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KORNAPFELGRUEN

KORNAPFELGRUEN

Titel: KORNAPFELGRUEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Sanders
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dann wohl getan?
    Jeder vernünftige Mensch verriegelte ja wohl zumindest die Tür, wenn er schon ausgerechnet vom Büro aus derartige Spielchen inszenierte.
    Er hatte es offenbar nicht geplant gehabt, es war spontan abgelaufen! Daniel hatte nicht vorgehabt, mit Camilla ein Telefonsex-Abenteuer anzupeilen.
    Es hatte sich um eine bloße Stimmung gehandelt, die ihn, ebenso wie sie selbst, überraschte und mitriss.
    Stimmungen aber verflogen ebenso rasch, wie sie zu kommen pflegten.
     
    Eine Viertelstunde später rief er tatsächlich wieder an. Schon am veränderten Klang seiner Stimme erkannte Camilla, dass sie tatsächlich auf Ewig mit der Frage – ob oder ob nicht - würde weiterleben müssen. Ohne je eine Antwort zu bekommen.
    „Was ist bloß mit mir los, Camilla?“, fragte Daniel langsam, „jetzt will mich doch tatsächlich auch noch meine Sekretärin verlassen! Warum laufen mir plötzlich alle meine Frauen davon?“
    „Keine Ahnung, ehrlich.“ 
    Camilla verriet ihm lieber nicht, dass sie selbst sich diese Frage im Hinblick auf ihn auch bereits einige Male gestellt hatte.
    Seine angeblichen Womanizer-Qualitäten bedurften offensichtlich einer genaueren Überprüfung!
    Immerhin hatte sich Sabina auch bei der Beurteilung des Dunkelhaarigen aus dem Café getäuscht!
    Und dann – noch einmal – die Frage: Liefen auch einem Womanizer gelegentlich die Frauen weg?
    „Nein?“, sagte Daniel, „und ich hatte so gehofft, du könntest mir vielleicht weiterhelfen. Vielleicht habe ich ja irgendetwas an mir in letzter Zeit, einen Tick, der die Frauen abtörnt. Du würdest es mir doch sagen, wenn es so wäre, oder? Wir sind doch Freunde?“
    „Aber sicher sind wir Freunde. Und du hast keinen Tick, wirklich nicht.“
    Lieber Himmel, war das hier eben der alte Daniel Kleeberg gewesen? Dieser Mann hier klang ja plötzlich völlig fertig!
    Ohne nachzudenken, rutschte Camilla eine Frage heraus, die ihr eine ganze Weile bereits auf der Zunge gelegen hatte.
    „Sag mal, Daniel, der OSCAR auf deinem Schreibtisch, war das etwa das gemeinsame Geburtstagsgeschenk einiger Verflossener von dir? So als kleine Rache vielleicht? Als Hochzeitsgeschenk wäre es sicher zu pikant gewesen! So lustig und doch so zweideutig. Wunderbar dazu geeignet, der glücklichen Braut den angeblich schönsten Tag ihres Lebens gründlich zu verderben.“
    „Du bist ein verdammt kluges Mädchen!“ – in Daniels Stimme schwang echte Bewunderung mit. „Es geschah wirklich an unserem Hochzeitstag. Ich hatte mich zuerst noch richtig gefreut über das Präsent, muss ich sagen. Und Gianna bewies Humor und lachte herzlich darüber. Sie hat mir erst in der folgenden Nacht die Hölle heiß gemacht, dafür dann aber umso gründlicher! Lach jetzt nicht, Camilla, bitte. So eine Hochzeitsnacht wünsche ich keinem anderen Mann auf dieser Welt! Es war der blanke Horror, meine Braut wollte mich noch vor Sonnenaufgang verlassen.“
    „Offenbar hat sie es sich dann aber noch anders überlegt, und die Sache um einige Jährchen und zwei süße Kinderchen nach hinten verschoben“ – Camilla wusste selbst nicht, warum sie auf einmal so bissig war.
    Er stöhnte gequält auf. Der Pfeil hatte den Apfel durchbohrt. Sozusagen.
    „Bitte fang jetzt du nicht auch noch an. Ich bin am Ende, merkst du das denn nicht? Wie könnt ihr Frauen bloß so grausam sein!“
    Er schwieg, und ein Weilchen blieb es ganz still im Hörer, dann fügte Daniel noch hinzu: „Gianna hat übrigens bereits seit über einem Jahr einen Lover. Und zu dem ist sie jetzt auch gezogen, soviel zumindest hat sie mich wissen lassen. Damit ist der OSCAR wohl hinfällig als Scheidungsgrund ...“ – mit diesen Worten legte Daniel den Hörer auf.
    Camilla überlegte ein Weilchen, ob sie ihn zurückrufen sollte. Aber dann ließ sie es lieber sein.
    Zumindest im Moment konnte sie ihm nicht helfen. Sie wusste auch nicht, ob sie das überhaupt wollte.
    Und sie war wirklich nicht sehr nett zu ihm gewesen vorhin, mochte sich andererseits aber auch nicht für ihr Verhalten entschuldigen.
    Er würde schon zurechtkommen, immerhin war er ein erwachsener Mann.
     
    Als sie bei Ruth klingeln wollte, war deren Eingangstür nur angelehnt.
    „Komm rein, Kind!“, rief Ruth von drinnen, „ich bin in der Küche beim Bügeln.“
    „Hallo“, sagte Camilla, als sie in Ruths wie stets blitzblanke Küche trat.
    „Nach dir könnte man wirklich den Fahrplan der Deutschen Bundesbahn stellen, Mädchen!“ Ruth lachte ihr entgegen.

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