Kopf Unter Wasser
mussten des Babys wegen ungiftig sein.
Die Polen machten sich Notizen und zogen sich dann mit Peter zurück, um den Preis auszuhandeln.
»Wir sollten das selber machen«, sagte Henry, als Birte ihm die Summe mitteilte.
»Stell dir mal vor, was das erst mit deutschen Handwerkern kosten würde.«
»Ich finde das immer noch zu teuer«, sagte Henry, »eigentlich können wir uns das nicht leisten. â Besser gesagt: Wir sollten uns das nicht leisten.«
»Mach dir keine Gedanken, Liebster«, sagte Birte und schmiegte sich an Henrys Brust, »die gesamte Renovierung schenken uns meine Eltern.«
»Ich dachte, du wolltest kein Geld mehr von deinen Eltern nehmen.«
»Das hat nichts mit âºGeld nehmenâ¹ zu tun«, sagte Birte, »das ist ein Geschenk zum Einzug, zum Start unserer kleinen Familie. â Ich werde ganz sicher keine Geschenke ablehnen. Das bringt Unglück, wie du weiÃt.«
»Ich sag ja gar nichts«, sagte Henry und strich Birte übers Haar, » ich hab damit kein Problem.«
Auch den Umzug bezahlten Birtes Eltern und den Kinderwagen für fünfhundert Euro. Wickelkommode und Gitterbett besorgte Henry. Seit Anfang des Jahres die Währung umgestellt worden war, hatte er das Gefühl, weit weniger zu besitzen als vorher.
Ende Mai bereits wohnten Birte und Henry in der gemeinsamen Wohnung. Das halbe Zimmer richtete sich Henry als Arbeitszimmer her, im Wohnzimmer standen Birtes Ledersitzmöbel, ihre Bücherregale, ihr Esstisch mit den samtbezogenen Stühlen, ihre antike Anrichte. Um auch etwas zur Einrichtung beizusteuern, bestellte Henry einen Fernseher im Internet, sechzig Kilo schwer, ein Meter zwanzig Bilddiagonale, samt passendem Gestell aus Stahl und Rauchglas. Birte war zwar nicht begeistert, als die Spediteure das Ungetüm ins Wohnzimmer wuchteten, aber nach einer Woche hörte sie auf, dagegen zu stänkern, und saà friedlich davor und sah hinein.
Fast täglich kam jetzt Cynthia vorbei, und gemeinsam mit ihr dekorierte Birte die Wohnung. Sie fuhren in Einrichtungshäuser und Boutiquen, besorgten Bilderrahmen, Vorhänge, Tischdecken und Grünpflanzen, Lampen, Schalen, Kerzenständer und Tischläufer. Sie besorgten Babyspielzeug für das Kinderzimmer, Holztruhen und bemalte Kästchen, eine Bordüre mit Feen, Tiermobiles, ein rosa Kleiderschränkchen und einen bunten Wollteppich.
Während Cynthia auf der Leiter herumturnte, um Löcher in die Wand zu bohren, was sie erstaunlich gut konnte, oder um Vorhänge zu befestigen, stand Birte â die Hände in die Hüften gestützt, den Rücken zum Hohlkreuz gebogen, den Bauch herausgestreckt â unten und gab Anweisungen.
Schnell verwandelte sich die Wohnung in eine Frauenwohnung. Das Licht war plötzlich weicher, die Schlagschatten an den Wänden verschwanden, die Farben der Dinge passten zueinander. Das einzig Hässliche, von Henrys Arbeitszimmer abgesehen, das zu kaschieren den beiden Frauen nicht gelang, war der Fernseher samt Gestell.
Als alle Arbeiten erledigt waren und die Reisetasche für das Krankenhaus gepackt neben der Wohnungstür stand, gaben Birte und Henry ein Essen für Peter und Cynthia.
Bis zum errechneten Geburtstermin waren es noch sieben Tage.
17.
Sogar die Nacht war noch schwülwarm. Wenigstens ging jetzt, anders als tagsüber, eine leichte Brise, die ein wenig Erfrischung brachte und das Wasser der Havel bewegte. Henry hörte es gegen das Ufer plätschern. Ansonsten war es still an der Bootsanlegestelle, die ein paar hundert Meter von Haus 13 entfernt lag, und es war so dunkel, dass man den Sternenhimmel sah, der sich wölbte wie eine Kuppel. Das kannte Henry nur von zu Hause, aus der Uckermark.
Den Tag hatten Birte und Henry wartend in der Wohnung verbracht, Cynthias rote Ãbergardinen vor die Fenster gezogen, den Fernseher eingeschaltet. Birte lag auf der Couch, ein paar Kissen ins Kreuz gestopft, trank Eistee, den ihr Henry zubereitete, aà Obst und Sandwiches, las ein paar Seiten eines Kriminalromans. In unregelmäÃigen Abständen kamen die Wehen. Henry, der bei offener Tür nebenan im Arbeitszimmer saà und vorgab, an seinem Buch zu arbeiten, konnte sie dann ächzen hören, manchmal auch stöhnen. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, weshalb er meist sitzen blieb, aber zumindest das Computerspiel unterbrach, in dem er eine Waldelfin mit den magischen
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