Kopf in der Schlinge
Rauchfaden aus. »Das glaube ich nicht.«
»Ich weiß, daß es unglaubwürdig klingt, aber denken Sie mal einen Augenblick darüber nach. Tom hat versucht, die Verbindung zwischen den beiden Opfern herzustellen, stimmt’s?
»Ja.«
»Nun, offensichtlich glaubte er, daß einer seiner Kollegen Alfie Toth’ Adresse heimlich aus seinen Arbeitsnotizen abgeschrieben hat. Kurz darauf wurde Toth ermordet. Toth war immer auf Achse, aber damals war er gerade aus der Haft entlassen worden und wohnte vorübergehend in einem Billighotel. Es war das erste Mal, daß es jemandem gelang, ihn unter einer festen Anschrift ausfindig zu machen. Niemand in Nota Lake wußte, wo Alfie Toth sich aufhielt, außer Tom.«
»Was macht Sie da so sicher? Vielleicht hat er es irgend jemandem gegenüber erwähnt. Oder womöglich hat es ein anderer ganz unabhängig von ihm herausgefunden«, wandte sie ein.
»Da haben Sie recht. Der Punkt ist nur, daß Tom fast durchgedreht ist, weil er dachte, er hätte etwas mit Alfies Tod zu tun. Und schlimmer noch, er vermutete, daß jemand aus seiner Dienststelle die Hand im Spiel hatte.«
»Aber das wissen Sie im Grunde nicht«, sagte sie. »Das ist nur eine Vermutung Ihrerseits.«
»Wie wollen wir jemals etwas wissen, wenn nicht jemand ein Geständnis ablegt? Und das kommt mir unwahrscheinlich vor. Bis jetzt ist dieser >Jemand< ja ungestraft davongekommen.«
»Wer hat Ihnen das gesagt?«
»Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Es war jemand aus einem Sheriffbüro. Eine vertrauliche Quelle.«
»Vertraulich, du liebe Zeit! Sie stellen hier eine massive Anschuldigung auf.«
»Meinen Sie, das wäre mir nicht klar? Natürlich tue ich das«, erwiderte ich. »Hören Sie, mir gefällt dieser Gedanke genausowenig wie Ihnen. Deshalb bin ich ja zurückgekommen — um Klarheit zu schaffen.«
»Und wenn Sie das nicht können?«
»Dann gehen mir leider die Ideen aus. Eine Möglichkeit gibt es noch. Pinkie Ritters Tochter Margaret...«
Selma runzelte die Stirn. »Stimmt. Ich hatte ihre Verwandtschaft ganz vergessen. Die Verbindung kommt mir seltsam vor, nachdem sie für Tom gearbeitet hat.«
»Nota Lake ist eine kleine Stadt. Irgendwo muß die Frau ja arbeiten, also warum nicht im Sheriffbüro? Alle anderen arbeiten ja anscheinend auch dort«, führte ich aus.
»Warum hat sie nicht den Mund aufgemacht, als Sie letztes Mal hier waren?«
»Bis gestern wußte ich noch nichts von Ritter.«
»Ich glaube, Sie sollten lieber mit Rafer sprechen.«
»Ich glaube, es ist das beste, ihn vorerst herauszuhalten.« Ich bemerkte den seltsamen Blick, der über ihr Gesicht huschte.
»Was?«
Sie zögerte. »Er ist mir heute nachmittag begegnet, und ich habe ihm gesagt, daß Sie heute abend wiederkämen.«
Ich begann vor Verzweiflung mit den Augen zu rollen und hätte am liebsten wenigstens einmal meinen Kopf auf die Tischplatte geschlagen, um dem Gefühl Ausdruck zu verleihen. »Hätten Sie doch nur den Mund gehalten! Es ist so schon schwierig genug. Hier weiß jeder über die Angelegenheiten des anderen Bescheid.«
Sie wischte meine. Einwände beiseite wie eine lästige Pferdebremse, die durch die rauchgeschwängerte Luft fliegt. »Seien Sie doch nicht albern. Er war Toms bester Freund. Was wollen Sie jetzt machen?«
»Ich spreche heute abend mit Margaret und lasse mir erzählen, was sie weiß«, antwortete ich. »Danach bleibt mir nichts anderes mehr übrig, als nach Santa Teresa zurückzufahren und mit dem dortigen Sheriffbüro zu reden.«
»Und was wollen Sie denen sagen? Sie haben doch nicht viel.«
»Ich habe gar nichts «, sagte ich. »Wenn sich nichts ergibt, bin ich mit meiner Weisheit am Ende.«
»Aha! Das war’s dann wohl.« Selma drückte ihre Zigarette aus und stand auf, ohne noch ein Wort zu sagen. Sie begann, das Geschirr abzuräumen und bewegte sich zwischen Tisch und Spüle hin und her.
»Lassen Sie mich doch helfen«, sagte ich und wollte mich nützlich machen.
»Bemühen Sie sich nicht.« Ihr Tonfall war frostig, und ihre Art abweisend.
Ich fing an, Teller und Besteck zusammenzustellen, und ging zur Spüle, wo Selma bereits übriggebliebenen Wackelpudding in den Mülleimer schaufelte. Sie ließ Wasser über einen Teller laufen, klappte die Tür der Spülmaschine auf und stellte ihn unten hinein. Das Schweigen war unbehaglich, und das Klirren der Teller hatte etwas Ungehaltenes an sich.
»Haben Sie etwas auf dem Herzen?« fragte ich.
»Hoffentlich war es keine Fehlentscheidung von mir,
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