KORNAPFELGRUEN
solchen Nightclub dann auch nicht rauschen.
Jim reichte dem Fahrer von der Rückbank einige Dollarnoten nach vorne.
Richard murmelte einen halbherzigen Protest, den Jim mit einer saloppen Handbewegung abwürgte.
„Heimwärts du kannst bezahlen, Ritschie!“, sagte er in seinem drolligen Deutsch-Amerikanisch.
Camilla sprang aus dem Taxi, Jim folgte ihr auf dem Fuße. „Bin wirklich gespannt auf diesen Club!“ lachte er und hakte sie freundschaftlich unter.
Hinter ihnen räusperte sich Richard vernehmlich: „Immer diese verrückten Ideen deiner Schwester für ihr albernes Schickimicki-Magazin! Ich halte es für reine Zeitverschwendung, sich die Nacht in einer bestimmt sündhaft teueren Bar um die Ohren zu schlagen.“
Camilla achtete weiter nicht auf ihn. Sie war Kommentare dieser Art gewohnt.
Dafür lächelte sie Jim an, der immer noch ihren Arm hielt.
„Du lebst in San Francisco und kennst nicht einmal die Bars und Kneipen der Stadt?“
Er hob in komisch gespielter Verzweiflung die Schultern: „Well, ich bin eben ein typical Computermann, du weißt schon, wie dein Ritschie auch. Wir arbeiten einfach zuviel, bleibt keine Zeit für heiße Nächte, stimmt doch, Ritschie, oder?“
„Versäumt man auch nicht viel dabei, wenn ihr mich fragt!“, kam es verdrossen zurück.
„May be, but manchmal kann es funny sein, etwas anderes zu probieren“, Jim lachte jungenhaft.
Camilla fiel in sein Lachen mit ein.
„Eben, das finde ich auch. Danke, Jim!“ rief sie übermütig.
Sie mochte diesen netten Amerikaner, der so viel heiterer und gelassener durchs Leben zu gehen schien als ihr eigener Mann.
An Jim sah Camilla, dass es durchaus möglich war, neben der sicherlich stressigen Computerarbeit trotzdem noch locker zu bleiben und heiter durchs Leben zu wandeln. Richard wäre vermutlich in jedem anderen Beruf ebenfalls kein anderer Mann geworden, als er es eben war.
Der schwarze Türsteher trat mit unbewegtem Gesicht vor ihnen zur Seite und drehte an dem goldenen Türknauf.
Ohne das geringste Geräusch öffnete sich der Eingang und gab den Blick frei auf rote Samtwände und eine mit ebenfalls rotem Samt ausgelegte Treppe, die steil nach unten führte und in einer Biegung verschwand. Man konnte von hier oben nicht beurteilen, wo sie hinführte und wie es an ihrem Fuße aussehen mochte.
„Welcome in Club Metropolis“, sagte der Türsteher mit sonorer Stimme. Er verzog weiterhin keine Miene.
Camilla fragte sich, ob er vielleicht aus Ebenholz geschnitzt und in seinem Inneren ein Sprachcomputer installiert war.
„Wow!“, sagte Jim bloß.
Camilla schmunzelte. Richard stöhnte gequält in ihrem Rücken.
„Let`s go!“ – Jim stieg als erster die steilen Stufen hinunter. Camilla folgte ihm auf dem Fuße.
Sie kamen in eine Art Vorraum, der ebenfalls völlig mit rotem Plüsch-Samt ausgelegt und absolut quadratisch war.
An allen vier Wänden hingen riesige goldgerahmte Spiegel, die von goldenen Lüstern mit elektrischen Kerzen jeweils links und rechts eingerahmt wurden. Ansonsten war der Raum leer.
„Das sieht ja hier ein bisschen aus wie im Tanz der Vampire, dem Polanski-Film!“ amüsierte sich Camilla.
Richard, der den Film ebenfalls mochte, hüstelte – „Na ja, bei viel Phantasie vielleicht.“
„Wow“, sagte Jim schon wieder. Er war ihnen einige Schritte voraus und hatte wohl Neuland entdeckt.
„Nicht schlecht“, entfuhr es Camilla, als sie hinter ihm den nächsten Raum betrat, in dem sich an der gegenüberliegenden Längsseite ein langgestreckter, bogenförmiger Bartresen befand. Ebenfalls mit rotem Samt beschlagen und außerdem mit goldenen Verzierungen bestückt.
Wieder hingen an den Wänden diese riesigen goldgerahmten Spiegel, die das Geschehen im Raum vielfach zurückwarfen und dem Besucher den Eindruck vermittelten, sich mitten in einem riesigen Ballsaal zu befinden. Obwohl der Raum in Wirklichkeit nicht einmal allzu groß war.
Eigentlich hätte das Ganze bei dem vielen Rot und dem plüschigen Samt ja kitschig wirken müssen, dachte Camilla andächtig.
Das tat es aber nicht, es wirkte auch nicht überladen, höchstens ein bisschen schräg, eben anders.
Eine Menge gutgekleideter, attraktiver Menschen standen mit Gläsern in der Hand herum und unterhielten sich gedämpft.
Die meisten von ihnen waren schwarzer Hautfarbe, die wenigen Weißen unter den Gästen fielen sofort auf mit ihren bleichen Gesichtern und dem meist deutlich schmächtigeren Körperbau.
„Ein Heineken
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