Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Pechmann
Vom Netzwerk:
Whitehead.
    In Nortons Leben war bisher alles glatt gelaufen. In der Schule hatte er stets zu den Klassenbesten gehört. Seine lockeren, manchmal derben Sprüche hatten auch gelegentlich die Lehrer zum Lachen gebracht. Dass er am Anfang seiner Highschoolzeit eine Mitschülerin vergewaltigt hatte, wurde ihm bis heute nicht nachgetragen. Sein Vater hatte ihr mit ein paar T ausend Dollar den Mund gestopft. Norton erinnerte sich noch manchmal an sie. Nachdem er mit ihr fertig gewesen war, hatte sie ihm versprechen müssen, dass die blauen Flecken und die aufgeplatzten Lippen von einem Fahrradunfall he r rührten. Norton hatte sich heimlich nicht mehr ein gekriegt, als er von einem damaligen Kumpel erfahren hatte, dass sie diese „Notlüge“ tatsächlich in Umlauf gebracht hatte. Wahrscheinlich hatte es auch an den Scheinen seines Vaters gelegen, die sie seine Tat verdrängen ließen.
    Sein Vater hatte es gut mit ihm gemeint. Auch in diesem Fall. No r ton hatte ihm erzählt, dass er einfach ausgerastet sei, da das Mädchen ihn hintergangen habe. Daddy wusste, wie man nervende Zeitgenossen schmie r te. Er hatte mehrere Jahre im Aufsichtsrat eines Autokonzerns verbracht. Er hatte ve r meiden wollen, dass diese Angelegenheit hohe Wellen schlug, da dies an se i nem Image als Saubermann gekratzt hätte.
    Somit war Norton weiterhin der Liebling aller geblieben. Selbst während des Studiums konnte er sich auf seinen Strahlemanncharakter verlassen. Der Erfolg seines Unternehmens, bei dem ihm sein Vater zu Beginn mit Konta k ten versorgt hatte, verdankte viel seinem Auftreten als ein Mann, der vorgab, die Leichtigkeit in Person zu sein, und für den Probleme und Niederlagen dementsprechend nicht existierten.
    Daher hatte Norton fest daran geglaubt, dass er ohne Zwischenfälle an sein Ziel gelangen würde. Die Möglichkeit, dass sich Allan noch auf KOR aufha l ten könnte, raubte ihm mit einem Mal den Wind aus den Segeln.
    Sein Herz schlug schneller und seine Handflächen überzogen sich mit kle b rige m Schweiß. Er musste verhindern, dass die anderen Allan Whitehead zuerst fanden. In dieser Hinsicht besaß er durchaus einen nicht zu verachte n den Vorteil. Immerhin hatte er KOR konstruiert.
    Niemand kannte die Station so gut wie er.

    *
    „Wo ist Miss Whitehead?“ Arnolds Stimme hallte wie der Befehl eines Fel d webels durch den Flur. Er lief den Gang entlang und riss sämtliche Türen auf, als würde er verzweifelt nach einem Ausweg suchen. Richards und seine be i den Kameraden folgten ihm in einem gewissen Abstand. Der ehemalige Off i zier machte einen gefassten Eindruck, obwohl er erst vor w e nigen Minuten durch einen heftigen Stromschlag außer Gefecht gesetzt wo r den war.
    „Wo ist diese Frau?“
    Weiter vorn trat Chad Kruger aus einem der Labors. „Haben Sie ein Pro b lem?“
    „Und ob ich eines habe!“, rief Arnold. Er blieb vor Chad stehen und zog die zerknitterte Zigarettenschachtel aus seiner Jacke. Er war weit davon en t fernt, sich eine Zigarette anzuzünden. Die Geste diente einfach dazu, sich zu beruhigen. „Richards hat einen Stromschlag abbekommen.“
    „Von einem losen Kabel?“, fragte Maggie, die sich zusammen mit Simon und Yui zu der Gruppe gesellte.
    Arnold konnte nicht einschätzen, ob sie die Frage ironisch meinte. „Kabel! Da s s ich nicht lache. Deswegen wäre ich wohl kaum aufgebracht. Wir haben in der Garage etwas gefunden, Kruger. Eine Art Tor. Als Richards versuchte, es zu öffnen, erhielt er einen ziemlich üblen Schlag. Ich muss diese Wh i tehead sprechen. Ihr Vater muss ihr etwas über sein Vorhaben am Pol der U n zulänglichkeit erzählt haben.“
    Simon kratzte sich am Nacken. „Und wieso nicht Norton? Er ist doch der Konstrukteur.“
    Arnold zerdrückte die Schachtel mit beiden Händen. „Norton. Wenn Julia Whitehead nichts darüber wissen sollte, dann bestimmt dieser Dreckskerl.“
    „Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich Sie zunächst untersuche, Mr. Richards“, meinte Maggie gelassen.
    Der Soldat winkte ab. „Es ist nichts, Ma’am. Mir geht es prima.“
    Maggie nickte. „Weil Sie unter Schock stehen. Wenn dieser nachlässt, we r den Sie sich wahrscheinlich nicht mehr prima fühlen. Sie könnten Verbre n nungen davongetragen haben.“
    Arnold wandte sich an den Offizier. „Tun Sie, was Miss Hodge sagt. Wir brauchen Sie lebend und nicht als Grillhähnchen.“
    Maggie trat auf eine der blauen Türen zu. „Dann weihen wir mal die Kra n kenstation ein, Mr.

Weitere Kostenlose Bücher