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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Pechmann
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hatte ihn bei seinem Vorhaben unterstützen wollen. Es hatte allerdings andere Wege gegeben, um an das notwendige K a pital zu kommen. Julia hatte zunächst ein mulmiges Gefühl gehabt, als sie von der Quelle des Geldes erfahren hatte. Ihr Vater hatte sie wieder beruhigt. Sie hatte ihrem Vater immer vertraut. Sie hatte ihm auch geglaubt, dass seine Vorgehensweise vollkommen in Or d nung war.
    Julia konnte sich aufgrund der Erläuterungen ihres Vaters ungefähr eri n nern, welche der Türen zu seinem Zimmer führte. Aus Neugierde warf sie zuvor einen Blick in drei der anderen Räume. In einem der Zimmer herrschte eine große Unordnung. Die Bettdecke lag halb auf dem Boden, Kleidung s stücke verteilten sich konfus über die sechzehn Quadratmeter. Die beiden anderen Räume wirkten aufgeräumt. Die Bewohner konnten, dem Anschein nach, nicht weit sein. Doch das war nichts anderes als ein Trugschluss. Julia musste sich krampfhaft vergegenwärtigen, dass der Zustand der Zimmer seit einem Jahr so währte. Seit dem Verschwinden der Mannschaft hatte niemand mehr darin gewohnt.
    Das Zimmer ihres Vaters lag der Messe schräg gegenüber. Sie spürte, wie ihre Nervosität zunahm, als sie sich dem Ort näherte, an dem ihr Vater z u letzt gelebt hatte.
    „Es ist besser, ich bringe es gleich hinter mich“, murmelte sie.
    Damit öffnete sie die Tür.
    In dem Raum herrschte tiefe Dunkelheit. Sie schaltete das Licht ein. Julia kam das Zimmer etwas größer als die anderen drei Räume vor, aber vielleicht irrte sie sich auch. Es gab einen Kleiderschrank und ein niedriges Buchregal. An der rechten Wand stand ein Schreibtisch, auf dem ihr Vater seinen Laptop abgestellt hatte. Dahinter lehnte ihr Porträt an der Wand. Über dem Bett hing ein kleineres Format des Gruppenfotos aus der Messe.
    Sie trat über die Türschwelle. Sie glaubte, den Geruch ihres Vaters wahrz u nehmen. Unterschwellig , aber noch immer vorhanden.
    Sie öffnete den Kleiderschrank. Seine Jacken und Hemden hingen noch alle an ihren Haken. Seine Pullover und T-Shirts stapelten sich in den dafür vo r gesehenen Fächern. In den unteren Schubladen steckten seine Unterwäsche und seine Socken.
    Auf einmal überkam sie eine unendliche Schwere. Sie sank vor dem Schrank auf die Knie.
    Julia wusste nicht, was sie sich erhofft hatte. Hatte sie wirklich geglaubt, die Station zu betreten und ihren verloren geglaubten Vater sofort in die Arme zu schließen? Der Kleiderschrank zeigte, dass er KOR nicht verlassen hatte. Wäre es zu einer bedrohlichen Fehlfunktion gekommen, so hätte sicherlich einer aus der Mannschaft einen Hilferuf an die Stationen Dome Fuji oder Amundsen -Scott gesendet, die KOR am nächsten lagen. Darüber war alle r dings nichts bekannt. Die vorhandene Kleidung bewies, dass es zu keiner Evakuierung gekommen war.
    Etwas anderes musste geschehen sein. Aber was? Zum ersten Mal kamen ihr Zweifel. Konnte es sein, dass ihrem Vater tatsächlich etwas Schlimmes widerfahren war?
    Peter räusperte sich. „Entschuldigen Sie, Ma’am, aber können Sie etwas damit anfangen?“
    Julia erhob sich ächzend. „Was meinen Sie?“
    Der Soldat stand neben einem Bürostuhl, der vor das Fenster gerückt wo r den war. Die Lehne war ihr zugekehrt.
    Sie trat näher heran.
    Auf der Sitzfläche stand der Torso einer weiblichen Schaufensterpuppe.
    Zunächst verwunderte es sie bloß, dass sich ein solcher Gegenstand in dem Zimmer ihres Vaters befand. Als sie genauer hinblickte, spürte sie, wie sich kaltes Entsetzen in ihr ausbreitete.
    Der Mund der Puppe war mit dick aufgetragenem Lippenstift zu einer Clownsgrimasse verunstaltet worden. Anstelle des rechten Auges klaffte eine unförmige Lücke. Die gesamte Oberfläche der Puppe wies Kratzer und Ei n schnitte auf, als hätte jemand seine ganze Wut daran ausgelassen. Der Plasti k busen lieferte einen noch bizarreren Anblick. In den Kunststoffbrüsten stec k ten weit mehr als zweihundert schwarze Nägel.
    Julia taumelte zurück. Ihr Kopf erfüllte ein dunkles Vakuum. Es ist aber nur eine Puppe, versuchte sie sich klarzumachen. Sie wich weiter zurück und stolperte schließlich aus dem Zimmer.
    „Es ist aber nur eine Puppe“, flüsterte sie. „Nur eine Puppe.“
    „Wir müssen das den anderen zeigen.“
    Verwirrt starrte sie auf Peter, der noch neben dem Stuhl stand. „Es ist aber nur eine Puppe.“
    „Da haben Sie durchaus r echt, Ma’am. Aber haben Sie schon einmal so e i ne Puppe gesehen?“

    *
    Die Krankenstation glich einem lang

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