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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Sie zu engagieren.«
    Ich sah sie scharf an. »Ich habe Ihnen nie eine Garantie gegeben. Kein verantwortungsvoller Privatdetektiv könnte so etwas von vornherein versprechen. Manchmal sind die Informationen einfach nicht vorhanden«, erwiderte ich.
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    »Wovon sprechen Sie dann?«
    »Ich habe Sie nicht einmal nach Referenzen gefragt.«
    »Dazu ist es jetzt ein bißchen spät. Wenn Sie mit einigen meiner früheren Arbeitgeber sprechen wollen, stelle ich Ihnen eine Liste zusammen.«
    Sie schwieg erneut. Es fiel mir schwer, den Wandel in ihrem Verhalten nachzuvollziehen. Vielleicht glaubte sie, ich gäbe auf. »Ich sage nicht, daß ich aufhöre«, erklärte ich.
    »Schon verstanden. Sie wollen sagen, daß die Sache eine Nummer zu groß für Sie ist.«
    »Möchten Sie gegen die Polizei antreten? Da habe ich persönlich mehr Verstand.«
    Sie knallte einen Teller so heftig hin, daß er in der Mitte in zwei gleiche Stücke zerbrach. »Mein Mann ist gestorben’.«
    »Das weiß ich. Es tut mir leid.«
    »Nein, tut es nicht. Es kümmert niemanden einen Dreck, was ich durchgemacht habe.«
    »Selma, Sie haben mich engagiert, damit ich das erledige, und ich erledige es auch. Ja, es ist eine Nummer zu groß für mich. Das war es übrigens auch für Tom. Sehen Sie nur, was ihm zugestoßen ist. Es hat ihm das Herz gebrochen.«
    Sie stand an der Spüle und ließ das heiße Wasser laufen, während ihre Schultern zuckten. Tränen strömten ihr über die Wangen. Ich stand einen Moment lang da und fragte mich, was ich tun sollte. Sicher würde sie so lange weiterweinen, bis ich mich ernsthaft bewegt zeigte. Ich tätschelte sie schüchtern und gab leise Murmellaute von mir. Ich malte mir aus, daß Tom zu Lebzeiten oft das gleiche getan hatte, vermutlich sogar an derselben Stelle. Gurgelnd rann das Wasser in den Abfluß, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich langte hinüber und drehte den Hahn zu. Wenn man genug Trockenperioden durchgemacht hat, kann man keine Verschwendung sehen. Nachdem ihr Kummer zunächst echt ausgesehen hatte, vermutete ich nun, daß die Gefühle mittlerweile aus Gründen der Effekthascherei zur Schau gestellt wurden. Unter heftigem Geschneuze und eingehender Begutachtung ihrer Nasenerzeugnisse riß sie sich schließlich zusammen. Wir spülten das Geschirr zu Ende, und Selma zog sich in ihr Zimmer zurück, aus dem sie kurz darauf in Nachthemd und Bademantel wiederkam, um sich ein Glas heiße Milch zu machen und ins Bett zu gehen. Ich floh aus dem Haus, sowie es mir mit Anstand möglich war. Nichts macht einen so hartherzig wie die Gegenwart einer selbsternannten Leidenden.

    Margaret und Hatch wohnten in der Nähe des Ortskerns in der Second Street. Ich hatte von Selma aus angerufen, bevor ich das Haus verließ. Kaum hatte ich mich gemeldet, da unterbrach sie mich schon. »Dolores hat gesagt, daß Sie bei ihr waren. Worum geht es überhaupt?«
    Angesichts des Mordes an ihrem Vater lag die Antwort eigentlich auf der Hand. »Ich versuche herauszufinden, was mit Ihrem Vater passiert ist«, antwortete ich. »Ich würde Sie gern heute abend sprechen. Kommt Ihnen das ungelegen?«
    Sie schien von meinem Ansinnen völlig verblüfft zu sein und willigte zögerlich ein. Ich konnte ihre Haltung zwar nicht nachvollziehen, schrieb es aber meiner Einbildung zu. Schließlich war das Thema zwangsläufig verstörend, vor allem angesichts Ritters früherer Gewalttätigkeit. Zweimal legte sie die Handfläche über die Sprechmuschel und beriet sich mit jemandem im Hintergrund. Ich nahm an, daß es Hatch war, doch sie erwähnte ihn nicht.
    Die Fahrt hinüber war trotz der rutschigen Straßen und dem anhaltenden Graupelschauer ereignislos. Bis jetzt war noch kein Schnee liegengeblieben, doch der Asphalt glänzte, und meine Reifen pfiffen jedesmal, wenn ich auf eine glatte Stelle kam. Ich mußte die Bremsen überlegt einsetzen und bereits einen halben Häuserblock vorher aufs Pedal treten, wenn ich vor mir eine Ampel auf Rot schalten sah. Paranoid, wie ich inzwischen war, fiel mir auf, wie nahe das Haus der Brines an dem Parkplatz vor Tiny’s Tavern lag, wo ich bedroht worden war. Nachdem Wayne und Earlene die Brines zu Hause abgesetzt hatten, hätte Hatch ohne weiteres noch einmal zurückfahren können. Ich ertappte mich dabei, wie ich die Straßen nach einem schwarzen Lieferwagen absuchte, doch natürlich sah ich nichts.
    Ich gelangte in eine Siedlung

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