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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Pechmann
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Whitehead verschränkte ihre Arme, während sie neben Simon zum Stehen kam. Sie wirkte wie eine strenge Gefängnisaufseherin, die gerade ihren stündlichen Rundgang durch den Knast absolvierte. „Der Erkenntnis ist nicht geholfen, wenn Sie mit bloßen Überlegungen herumspielen. Um ehrlich zu sein, verachte ich Leute, die Theorien in den Raum stellen, ohne sie zu beweisen. Das ist keine Wissenschaft. So etwas kann jeder.“
    „Haben Sie eine bessere Erklärung?“ Simon fiel es schwer, über Julias indirekte Beleidigungen hinwegzusehen. Hätte er jedoch darauf reagiert, hätte er Julia nur noch mehr provoziert, und genau das wollte er vermeiden. Eine geifernde Furie war alles andere als das, was er brauchte.
    „Auf Dome Fuji wurden vor zwei Jahren Eiskernbohrungen durchgeführt. Sie fanden erhöhte CO2-Werte, die sich auf ungefähr zweitausend Jahre zurückdatieren lassen.“
    Simon traute seinen Ohren nicht. Hatte Julia soeben seine Vermutungen bestätigt? „Die Forscher nehmen an, es könne damals ein Meteorit in der Antarktis eingeschlagen sein?“
    Julia ließ sich nicht ansehen, ob sie gerade in Redelaune war oder lediglich Simon gegenüber ihre wissenschaftliche Überlegenheit präsentieren wollte. „Die eine Hälfte der Wissenschaftler tendiert zu erhöhten Vulkanaktivitäten. Die andere Hälfte schlägt einen Einschlag vor. Allerdings keinen beträchtlichen. Die CO2-Werte sind viel geringer als bei einem großen Impact. Eine Einschlagstelle wurde noch nicht entdeckt.“
    „Was halten Sie davon, wenn wir uns gerade auf einer solchen Stelle befinden?“
    „Sehen Sie hier irgendwo einen Krater?“
    „Die Grube besitzt einen Durchmesser von sieben Metern. Boden und Wände wurden künstlich bearbeitet, um diesem Ort einen sakralen Eindruck zu verleihen.“
    „Sie verlieren sich erneut in Spekulationen, Mr. Radcliffe. Es fehlt Ihnen an Beweisen. Und genau das ist das Einzige, was zählt.“ Julia ließ ihm keine Chance, sich zu verteidigen. Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Container.
    *
    Die Datei trug die Bezeichnung Chronologie.
    Chad klickte auf das Symbol. Die Datei öffnete sich sofort.
    Zusammen mit John Arnold und Yui blickte er auf eine zweispaltige Tabelle, in der Allan Whitehead einige Notizen aufgeführt hatte, deren Überschrift Chronologie unerklärlicher Ereignisse lautete.
    In die rechte Spalte hatte Allan das jeweilige Datum eingetragen. Die linke Spalte beinhaltete dazu gehörende Anmerkungen.
    Arnold zeigte auf die erste Eintragung. „Sehen Sie sich das an. Zehnter N o vember. Nächtliche Geräusche. Klopfen. Deborah und Nik haben es auch gehört. Alle anderen haben geschlafen. “
    Chad runzelte die Stirn. „Das Klopfen taucht die ersten paar Tage auf. Am zwölften November ertönen schwere Schritte auf Deck Zwei. Allan schreibt: auch von den anderen vernommen .“
    „Stand das Tor an diesen Tagen bereits offen?“, fragte Yui.
    Chad erwiderte ihren Blick. „Es gibt keine Angaben darüber, wann Allan den Container geöffnet hat. Möglich wäre es.“
    Am 13. November hielt Allan Whitehead fest: Stephen Dobrin verschwunden. Keine Spur von ihm. Wirkte am Tag davor schweigsam.
    „Erinnert unglücklicherweise an Tom Wilson“, bemerkte Arnold. „Bisher haben wir von ihm ebenfalls noch kein Lebenszeichen.“
    Allan notierte weitere Vorkommnisse. Am 15. November zeigte Deborah Jones Anzeichen einer geistigen Verwirrung. Sie behauptete, schlecht geschlafen zu haben.
    Die folgenden zwei Tage herrschte anscheinend Ruhe. Jedenfalls gab es für diesen Zeitraum keine Notizen.
    Erst am 18. November schrieb Allan Whitehead: Seltsame Vorkommnisse auf Deck Eins. Die Betten auf der Krankenstation ändern wie von selbst ihre Position. In der Bibliothek stürzten zwei Regale um. Kevin Rogers hört Stimmen. Dr. Johnson gab ihm Beruhigungsmittel.
    Dann der 19. November: Rogers ist tot. Seine Leiche im Aufzug gefunden. Körper zerquetscht. Durch was?
    Yui zeigte aufgeregt auf die Eintragung. „Als ihr draußen war t , hatte S i mon eine Art Halluzination. Für einen Augenblick sah er einen blutübe r strömten Körper im Fahrstuhl. Deswegen bin ich überhaupt in die Kabine gegangen. Ich wollte herausfinden, ob Simon wirklich etwas gesehen hatte.“
    20. November: Verhalten von Deborah Jones immer auffälliger. Hysterisch. Unfähig, ihre Arbeit zu verrichten. Im Container herrscht ein unerklärlicher Geruch. Ob er von dem Objekt stammt? Eine Eigenart des Duftes ist seine sexuelle

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