KOR (German Edition)
klang energischer als zuvor. Es wirkte beinahe so, als würde jemand ve r zweifelt versuchen, Aufmerksamkeit zu erregen. Also doch Wilson? Aber wie konnte das sein? Jemand anderer musste sich in dem Tank aufhalten.
Norton schwankte zwischen Weggehen und Nachsehen. Er war kein Mensch, der anderen gern half, es sei denn, er bekam dafür eine gewisse En t schädigung. Helfen oder nicht helfen. Die Vorstellung begann, ihn zu fasz i nieren. Sie vermittelte ihm ein Gefühl von Macht. Er konnte entscheiden zwischen Leben und Tod. Er konnte einfach weggehen und d i e Person, die sich in dem Behälter befand, ihrem Schicksal überlassen. Er konnte aber auch das Schott des Behälters öffnen und den Gefangenen freilassen. In seinem Kopf formte sich ein weiterer Gedanke. Er könnte genauso gut hier bleiben und zuhören, wie die Geräusche nach und nach schwächer wurden und schließlich vollends versiegten. Die dritte Version klang nicht weniger intere s sant.
Doch seine Neugier obsiegte und er näherte sich dem leeren Tank. Seine Schritte führten dazu, dass das Schlagen gegen die Hülle von N euem b e gann. Norton blieb vor dem Schott stehen. Es war nicht oben angebracht, da die Höhe der Tanks der des Raumes entsprach. Daher hatte er bei dem He r steller Behälter bestellt, bei denen sich das Schott an der Vorderseite befand. Er legte seine Hände an die mit Eiskristallen bedeckte Verriegelung. Zum Glück trug er Handschuhe, sodass er der Gefahr entging, mit seiner Haut an dem Metall kleben zu bleiben. Die Geräusche, die er verursachte, inte n sivierten das Rumpeln und Schlagen.
Die Verriegelung drehte sich nicht. Vielleicht war sie festgefroren. Doch wenn sich jemand innerhalb des Behälters aufhielt, musste sie zu bew e gen sein. Er probierte es weiter, setzte nun seine ganze Kraft ein. Ein raues Sch a ben, gefolgt von einem schmerzenden Quietschen folterte seine Ohren. Die Verriegelung löste sich endlich.
Norton konnte nicht anders, als sich zu gestehen, dass er eine unverken n bare Nervosität verspürte. Jetzt wäre noch Zeit gewesen, das Schott wieder dichtzumachen . Norton drehte weiter. Er wusste, dass man manchmal etwas riskieren musste, um an sein Ziel zu kommen. Das hatte nichts mit Ehrgeiz zu tun. So lauteten einfach die Spielregeln. Bekam man heraus, wie das Sy s tem funktionierte, so fiel es leicht, manche Regeln zu u m gehen oder sie für sich zu nutzen. Was die Sache mit dem Risiko betraf, so gab es keine Altern a tive.
Die letzte Umdrehung löste das Schott.
Bisher war noch kein Tropfen Diesel ausgelaufen. Also stimmten die A n zeigen. Der Behälter war leer. Erst nachdem er den Riegel gelöst hatte, fiel ihm etwas auf. Aus welchem Grund hatte die Person nicht nach Hilfe ger u fen? Wieso hatte sie nichts anderes getan, als gegen die Innenseite der do p pelwandigen Hülle zu schlagen?
Das Schott quietschte in seinen Angeln, als er es öffnete. Beißender Diese l gestank drang in seine Nase. Durch die runde Luke schaute er in ein schwa r zes Nichts. „Was ist mit Ihnen? Wieso kommen Sie nicht raus?“ Seine Sti m me hallte dunkel aus dem Behälter wider.
Er konnte noch immer nichts erkennen.
Auf einmal schoss ihm warme, stinkende Luft in das Gesicht und schle u derte ihn wie der Strahl eines Wasserwerfers gegen den gegenüberliegenden Tank.
5
Während Simon Radcliffe nach etwas suchte, mit dem man die Pakete und Kisten auf weniger kräftezehrende Weise in den Aufzug transportieren kon n te, kehrte Maggie Hodge aus dem zweiten Stock der Station zurück.
„Mr. Steele ist verarztet“ , teilte sie mit. „Jetzt können wir uns die andere Sache ansehen.“
„Haben Sie ihm ein Beruhigungsmittel gegeben?“, fragte John Arnold.
„Er liegt in einem der Zimmer und schläft tief und fest.“
Chad klatschte in die Hände. „Also gut, dann machen wir uns auf die S o cken.“ Er winkte Peter Mason zu, damit dieser den Flaschenzug des Ra m pendeckels aktivierte.
„Lassen Sie mich mitkommen, Mr. Kruger.“ Richards wartete die Antwort des Wissenschaftlers nicht ab, sondern schnappte sich eines der Schneemob i le.
„Wollen Sie nicht lieber helfen, Pakete zu schieben?“ Maggie warf ihm e i nen ironischen Blick zu.
„Es ist besser, wenn jemand mit einer großen Pistole bei Ihnen bleibt“, gab er zurück.
„Spielen Sie jetzt auf Ihre jämmerliche Männlichkeit an?“
Richards startete den Motor. „Wenn Sie Lust haben auf ein bisschen R o deo, klammern Sie sich an mir fest.“
„Können wir
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