Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
Versicherungspolice entdeckt. Es stellte sich heraus, daß Judy einen Liebhaber hatte und die zwei sich diesen Plan ausgedacht hatten, um ihren Mann loszuwerden, das Geld zu kassieren und abzuhauen. Sie hat selbst die Patrone mit einer Ladung brisantem Sprengstoff präpariert, damit sie wie ein unschuldiges Opfer der Umstände dasteht. Tom hat sie überführt, und dabei ist er früher einmal fest mit ihr gegangen. Sie war die Ballkönigin beim Klassentreffen der High-School, und an dem Abend wären sie beinahe zusammen durchgebrannt. Doch das alles hat bei ihm nicht gefruchtet, und genau darauf wollte ich hinaus.«
    »Was wurde aus Judy Gelson?«
    »Sie sitzt irgendwo fünfundzwanzig Jahre bis lebenslänglich ab. Der Liebhaber ist verschwunden. Ja, man hat nicht einmal rausgekriegt, wer es war. Vielleicht jemand von hier, der eine Menge zu verlieren hatte. Tom hat nie lockergelassen und hartnäckig versucht, dem Kerl auf die Spur zu kommen. Er konnte es nicht ertragen, wenn jemand ungestraft davonkam.«
    »Hat er gern an alten Fällen gearbeitet?«
    »Das machen doch alle. Man hat immer die Chance, etwas aufzuklären und sich einen Namen zu machen. Aber es ist mehr als das; es geht darum, jemanden zur Rechenschaft zu ziehen, >die Akte Schließern nennt man das heutzutage, aber es läuft aufs gleiche hinaus.«
    Ich sah zu Margaret hinüber und sagte: »Etwas anderes will Selma auch nicht.«
    Hatch schüttelte den Kopf, als er ihren Namen hörte. »Tja, also, Selma. Die ist ein anderer Fall. Ich möchte ja nichts Böses über sie sagen. Tom war verrückt nach ihr; er hat den Boden unter ihren Füßen vergöttert, ganz ehrlich.«
    Nun meldete sich Margaret zu Wort. »Wir anderen finden Selma ziemlich unerträglich.«
    »Weshalb?«
    »Ach, wissen Sie, sie ist schnell eingeschnappt und bildet sich Beleidigungen ein, die gar nicht so gemeint waren. Tom hat sich immer redlich bemüht, sie zu beruhigen, aber es war nie genug. Wenn man den beiden in der Öffentlichkeit begegnet ist, hat er immer dafür gesorgt, daß sie ins Gespräch mit einbezogen wurde, stimmt’s?« sagte sie und wandte sich an Earlene, damit sie ihr das bestätigte. »Ich glaube, er wußte, daß sie unbeliebt war, und wollte, daß sie gut dastand.«
    »Das stimmt. Er hat immer versucht, sie aus der Reserve zu locken... sie zum Reden aufgefordert, als hätte das irgend jemanden einen feuchten Dreck interessiert. Alle mochten ihn, konnten aber mit ihr nichts anfangen.«
    »Also war ihre Unsicherheit gerechtfertigt«, sagte ich.
    Earlene lachte. »Sicher, aber wenn sie nicht so egozentrisch gewesen wäre, wäre sie vielleicht beliebter gewesen. Selma ist überzeugt davon, daß die Sonne in ihrem süßen Hinterteil auf- und wieder untergeht, und davon hat sie auch Tom überzeugt. Er ist sofort gesprungen, wenn sie nur mit dem Finger geschnippt hat. Außerdem ist sie eine soziale Aufsteigerin und tut so, als wäre sie etwas viel Besseres als wir anderen. In einer so kleinen Stadt wie dieser haben alle miteinander zu tun. Wissen Sie, wir gehen in dieselbe Kirche und sind Mitglieder im selben Country Club. Selma muß überall dabeisein, immer in der ersten Reihe. Die Frau ist unermüdlich, das muß man ihr lassen. Wenn man sie bittet, etwas zu erledigen, macht sie es im Handumdrehen.«
    Earlenes Mann Wayne hatte mir während ihres Berichts mehrmals einen Blick zugeworfen. Vermutlich war er verärgert darüber, daß sie mit mir sprach. Angesichts dessen, daß Hatch mit Tom zusammengearbeitet hatte, nahm ich an, daß es ihm nicht recht behagte, wenn seine Frau mit ihren Ansichten so freimütig hausieren ging. Er wirkte mißtrauisch und distanziert und hielt den Blick auf den Tisch gerichtet, während die anderen drei Anekdoten austauschten. Ich kam nicht dahinter, was der Grund für seine abweisende Haltung war. Womöglich hatte Rafer mit ihm gesprochen und ihm klargemacht, daß seine Hilfssheriffs auf keinen Fall mit mir kooperieren sollten. Oder vielleicht zeigte sich in seiner Ablehnung auch nur der übliche Widerwillen des Polizisten, seine Informationen zu teilen, selbst wenn dies nur auf der Ebene von Klatsch und einer persönlichen Meinung geschah.
    Ich fing seinen Blick auf. »Und was ist mit Ihnen, Wayne? Möchten Sie noch etwas hinzufügen?«
    Er lächelte, aber mehr in sich hinein als zu mir. »Wenn Sie mich fragen, schlagen sich die anderen drei schon ziemlich gut.«
    »Stimmen Sie ihrer Einschätzung zu?«
    »Prinzipiell bin ich nicht der Meinung,

Weitere Kostenlose Bücher