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KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

Titel: KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Scholz
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ausgerollten Teppichs, den die angesagte Nummer 1 entlang schreitet. Bis nach 3 bis 5 Jahren der Knackpunkt kommt: der Gott kann nicht glauben, dass das alles gewesen sein soll!
    Es muss doch noch mehr da sein, das er schaffen kann. Somit nimmt er sich eines Gebietes an, auf dem er sich nicht auskennt, aber von seinem Standpunkt aus der Meinung ist, den anderen ihr Tun erklären zu müssen.
    Das ist der Augenblick, in dem ich mich aus dem Staub m ache. Aus dem Staub machen darf.
    Denn natürlich ist dies der Moment, in dem meine Schöpfung — und nichts anderes ist sie — mir meinen Job erkl ären will. So nicht, mein Bester!
    Und von dem allseits sicheren Platz, gleich hinter dem Vo rhang (natürlich bildlich gesprochen!), sehe ich, wie mein kleiner pubertierender Gott mit Anlauf UND Ansage und schlussendlich donnerndem Getöse auf die Fresse fliegt. Wenn der Staub sich dann verzogen hat, der Gott sich langsam und beschämt wieder bekrabbelt, dann geht's an die Umfragen. Und die kommen so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Abschließend geht man mit Hoffen und Bangen hin und klöppelt etwas zusammen, von dem der Gestrauchelte a nnimmt, es wäre DAS, was seine Jünger von ihm wollen. Dabei ist der Zug längst abgefahren: das, was ihn einst groß gemacht hat, war er selbst. Und sich hat er aus den Augen verloren.
    Nichts anderes zeigen ihm seine Umfragewerte.
    Wäre er doch wie der viel zitierte Schuster bei seinen Leisten geblieben…             
     
    ...und das bringt uns nun zu Ihnen.
    Sie stehen hier in Ihrem Büro im 20. Stock und haben den Boden unter den Füßen verloren.
    Die geschmackvolle Deko, die exquisite Einrichtung, der Teppich, der sie wie auf Wolken gehen lässt: all diese Exponate sind ihrer Wirkung beraubt. Sind nur Dinge, sonst nichts. Blendwerk, das zu Beiwerk geworden ist.
    Denn draußen vor der Tür lauert die Presse.
    Harrt des Moments entgegen, in dem sie bereit sind, vor sie zu treten. Um ihr dann wahrheitsgemäß und überzeugend zu erklären, was dafür sprach, ihre Familie umzubringen.
    Zuhause.
    Um anschließend hierher zu kommen.
    Mit zwei Tickets in ein Land ihrer Wahl. Ohne Ausli eferungsverfahren versteht sich. Aber mit der standesgemäßen Geliebten Anfang Zwanzig.
    Seine Familie: ein Opfer für die Kunst , an der er die Menschen teilhaben ließ; so so. Sein Geld, seine Geliebte: die Belohnung für all den erlittenen Verlust; ja ja. Seine Erklärung: „Das muss der Teufel gewesen sein!" Hm Hm.
    Einer muss es ja immer sein . Nie man selbst.
    Verehrte Kritiker: Ich darf Ihnen präsentieren — einen Raum voller Klischees. Und mittendrin: ein Held von trauriger Gestalt, wie das Selbstmitleid es nicht besser wüsste. Und jetzt fragen Sie sich, wie man diese vertrackte Situation auflöst? Am besten mit einem richtig gelungenen Knalleffekt!
    „Der Teufel hat mich geritten!" — „The devil made me do it!"
    Jede Wand in der Zelle war mit diesem Spruch bedeckt. Wären die Wachsmalstifte nicht ausgegangen — auch der Fußboden hätte eine entsprechende Verschönerung erfahren. Der behandelnde Arzt sah auf das am Boden kauernde Bündel Mensch.
    „Wir kriegen Sie schon wieder hin. Machen Sie sich da mal keine Sorgen!" Vorsichtig berührte er den Kopf des Patie nten, spürte dessen schweißige Haare. Und zog die Hand leicht angeekelt wieder zurück.
    Seit der Patient — ein angesehener Bestsellerautor, dessen Sujet lange Zeit die Welt des Übernatürlichen war — vor zwei Tagen eingeliefert worden war, hatte das Telefon nicht stillgestanden. Die Polizei wie auch die Presse teilten sich die Anzahl der Anrufe, um in Erfahrung zu bringen, wann Stephan König wieder Herr seiner Sinne sein würde.
    Um ihm dann den Prozess machen zu können.
    Das würde dauern. Der Gesichtsausdruck von König sprach Bände an zu erstellenden Aufzeichnungen seinen Geisteszustand betreffend.
    Und dann erst die Möglichkeit, seine Sicht als beha ndelnder Arzt zu Papier bringen zu dürfen. Der ehemalige Berater des Autors hatte ihm da entsprechendes erklärt.
    Man müsse halt einfach nur bei der Wahrheit bleiben, die da heißt: „Der Teufel hat mich geritten! — The devil made me do it!"
    Aber die Wahrheit wird als solche ja nun einmal grundsät zlich ignoriert.
    Weswegen es einen Imageberater braucht, der das besser verkaufen kann.
    PR — Sie wissen, was ich meine?
    Jedem das seine — mir das meiste!
    Der Rest sind wirklich nur Klischees.

Von den blauen Bergen kommen

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