KORNAPFELGRUEN
vielleicht.“
Daniel stöhnte gequält.
„Lieber Himmel, Simon! Du wirst dir doch jetzt nicht einen Hund zulegen wollen wegen so eines albernen Artikels. Du, ich kenne einige der Damen im Redaktionsstab der Mimi, das sind ganz ausgebuffte Mädels, kann ich dir flüstern. Für einen fetzigen Artikel verkaufen die ihre eigene Großmutter an den Teufel. Du musst nicht alles glauben, was die so zusammenschreiben.“
Insgeheim gab Camilla Daniel in diesem letzten Punkt Recht. Als er ihr jetzt in die Augen sah, bemerkte er die Zustimmung in ihrem Blick. Er lächelte sie mit einem hinreißenden kleinen Verschwörerlächeln an.
Camilla lächelte zurück.
Simon allerdings war nicht zu bremsen.
„Einen Versuch wäre es jedenfalls wert. Und ich mag Tiere, warum also nicht? Außerdem klang der Artikel wirklich plausibel. Im Übrigen würden sich auch kleine Kinder gut bewähren in der Rolle, wurde weiter ausgeführt. Ein Mann, der mit einem Kind im Park unterwegs ist, dürfe beinahe sicher sein, Damenbekanntschaften zu machen, hieß es. Frauen stehen eben auf den fürsorglichen Männertyp, ihm wird mehr Verantwortungsbewusstsein unterstellt. Und Verlässlichkeit, und und und … Und genau das könnte meine Chance sein.“
„Und wo willst du einen passenden Hund herbekommen, Simon?“ Daniel schüttelte nachdrücklich den Kopf, während er das sagte. Es war ihm deutlich anzumerken, dass er Simons Plan für eine Schnapsidee hielt.
Aber hier irrte er womöglich, dachte Camilla.
Sie hatte oft genug Hundebesitzer im Park dabei beobachtet, wie sie untereinander angeregte Schwätzchen hielten über den jeweiligen vierbeinigen Liebling. Wildfremde Menschen fanden solchermaßen im Nu ein gemeinsames Thema.
Und wenn Simon sich wirklich schwertat, auf anderem Wege eine passende Partnerin kennenzulernen, so mochte es immerhin einen Versuch wert sein.
„Aus dem Tierheim natürlich!“, sagte Simon sichtlich unbeeindruckt von Daniels Skepsis.
„Also, ich glaube nach wie vor fest an den Zufall, auch im zwischenmenschlichen Bereich!“ – Daniel gab sich so leicht nicht geschlagen.
„Beruhige dich, der darf schon auch mitspielen, wenn er will.“ Simon lachte herzlich.
Camilla fand, dass es ein nettes Lachen war, und der eher unscheinbare Simon durchaus einen gewissen Charme besaß. Das war ihr vorhin während der Fotositzung ja bereits aufgefallen. Das Dumme war nur, dass Simon selbst dies nicht bewusst zu sein schien, und nur deshalb spielte er seine Kartentrümpfe nicht richtig aus.
Er erhob sich jetzt und winkte der Kellnerin. Die ignorierte ihn einfach.
„Lass gut sein, mein Freund, ich übernehme das!“ erklärte Daniel sofort, „warum hast du es plötzlich so eilig? Deine Orchesterprobe beginnt doch erst gegen Mittag, soviel ich weiß.“
„Ich fahre zum Tierheim und gucke mich schon mal um“, erklärte Simon und grinste wehmütig, „schließlich bin ich bereits 39. Spätestens mit 40 sollte ein Mann eigentlich unter der Haube sein. Viel Zeit bleibt mir also nicht mehr.“
Camilla starrte die beiden Männer entgeistert an.
„Sagen Sie das noch einmal bitte, Simon! Sie sind erst 39 und haben sich in der Senior-Model-Agentur beworben?“
Er hob die Schultern und grinste: „Aber das sieht mir doch keiner an, oder? Ich meine, Daniel hier ist 42, also drei Jährchen älter. Und wirkt doch jünger als ich. Was sollte also schon groß passieren?“
Er strahlte Camilla so entwaffnend an, dass sie lachen musste und schließlich nickte. „Ich halte bestimmt dicht, versprochen!“
Als Simon weg war, wurde Daniel nachdenklich: „Ich weiß wirklich nicht, was die Frauen wollen. Ich meine, Simon ist doch ein netter Kerl, oder etwa nicht? Aber Glück in der Liebe hatte der Ärmste tatsächlich noch nie. Solange ich ihn kenne nicht.“
„Tja, ich weiß auch nicht. Das mit dem netten Kerl sehe ich ganz genauso, allerdings muss ich sagen: Aus meiner Sicht als Frau heraus – ein ausgesprochener Womanizer ist Ihr Freund Simon tatsächlich eher nicht.“
„Aha! Womit wir also endlich die perfekte Überleitung zum Thema hergestellt hätten!“
Aber dann erzählte Daniel erst noch lang und breit, dass sein Freund Simon Musiker war. Und zwar bei den Philharmonikern.
„Er haut auf die Pauke, der gute Simon. Nein, nein, ernsthaft, Camilla, lachen Sie jetzt nicht! Der Pauker hat in so einem großen Orchester nämlich eine überaus wichtige Funktion. Sein Einsatz muss auf den Punkt genau kommen. Also, dass ihr
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