Kopf in der Schlinge
begegnet, als ich mit Detective LaMott gesprochen habe.« Ich hielt ihr die Hand hin, und sie war zu höflich, um den Handschlag zu verweigern.
»Nett, Sie wiederzusehen«, sagte sie.
»Ich habe mir gleich gedacht, daß ich Sie kenne, als Sie zur Tür hereinkamen, aber ich wußte nicht mehr, woher.« Ich drehte mich um und winkte der anderen Frau kurz zu. »Hi. Wie geht’s? Kinsey Millhone«, sagte ich. »Und Sie sind...«
Zuerst zögerte sie und warf Margaret einen Blick zu. »Earlene.« Sie streckte die Hand aus, und ich hatte keine andere Wahl, als sie zu ergreifen, Bazillen hin oder her.
»Meine beste Freundin«, bemerkte Margaret.
»Na, das hört man aber gern«, sagte ich. Earlenes Händedruck bestand darin, daß sie ihre Finger lasch über meine legte. Es war, als hätte einem jemand ein halbes Pfund gekochte Linguini zum Aufbewahren auf die Handfläche plaziert. Sie hatte ein rundes, hübsches Gesicht mit einer Stupsnase und vollen Lippen und einen mutierten Körper, der nur aus Busen bestand. Darunter folgten schmaler werdende Hüften und Beine, die in winzigen Füßen ausliefen. Sie schoß einen zweiten Blick zu Margaret hinüber und merkte zweifellos, wie wenig begeistert diese war. Ich benahm mich wie eine Vertreterin und plapperte zwanghaft weiter, um das Gespräch am Laufen zu halten. Telefonverkäufer benutzen diese Methode andauernd, als hätten wir anderen keine Ahnung davon, was hinter ihrer ganzen falschen Freundlichkeit steckt.
Margaret ließ sich nichts vormachen. Sie drückte sich die Tasche gegen den Körper und umfaßte sie fest mit einem Arm. »Ich weiß nicht, was Sie zu Rafer gesagt haben, aber er war den ganzen Tag schlecht gelaunt, und an mir hat er dann seinen Ärger ausgelassen.«
»Ehrlich? Das tut mir aber leid. Ich wollte ihn nicht aufbringen.«
»Alles bringt ihn auf, seit Tom gestorben ist. Sie haben jahrelang zusammengearbeitet, lange bevor ich dort angefangen habe.«
»Ich kann mir schon vorstellen, was ihn geärgert hat«, sagte ich. Mir wurde langsam schlecht von dem ganzen heuchlerischen Gesülze, obwohl es den erwünschten Effekt zu haben schien.
Margaret rollte mit den Augen. »Er wird’s verkraften, aber ich würde Ihnen raten, ihm möglichst aus dem Weg zu gehen.«
»Das werde ich versuchen, aber ich bin nur noch ein paar Tage hier und weiß nicht, wo ich sonst Informationen bekommen kann.«
Ich hoffte, dies würde ein Hilfsangebot von seiten Margarets nach sich ziehen, doch es schien sie kalt zu lassen. Wortlos stand sie da und zwang mich, weiterzubaggern. »Ich sage Ihnen einfach mal, was ich brauche, vielleicht können Sie mir ja weiterhelfen. Ehrlich, ich bin nicht auf der Suche nach üblen Geschichten über Tom Newquist. Das ist gar nicht mein Ziel. Ich habe gehört, daß er ein großartiger Mann war, und offenbar sind alle sehr betrübt über seinen Tod.«
»Tja, das stimmt«, gestand sie unwillig.
»Aus Ihrem Chef bin ich allerdings nicht schlau geworden. Ich meine, ich habe gemerkt, daß ich ihm lästig fiel, aber ich habe nicht herausfinden können, was ich falsch gemacht habe.«
»Es hat nichts Spezielles mit Ihnen zu tun. Rafer meint, Selma würde ständig Schwierigkeiten heraufbeschwören. Er sagt, er habe die Nase restlos voll davon, daß sie sich andauernd in Toms Angelegenheiten einmischt.«
»Von Einmischen kann wohl kaum die Rede sein«, sagte ich. »Sie war mit dem Mann verheiratet und hat ein berechtigtes Interesse.«
»Woran?«
»Sie hat mir erzählt, daß Tom wegen irgend etwas bedrückt war. Er schlief schlecht. Er grübelte. Die ganze Zeit hat sie gehofft, er würde sich ihr anvertrauen, aber er hat kein Wort gesagt. Sie wollte ihn fragen, konnte sich aber nicht dazu überwinden. Sie wissen ja, wie es ist. Da ist ein Thema, das Sie ansprechen wollen, und Sie warten ständig auf den idealen Zeitpunkt dafür. Ich vermute, daß er gereizt war und sie ihn nicht verärgern wollte. Jedenfalls ist er gestorben, bevor sie die Sache zur Sprache bringen konnte, und jetzt kommt sie nicht weiter.«
»Das gibt ihr noch lange nicht das Recht, ihre Nase in Toms Angelegenheiten zu stecken.«
»Natürlich nicht, aber die Vermutung, daß er mit einer Last auf der Seele gestorben ist, bedrückt sie. Es bringt sie zur Verzweiflung, daß sie ihn nicht darauf angesprochen hat, solange sie noch die Möglichkeit dazu hatte. Und deshalb hat sie mich engagiert.«
»Viel Glück«, wünschte Margaret in einem Tonfall, der in Wirklichkeit besagte, daß sie
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