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Kopfueber in die Kissen Roman

Kopfueber in die Kissen Roman

Titel: Kopfueber in die Kissen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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ihrem Bedürfnis, sich zu verteidigen. Dann fiel ihr ein, dass diese Leute hier ja auch ohne lange nachzudenken ihre schmutzige Wäsche vor ihr ausbreiteten. Nun, sie war in Amerika, also durfte sie sich wohl auch wie eine Amerikanerin benehmen. »Also, was Shelby gesagt hat, veranlasste mich zu dem Glauben, dass …« Sie merkte, wie sie zu zögern begann, und richtete sich ein wenig auf, um ohne viel Herumgerede mit der Wahrheit herauszurücken. »Ich nahm irrtümlich an, Peter wäre Kennys Sohn, und dass Kenny ihn sitzengelassen hat.«
    Tories Weinglas verharrte auf dem Weg zu ihrem Mund. »Ooh!«
    Shelby sah schockiert aus, und selbst Warren schien ein wenig erschrocken zu sein. »Kein Traveler würde so etwas tun, nicht einmal Kenny.«
    Emma fand, dass die Travelers einen eigenartigen Moralkodex
besaßen. Offenbar war es in Ordnung für Kenny, so zu tun, als wäre er ein Gigolo, für Torie, zwei Ehemänner zu verschleißen und vom Geld ihres Vaters zu leben, für Warren, eine Frau zu schwängern, die einunddreißig Jahre jünger war als er - aber sie dagegen durfte nicht einem vollkommen natürlichen Missverständnis erliegen.
    »Shelby nannte Peter das vergessene Kind«, verkündete sie mit einiger Heftigkeit. »Sie sagte, Kenny würde sich vor seiner Verantwortung drücken und sein eigenes Fleisch und Blut vernachlässigen. Und Peter sieht aus wie eine Miniaturversion von Kenny, nicht wahr? Was hätte ich also denken sollen?«
    Torie warf einen Blick auf Kenny und zuckte mit den Schultern. »So gesehen war’s wohl eine natürliche Annahme für jemanden, der dich nicht so gut kennt.«
    Aber davon wollte Kenny nichts wissen. »Sie kennt mich gut genug.«
    »Nun, eigentlich nicht«, wehrte Emma sich. »Wir haben uns erst vor drei Tagen kennen gelernt, und technisch gesehen bist du mein Angestellter.«
    Als Warren das hörte, zog er beide Brauen hoch, aber Kenny schnaubte nur.
    Shelby hatte die ganze Zeit geschwiegen; doch nun erschien es, als habe jemand ein Feuer unter ihrer Kehrseite entzündet. »Peter sieht wirklich genauso aus wie du auf deinen Babybildern. Ihr beide seid sozusagen Zwillinge, und genau das ist es ja, was diese ganze Situation so abscheulich macht. Du hast nur den einen Bruder auf der weiten Welt, Kenny Traveler, und du kehrst ihm den Rücken zu.«
    Kenny rettete ein Messer aus Peters Patschhändchen. »Ich hab ihm nicht den Rücken zugekehrt.«
    Aber Shelby war nicht mehr zu bremsen. »Du bist faul und verantwortungslos. Du gehst nicht in die Kirche, du geigst in der Weltgeschichte herum, du weigerst dich, dich auch nur mit einem der netten Mädchen zu verabreden, die ich für dich aussuche,
du überlässt dein Geld irgendwelchen Dealern, und du zeigst nicht die leiseste Bereitschaft, ein wenig sesshaft zu werden. Wenn das nicht bedeutet, sich vor der Verantwortung zu drücken, dann weiß ich nicht, was sonst.«
    Emma konnte dem allem nicht ganz folgen; doch noch während sie darüber nachdachte, wurde Shelbys Stimme immer schriller. »Dein Vater ist achtundfünfzig! Er ernährt sich nicht richtig. Er treibt nicht genug Sport. Da wartet der Herzinfarkt doch hinter jeder Ecke auf ihn; er könnte jede Minute sterben! Bleiben nur noch Peter und ich! Und wenn mir was passieren sollte, wäre mein Kleiner völlig allein.« Ihr Gesicht zerfiel. »Ich weiß, ihr denkt alle, ich übertreibe bloß - aber das kommt nur deshalb, weil keiner von euch weiß, wie es ist, eine Mutter zu sein.«
    Torie schob geräuschvoll ihren Stuhl zurück und ging an die Bar.
    Shelby klagte weiter. »Ich hätte nie geglaubt, dass ich mal jemanden so lieben könnte wie Peter, und ich kann den Gedanken einfach nicht ertragen, dass mein Schatz allein auf dieser Welt stehen könnte.«
    »Er wär nicht allein«, sagte Kenny mit solch übertriebener Geduld, dass Emma vermutete, dieses Argument hätte er schon öfter vorgebracht. »Erstens sind die Chancen, dass ihr beide auf einmal sterbt, minimal …«
    »Sag das nicht. So was passiert jeden Tag!«
    »… zudem hab ich dir ja gesagt, dass ich sein Pate sein würde.«
    »Und was für eine Art Pate wärst du für mein Kind? Ich kann vor lauter Sorgen deswegen schon nachts nicht mehr schlafen. Du bist dauernd unterwegs, und im Moment hast du nicht mal einen Job! Wie oft gerätst du in irgendwelche Schlägereien und machst mit den unmöglichsten Frauen rum.« Sie warf Emma einen raschen, entschuldigenden Blick zu. »Ich meine natürlich nicht Sie.«

    »Das freut mich.« Emma

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