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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Pechmann
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wird nicht viel passieren. Eine Art Wochenendausflug. Palmen und ein Strand wären mir allerdings lieber gew e sen.“
    „Palmen, Strand und ein paar Weiber.“ Wilson grinste in die Dunkelheit, die sich durch die Scheinwerfer nicht vertreiben ließ. Die Strahler drangen gerade fünf Meter weit. Dahinter erstreckte sich eine schwarze Wand. Der Boden, auf dem sie entlang rollten, bestand aus einer weiten Ebene, die nur an manchen Stellen von sanften Schneehügeln unterbrochen wurde. Die Dornier stand etwa dreihundert Meter von KOR entfernt mitten im Eis. Sie wirkte wie ein technisches Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, der einz i ge Zeuge einer früheren Zivilisation inmitten des atomaren Winters.
    Er stoppte das Vehikel. Den Motor ließ er an. „Die Nahrungsmittel dürften jetzt ziemlich tief gefroren sein. Aber aufgetaute Pizza schmeckt sowieso nach Kotze.“
    Steele nickte. „Ich hab mir mal an so einem Teil ziemlich den Magen ve r dorben. Nie wieder Pizza.“
    „Kann ich was dafür, wenn du dir nach jedem Essen deine Seele raus scheißt? Aber Pizza werden die sowieso nicht eingepackt haben. Wahrschei n lich Gemüse und solchen Mist. Soll ja keiner Skorbut oder was Ähnliches bekommen.“
    „Nicht in den drei Tagen.“
    Wilson brachte Steeles Bemerkung zum Lachen. „Du bist ja doch witzig, Kleiner. Hätte ich nicht von dir gedacht.“
    Steele zog den Reißverschluss seines Anoraks ganz zu. Danach prüfte er, ob seine Handschuhe fest saßen. „Ich bin eben ein verkanntes Genie.“
    Wilson grunzte. „Genie? Deine Witze sind genauso lahm wie eine gamml i ge Kartoffel.“ Er öffnete die Fahrertür. Sofort drang die schneidende Luft des Südpols in die Kabine. Draußen herrschten minus vierzig Grad. Er hatte gehört, dass Menschen Minustemperaturen bis fünfundzwanzig Grad unter n ull fühlen konnten. Alles, was darunter lag, wurde von den R e zeptoren nicht mehr wahrgenommen. In diesem Moment war ihm diese Tatsache vö l lig egal. Die Luft brannte in seinem Gesicht, obwohl er noch nicht einmal ausgesti e gen war. „Beeilen wir uns mit dem Transport. Ich hab keine Lust, hier festz u frieren.“
    „Genau meine Meinung.“ Steele kletterte aus dem Chief t ain. Die Nacht um ihn herum wirkte gespenstisch. Ein Gefühl der Bedrohung ging von ihr aus. In der Dunkelheit konnte sich alles Mögliche verbergen. Das Flugzeug schä l te sich wie eine dreidimensionale Skulptur aus der Schwärze. Hinter ihnen funkelten die Strahler von KOR wie die Lichter eines am Grund des Ozeans gestrandeten U-Boots. Die Außenwand erinnerte ihn an ein trübes Gemälde, das vergessen in einer leeren Galerie hing.
    „Was glotzt du so? Schon die Hosen voll?“
    Steele hatte nicht gemerkt, dass er wie gebannt auf die Station gestarrt hatte. „Glaubst du, wir sind die einzigen Menschen hier in der Gegend?“
    Wilson umrundete die Schneeraupe und stapfte auf das Flugzeug zu. „Kann mich nicht erinnern, hier jemandem begegnet zu sein.“
    „Ich meine wegen des Funkspruchs.“ Steele wartete noch einen Moment, bevor er seinem Kameraden folgte.
    Tom Wilson hantierte an der Ladeluke der Dornier. „Keine A h nung, was das soll.“
    „Und diese Sache mit dem Tor, verdammt. Was glaubst du, liegt dahinter?“
    Wilson hörte kurz mit seiner Tätigkeit auf und ließ ein lautes Seufzen h ö ren. „Ich mache mir mehr Gedanken darüber, wie wir diesen ganzen Scheiß zum Anhänger tragen sollen. Medikamente, Lebensmittel, Waffen und Mun i tion.“
    Steele trat neben ihn. „Ich würde sagen, die Waffen im Flugzeug zu lassen, war Leichtsinn. Sie hätten gestohlen werden können.“
    „Wieder einer deiner beschissenen Witze, Steele? Wer sollte die Munition und die Pistolen stehlen? Sind wir hier in New York?“
    Robert Steele ließ seine Schultern hängen. Seine Befürchtung war einfach zu dämlich. „Tragen wir das ganze Zeug lieber zum Anhänger.“
    Wilson nahm einen der Kartons mit Medikamenten. „Du solltest ab und zu wirklich dein Hirn einschalten, Kumpel. Wir sind hier im absoluten Nirgen d wo. Hier gibt es keine Diebe, keine Mörder und auch keine Psychopathen.“
    Steele packte eine der Munitionskisten. Durch das zusätzliche Gewicht sa n ken seine Stiefel tiefer in den Schnee. Schnaufend schleppte er die Kiste zu dem Anhänger. „Sowieso eine dämliche Idee, eine Forschungsstation am Pol der Unzulänglichkeit zu errichten“, sagte er, nachdem er die Munition auf der Ladefläche abgelegt hatte.
    „Spielst du jetzt

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