich hatte nämlich den Verdacht gehegt, daß mein Angreifer an einer Polizeischule ausgebildet worden war. Zunächst hatte ich mich dieser Vermutung widersetzt, aber nun spürte ich, wie sie sich in meiner Vorstellung festzusetzen begann. Er hatte mich mit solchem Geschick niedergerungen, wie ich es selbst einmal beigebracht bekommen hatte. Ich konnte mir zwar nicht sicher sein, daß er momentan bei einer Polizeibehörde arbeitete, aber allein die Vorstellung verursachte mir Gänsehaut. »Wollen Sie damit sagen, daß einer von Toms Kollegen in einen Doppelmord verwickelt ist?«
    »Ich glaube, daß er diesen Verdacht hegte und ihn das zermürbt hat. Aber auch das hat er nie deutlich gesagt. Ich kann es nur vermuten.«
    Diesmal schwieg ich einen Moment. »Darauf hätte ich von selbst kommen sollen. Wie dumm von mir. Mist!«
    »Was wollen Sie jetzt tun?«
    »Fragen Sie mich was Leichteres. Was würden Sie denn vorschlagen?«
    »Vielleicht sollten Sie mit jemandem von der internen Untersuchungskommission sprechen.«
    »Und was sagen? Ich bin selbstverständlich bereit, den Behörden alles anzuvertrauen, was ich weiß, aber im Moment ist doch alles reine Spekulation, oder?«
    »Ja, schon. Das ist wohl auch ein Grund dafür, warum ich nicht selbst angerufen habe. Ich habe nichts Konkretes in der Hand. Vielleicht klärt sich alles auf, wenn Sie dort oben mit Pinkies Tochter sprechen.«
    »Und dabei den Täter darauf aufmerksam mache, daß ich ihm dicht auf den Fersen bin.«
    »Aber Sie können das nicht allein erledigen.«
    »Wen soll ich denn verständigen? Das Sheriffbüro von Nota Lake?«
    »Ich weiß nicht,

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