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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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daß er gut in seinem Beruf war. Wissen Sie, wie sie heißt?«
    »Nein. Hab’ ich nie erfahren. Sie ist Ermittlerin im Sheriffbüro. Das weiß ich, weil ich ihn später danach gefragt habe.«
    »Wissen Sie zufällig, in welchem County?«
    Er kratzte sich am Kinn. »Nicht aus dem Stegreif. Könnte Kern oder San Benito gewesen sein, ich weiß nicht mehr, was er gesagt hat. Ich habe schon gemerkt, daß Phyllis die beiden mit Argusaugen beobachtet hat, und ich möchte nicht, daß Sie etwas Falsches denken. Irgendwelcher Klatsch über Tom ist das letzte, was Selma brauchen kann. Sie hat doch nur ihre Erinnerungen, und wenn die verdorben sind, was bleibt ihr dann noch?«
    »Ganz meiner Meinung. Glauben Sie mir, ich würde mit so etwas nie verantwortungslos umgehen.«
    »Das ist schön. Freut mich zu hören. Es kommt bei den Leuten nicht gut an, wenn Sie Toms Geld für ein fruchtloses Unterfangen rauswerfen. Wie sieht denn Ihr Zeitplan für die Ermittlungen aus?«
    »Das steht noch nicht fest. Falls Ihnen irgend etwas einfällt, sagen Sie mir bitte Bescheid.«
    Macon schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, aber ich bin wirklich die falsche Adresse. Ich weiß, daß ich es Ihnen angeboten habe, aber das ist einer dieser Fälle, bei denen ich nicht objektiv bin. Tom wurde von allen bewundert, und das sage ich nicht nur, weil ich ihn selbst bewundert habe. Falls es etwas Anstößiges in seinem Leben gab... tja, dann werden das die Leute nicht über ihn wissen wollen. Nehmen Sie zum Beispiel jemanden wie Margarets Mann. Ich glaube, Sie haben im Tiny’s mit ihm gesprochen. Hatch war ein Schützling von Tom, und der andere Mann, Wayne, ist von Tom aus einer schlechten Pflegefamilie herausgeholt worden. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Sie können nicht herumlaufen und diese Leute fragen, wie Tom war. Sie nehmen es nicht besonders gut auf. Sie sind zwar höflich, aber es paßt ihnen nicht.«
    »Danke für die Warnung.«
    »Ich würde es nicht als Warnung bezeichnen. Ich möchte nur nicht, daß Sie einen falschen Eindruck bekommen. Es ist nur zu menschlich, daß wir die Personen schützen, die wir mögen. Ich sage lediglich, nichts überstürzen und nicht grundlos Ärger heraufbeschwören.«
    »Das würde mir nicht im Traum einfallen.«

9

    Ich fuhr zum Hotel zurück, machte allerdings einen kurzen Abstecher zum Rainbow Café, wo ich mir eine Tüte Chips und eine Dose Pepsi besorgte. Ich aß, um mich zu trösten, aber das half mir auch nicht weiter. Ich war seit drei Wochen nicht mehr gejoggt und spürte, wie mein Hintern mit jedem Bissen, den ich zu mir nahm, dicker wurde. Die junge Schwarze, die an den Grillplatten arbeitete, machte gerade Pause und sah sich auf einem kleinen Farbfernseher, der am Ende des Tresens stand, den Wetterbericht an. Sie war schlank und gutaussehend, und ihr Gesicht wurde von kringeligen Korkenzieherlocken eingerahmt. Ich sah sie kurz die Stirn runzeln, als sie die Wetteraussichten hörte. »O Mann! Ich hab’s satt. Wo ist denn der Frühling hingekommen?« fragte sie an niemand Bestimmten gerichtet.
    Draußen auf dem Pazifik zeigte der Radar ein ähnlich gebündeltes Farbmuster wie die Computertomographie eines Gehirns. Sturmgebiete waren durch Blau-, Grün- und Rotschattierungen dargestellt. Hoffentlich konnte ich mich auf den Nachhauseweg machen, bevor das schlechte Wetter hier ankam. Der März war unberechenbar, und ein schwerer Schneesturm könnte dazu führen, daß die Bergpässe geschlossen wurden. Nota Lake lag zwar eigentlich außer Reichweite solcher Hindernisse, aber der Mietwagen hatte keine Schneeketten, und ich hatte wenig Erfahrung damit, unter gefährlichen Bedingungen zu fahren.
    Wieder in der Hütte angelangt, tippte ich meine Notizen zu Ende und übersetzte all die sinnlosen Aktivitäten in die förmlich klingende Sprache eines schriftlichen Berichts. Was schließlich auf dem Papier stand, ergab genaugenommen gar nichts, da ich die nach wie vor unbekannte Ermittlerin aus dem Sheriffbüro, die sich für Tom Newquist interessierte oder nicht, geflissentlich unterschlagen hatte. San Benito oder Kern County — ja, sicher, Macon.
    Um zwei Uhr beschloß ich, mich auf den Weg in den Copy-Shop in der Stadt zu machen. Ich schloß die Hütte hinter mir ab und ging zu meinem Wagen. Cecilia mußte aus dem Fenster gesehen haben, da sie genau in dem Moment, als ich vorbeiging, an die Scheibe klopfte und mir zuwinkte. Sie kam an die Tür und hielt einen Zettel in der

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