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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hat sie mit Gürteln, Brettern, Metallrohren, Stöcken, Haarbürsten und Fäusten verprügelt. Pinkie war der fieseste Dreckskerl, der mir je begegnet ist, und das will was heißen.«
    »Ist denn niemand eingeschritten?«
    »Man hat es versucht. Eine Menge Leute haben ihn verpfiffen. Das Kunststück war nur, es auch zu beweisen. Lehrer, Erziehungsberater, die Nachbarn. Manchmal hat es das Jugendamt geschafft, ihm die Kinder wegzunehmen und in Pflegefamilien unterzubringen. Die Richter haben sie ihm jedesmal zurückgegeben.« Er schüttelte den Kopf. »Pinkie wußte, wie der Hase läuft. Er hat das Haus saubergehalten — dafür haben die Kinder gesorgt — , und er kochte gern — das war seine Spezialität. Damit hat er auch sein Geld verdient, wenn er nicht gerade seinem Nachwuchs den Schädel einschlug oder ein Verbrechen beging. Wenn die Sozialarbeiter vorbeikamen, hatte es den Anschein, als sei alles in Butter. Die Kinder wußten genau, daß sie den Mund halten mußten. Dolores sagt, sie könne sich noch erinnern, wie sie alle sechs in einer Reihe im Wohnzimmer standen und artig Fragen beantwortet haben. Pinkie war nicht im Raum, aber auch nicht weit weg. Den Kindern war völlig klar, daß sie ihn nicht hinhängen durften, sonst wären sie am Abend tot. Also standen sie da und logen. Sie sagt, die Sozialarbeiter wußten Bescheid, hatten aber ohne Unterstützung durch die Kinder nichts gegen ihn in der Hand. Das einzige, was sie gerettet hat, war, daß er ins Gefängnis kam.«
    »Und was war mit seiner Frau? Wo war sie die ganze Zeit?«
    »Dolores glaubt, daß er sie umgebracht hat, aber das ließ sich nicht beweisen. Er behauptet, sie sei mit irgendeinem Säufer durchgebrannt und man hätte nie mehr von ihr gehört. Dolores sagt, sie wisse noch, wie sie als Kind einmal mitten in der Nacht aufgewacht ist. Pinkie war draußen im Gebüsch hinter dem Haus mit einer Motorsäge zugange. Auf dem Boden stand eine Laterne und warf riesenhafte Schatten gegen die Bäume. Motten flatterten um das Licht herum. Sie hat immer noch Alpträume davon. Sie war die Jüngste in der Familie und damals sechs Jahre alt. Ich glaube, die Älteste war fünfzehn. Dolores ist am nächsten Tag rausgegangen. Die ganze Erde war umgegraben, wahrscheinlich um das Blut zu verbergen. Sie kann sich noch an den Geruch erinnern — wie die Verpackung von einem Hühnchen, das schlecht geworden ist und weggeworfen werden muß. Von der Mutter hat man nie wieder etwas gesehen oder gehört.«
    »Klingt, als sei Pinkie wirklich ein ausgesprochen übler Typ gewesen.«
    »Der allerübelste.«
    »Also hätte jeder ihn umbringen können, seine Kinder eingeschlossen. Wollen Sie das damit sagen?«
    »Im großen und ganzen schon«, bestätigte er. »Aber als er ums Leben kam, standen sie natürlich alle nicht mehr unter seinem Einfluß. Die anderen Geschwister hatten sich in sämtliche Himmelsrichtungen zerstreut. Ein paar von ihnen leben noch in Kalifornien, aber wir haben nicht allzuviel Kontakt zu ihnen.« Homer spülte den letzten Teller und drehte den Wasserhahn zu. Ich fuhr fort, Besteck abzutrocknen, während er das saubere Geschirr aufräumte.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Im März vor fünf Jahren. Sowie er aus Chino rauskam, hat er sich auf den Weg hierher gemacht. Am fünfundzwanzigsten ist er angekommen und eine Woche geblieben.«
    »Gutes Gedächtnis«, lobte ich.
    »Die Polizei hat mich das auch schon gefragt, also habe ich es nachgeschlagen. Ich habe das Datum rekonstruieren können, weil ich am Tag von Pinkies Abreise fünfhundert Dollar von meinem Sparbuch abgehoben habe. Von dem Tag habe ich zurückgerechnet, und das Datum ist mir in Erinnerung geblieben. Möchten Sie mich noch etwas anderes fragen?«
    »Ich wollte Sie nicht unterbrechen. Fahren Sie fort.«
    »Dolores war das einzige seiner Kinder, das noch hier in der Gegend lebte, also war er natürlich der Meinung, daß sie ihm Kost und Logis schuldig war, solange er wollte.«
    »Und sie hat eingewilligt?«
    »Natürlich.«
    »Hatten Sie denn keine Einwände?«
    »Doch, aber in dieser Debatte zog ich zwangsläufig den kürzeren. Dolores hatte Schuldgefühle. Sie ist ein tolles Mädchen, aber seien Sie froh, daß Sie nicht wissen, was sie durchgemacht hat. Fazit ist jedenfalls, daß sie es gern jedem recht machen möchte und sich leicht manipulieren läßt, vor allem von ihm. Sie wollte die Liebe dieses Mannes erringen. Verlangen Sie angesichts dessen, was sie gelitten hat, keine

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