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Kopf Unter Wasser

Kopf Unter Wasser

Titel: Kopf Unter Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Kubiczek
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Henry saß über seinem Exposé und kam nicht voran – rief Birte ihn aus der Stiftung an, um ihm mitzuteilen, dass sie ihre Tage nicht bekommen habe. Sie sei schon eine komplette Woche überfällig. Außerdem habe sie am Vorabend im Supermarkt eine alte Schulfreundin getroffen, die keine zweihundert Meter entfernt von ihr wohne und – was das Beste sei –: die ihren langjährigen Freund geheiratet habe. Das finde sie unglaublich romantisch.
    Â»Was genau«, fragte Henry, »das mit den zweihundert Metern oder dass du deine Tage nicht gekriegt hast?«
    Â» Dir erzähl ich nichts mehr«, sagte Birte beleidigt.
    Â»Hast du die Pille vergessen?«
    Â»Wie kommst du darauf, dass ich die Pille nehme ? Ich habe nie gesagt, dass ich die Pille nehme.«
    Â»Nein, hast du nicht, aber du hast auch gesagt, dass ich mir keine Gedanken zu machen brauche. Du hast wörtlich gesagt: Lass das meine Sorge sein, als ich dich gefragt hab von wegen Verhütung. – Erinnerst du dich?«
    Â»Ja, ja, ich weiß. – Aber du hättest ohne Weiteres Kondome benutzen können, wenn du mir nicht glaubst. Ich hätte dich bestimmt nicht daran gehindert. – Warum müssen sich immer die Frauen darum kümmern.«
    Â»Also komm, ich dachte doch …«, sagte Henry. »Du hattest doch selber gesagt, dass …«
    Â»Ist ja gut«, unterbrach ihn Birte, »jetzt krieg dich mal wieder ein. Noch ist gar nicht entschieden , ob ich schwanger bin.«
    Â»Und falls doch?«
    Â»Was erwartest du?«
    Â»Ich … ich hab keine Ahnung«, sagte Henry.
    Â»Ich würde jedenfalls eine gute Mutter sein«, sagte Birte bestimmt, »und das Kind zur Not auch ohne Vater großkriegen. Von daher gilt immer noch, was ich damals angeblich gesagt haben soll: Du brauchst dir keine Gedanken zu machen.«
    Henry sagte nichts. Und auch Birte schwieg für ein paar Sekunden. Dann sagte sie: »Hallo, bist du noch dran?«
    Â»Du hast es darauf angelegt, stimmt’s?«, fragte Henry. »Du wolltest eigentlich ein Kind, das heißt: Du willst immer noch eines.«
    Â»Na und? – Und wenn schon? Ich bin fast dreißig. Kinder zu kriegen wird nicht unbedingt einfacher, je älter man wird.«
    Â»Noch mal zur Vergewisserung: Gedanken brauch ich mir keine zu machen, aber zahlen müsste ich trotzdem, Unterhalt und so weiter?«
    Â»Das regeln die Gesetze«, sagte Birte, »dafür gibt’s eindeutige Bestimmungen.«
    Â»Na, Prost Mahlzeit.«
    Â»Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte Birte, »meine Chefin kommt gerade rein.«
    Drei Tage hörte Henry nichts von Birte, am vierten kaufte er einen Schwangerschaftstest. Die Apothekerin verneinte seine Frage, ob sie den Test als Geschenk einwickeln könne, aber sie gratulierte ihm und beschrieb ihm den Weg zum nächsten Schreibwarenladen. Am Abend machte sich Henry mit einer Flasche Champagner, einem Blumenstrauß und dem in Weihnachtspapier eingeschlagenen Schwangerschaftstest auf den Weg zu Birtes Wohnung.
    Er lächelte in die Kamera, nachdem er die Klingel gedrückt hatte.
    Â»Ich hab dich vermisst«, flüsterte Birte durch die Gegensprechanlage und drückte den Türöffner.
    Leider war sie nicht allein in der Wohnung, und leider konnte Henry ihre beiden Gäste vom ersten Moment an nicht leiden, weder sie noch ihn, weder Cynthia noch Peter. Birte hätte ihn warnen sollen, als er unten an der Haustür gestanden hatte.
    Und sie hätte nicht darauf bestehen sollen, das vermeintliche Geschenk im Beisein von Cynthia und Peter auszupacken. Henry versuchte, sie davon abzuhalten, vermutlich nicht energisch genug, aber immerhin so lange, bis Birtes widersprechende Stimme leicht zu zittern begann. Dann gab er auf und reichte ihr das Päckchen. Die Spannung war jetzt unangemessen groß, Cynthia und Peter starrten das Päckchen an und erwarteten wer weiß was für eine große Sache darin. Birte nahm es hoch, setzte einen konzentrierten Gesichtsausdruck auf und schüttelte es leicht. Man hörte es klappern.
    Â»Es ist sehr persönlich«, sagte Henry zu Birte, »du solltest es wirklich erst nachher aufmachen, wenn du alleine bist.«
    Â»Sei doch kein Spielverderber«, sagte Birte, »erst spannst du uns auf die Folter, und dann willst du kneifen.«
    Â»Mach doch, was du willst«, sagte Henry und ging in die Küche, um den Champagner ins

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