Kopf Unter Wasser
die Haut, erreichten sie das Wartehäuschen der StraÃenbahn, sie stiegen, als die Bahn endlich kam, in den fast leeren Waggon, dessen kaltblaues Deckenlicht angeschaltet war. Birte klammerte sich an eine Haltestange, die nassen Haare hingen ihr ins Gesicht, das Kleid klebte ihr am Körper, und wenn sie Henry anstrahlte, sah sie aus, als wäre sie einem Nouvelle-Vague-Film entstiegen.
Noch in der StraÃenbahn gab Henry den Plan auf, die Nacht arbeitend in seiner Wohnung zu verbringen, die seit Bettinas Auszug so gut wie leer war. Fast alle Möbel hatten ihr gehört, und so waren Henry nur sein alter Stasi-Schreibtisch geblieben und ein paar Bücherregale.
Bei Birte hingegen war es warm, hell und aufgeräumt, das indirekte Licht fiel weich in die Räume. Ihre Wohnung war auf sorgfältige, fast penible Art mit Blumenvasen und Fotos dekoriert, mit gerahmten Bildern, kleinen Souvenirs und Nippes, was ihr etwas Gemütliches gab, etwas Heimisches. Etwas, für das Bettina mit ihrem Pragmatismus nie ein Gespür haben würde, weshalb sich die Wohnräume, die Bettina einrichtete, lediglich in Deckenhöhe und kleinerer Grundfläche von Ateliers oder von Werkhallen unterschieden.
Oben angekommen, reichte Birte Henry ein Handtuch, das nach Lavendel roch, und sagte, er solle es sich gemütlich machen. Sie würde nur schnell eine heiÃe Dusche nehmen, um sich nicht schon im ersten Arbeitsmonat krankmelden zu müssen.
Henry trocknete sich Gesicht und Haare ab, zog sein Hemd aus. Im Bad rauschte das Wasser. Er ging in die Küche, entkorkte eine Flasche WeiÃwein und begab sich mit dem gefüllten Glas auf den Balkon, um eine Zigarette zu rauchen.
Der Regen hatte aufgehört, und die Menschen traten aus den Häusern, um in der frischen, duftenden Luft einen Spaziergang zu machen oder in einem StraÃencafé ein Glas Bier zu trinken, all die Steuerberater, Ministerialbeamten und Eventmanager.
Als Birte aus dem Bad kam, hatte sie die Haare zu einem Dutt hochgesteckt. Sie trug ein seidenes Unterkleid, das nur knapp ihre Oberschenkel bedeckte. Henry beobachtete eine Weile, wie sie sich im Wohnzimmer bewegte. Dann warf er die Kippe über die Balkonbrüstung und ging wieder ins Zimmer. Er setzte sich aufs Sofa und betrachtete Birte, wie sie hier etwas nahm, da eine Schublade aufzog, dort etwas zurechtrückte, wie sie das Zimmer verlieà und wieder hereinkam. Ihre Bewegungen waren weich, ein wenig langsamer als gewöhnlich, ihre Haut glänzte matt vom Kokosöl, mit dem sie sich eingerieben hatte.
Dann nahm Birte eine CD aus dem Regal und beugte sich zur Musikanlage hinunter, um sie in den Player zu legen. Dabei rutschte ihr das Unterkleid hoch: Henry sah ihren Po und ihre Schamlippen, die glatt waren und weich aussahen und genauso glänzten vom Ãl wie der Rest des Körpers.
Er stand auf, ging zu ihr hinüber und fuhr mit der Rückseite seines Zeigefingers vorsichtig über die Schamlippen. In diesem Moment ging die Musik los, ein langsamer, scheppernder Folksong, in dem eine raue Frauenstimme von nächtlichen Städten sang. Birte verblieb in der vorgebeugten Haltung. Ihr Becken begann sich im Rhythmus der Musik zu bewegen, ihr Geschlecht drängte gegen Henrys Finger. Henry legte sein Gesicht an ihren Nacken, er tastete nach ihren Brüsten, er rieb die Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger. Birte richtete sich ein wenig auf und zerrte an seinem Gürtel.
Eine halbe Stunde später lag Henry rücklings auf dem Bett, und Birte saà auf ihm drauf, das Gesicht seinen FüÃen zugewandt. Sie hob und senkte das Becken. Sie stöhnte, und Henry versuchte, sich im Rhythmus ihres Stöhnens zu bewegen, tiefer hineinzugelangen, sodass er es endlich zu Ende gehen lassen konnte. Immer wenn Birtes Po auf seinem Bauch aufschlug, gab es ein klatschendes Geräusch, und eine Welle der Erschütterung ging durch ihr Fleisch. Er griff nach Birtes Hüften. Er wünschte sich, sie wäre etwas leiser. Er dachte, was die Nachbarn wohl denken mochten.
Birte bewegte sich schneller, ihr Atem wurde flacher und gleichzeitig lauter. Henry wusste: Das Ende stand unmittelbar bevor. Er hörte auf, sich zu konzentrieren, er lieà raus, was raus sollte, Birtes Keuchen endete in einem unterdrückten Schrei. Sie wurde weit und lieà ihn los.
So war es in der Nacht gewesen, in der angeblich Johanna gezeugt wurde.
14.
An einem Oktobertag â
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