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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Pechmann
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Infusionsbeutel.
    „Artefakt. Ich nehme es jedenfalls an, dass es sich um einen Kultgege n stand handelt.“
    Yui ließ sich nicht zweimal bitten. Ein Artefakt aus der Antarktis grenzte schon beinahe an ein Wunder. Die Diskussionen darüber, ob es früher menschliches Leben auf diesem Kontinent gegeben hatte, glichen einer En d losschleife. Bisher hatte noch niemand einen handfesten Beweis für eine B e siedlungsthese erbracht. Alle Annahmen für oder wider eine Besiedlung b e ruhten lediglich auf reinen Spekulationen, die durch selbst ernannte Atlanti s forscher noch zusätzlich geschürt wurden. Kurz bevor sie die Krankenstation verließ, merkte sie, dass Maggie noch neben dem Bett stand. „Ko m men Sie nicht mit?“
    Maggie schaute zu ihr herüber, als wäre sie soeben aus einem Tagtraum e r wacht. „Natürlich. So etwas lass ich mir doch nicht entgehen.“
    Kaum war Yui in dem Labor angekommen, als sie sich für den Bruchteil einer Sekunde den Stein ansah, bevor sie begann, sämtliche Läden und Schranktüren zu öffnen.
    „Suchen Sie etwas Bestimmte s ?“, fragte Simon, der ihrer Tätigkeit mit u n verhohlenem Staunen folgte.
    „Ich brauche Handschuhe“, erwiderte Yui unwirsch.
    In einer Schublade fand sie endlich eine Packung Gummihan d schuhe. Sie riss die Schachtel auf und zog sich die Handschuhe über. Da ihre Hände von Natur aus zu schmal waren, schlabberte das Gummimaterial wie eine künstl i che Haut um ihre Finger. Sie kehrte zurück an den Tisch, auf dem der Stein lag, bevor sie das Licht der Laborlupe einschaltete und sie in eine brauchbare Position bog.
    Der Stein fiel durch seine grünliche Oberfläche auf. Sie erkannte zudem dünne, graue Linien, die wie zarte Adern das Grün durchzogen. Vorsichtig wickelte sie den Stein aus der Plastikfolie. Sein Gewicht machte diese Arbeit nicht gerade einfach.
    Simon und Maggie beobachteten ihre Tätigkeit neugierig.
    „Können Sie schon sagen, was für eine Art Stein es ist?“, wollte Simon wi s sen. „Ich tippe auf einen Vulkanit. Aber das ist genauso, wie wenn Sie zu einer bestimmten Fischart einfach Fisch sagen. Es kommt nicht viel dabei heraus.“
    „Der Farbe und Struktur nach könnte es sich um einen Phonit handeln. Diese Steinart ist bekannt dafür, dass sie sich einfach bearbeiten lässt.“
    „Und daher äußerst beliebt bei Künstlern ist“, fügte Chad hinzu.
    Yui legte die zerknitterte Folie auf die Tischplatte und drückte die Lupe weiter hinunter. „ S icher bin ich mir jedoch nicht. Der Stein wirkt irgen d wie anders. Die Kegelform ist nicht weniger seltsam. Sie erscheint nicht wie zufä l lig, sondern besitzt einen Charakter, den ich beinahe als mathematisch b e zeichnen würde. Die Bearbeitungsspuren gleichen denen von Monolithen oder Menhiren. Allerdings haben wir es hier mit einer feineren Ausarbe i tung zu tun. Der Stein könnte genauso gut aus der Bronzezeit wie aus dem fünften Jahrhu n dert nach Christus stammen. Wir müssten eine Radi o karbonanalyse durc h führen, um das ungefähre Alter zu erfahren.“
    Simon hob abwehrend seine Hände. „Einen Moment mal, bevor Sie weite r referieren. Handelt es sich hierbei um ein Original oder um eine Fälschung? Ich möchte hier nur eines anmerken: W ir befinden uns am Pol der Unzulän g lichkeit.“
    Yui strich mit ihren Fingern über die Oberfläche des Materials. Zwischen den grauen Linien hatte sie noch weitere Formen entdeckt, die ihr Kopfze r brechen bereiteten. „Archäologie und Antarktis ist so etwas wie ein Par a doxon. Da gebe ich Ihnen r echt. Vielleicht liegen unterhalb des Eises eine Unzahl von Ruinen, vielleicht aber auch nichts. Es gibt keine konkreten Hi n we i se weder dafür noch dagegen. Und ob es eine Fälschung ist? Ich denke nicht.“ Sie konzentrierte sich nun ganz auf die Linien, welche nicht zu den Adern gehörten. Je länger sie sich damit beschäftigte, desto genauere Formen nahmen sie an. „Auf der Oberfläche befindet sich eine Rune.“
    Chad trat neben sie, um ebenfalls einen Blick durch das Vergrößerungsglas zu werfen.
    „Siehst du das?“ Yui deutete mit dem Zeigefinger auf eine der eingeritzten Stellen.
    „Wir sollten das fotografieren und mit dem Computer vergrößern.“
    Maggie, die Yuis Untersuchung mit großem Interesse verfolgt hatte, wirkte auf einmal verunsichert. „Miss Okada und Mr. Kruger, entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche. Sind wir hier, um diesen Stein zu untersuchen oder um den Verbleib der Forschungsmannschaft zu

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