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KORNAPFELGRUEN

KORNAPFELGRUEN

Titel: KORNAPFELGRUEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Sanders
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bei irgendeinem Rennen. Immerhin scheint die Kleine für seinen Beruf das nötige Verständnis aufzubringen.“
    Klar, dachte Camilla, Kunststück!
    Sabina ist ja selbst genug eingespannt, und zu enge Beziehungen waren ihr von jeher ein Gräuel. Deshalb auch dieser Hang zu jüngeren Männern, die brauchten ihre Freiheit.
    „Also alles in Butter bei dir.“
    Camilla nahm die dampfend heiße Tasse Kaffee entgegen, die Ruth ihr reichte. „Dann kann ich ja beruhigt nach San Francisco starten“ – sie lachte, „hm, dein Kaffee weckt Tote auf, also ehrlich!“
    Ruth erschrak sichtlich. „So stark ist er geworden? Dann muss ich für Fritzi einen neuen kochen, der verträgt ihn so nicht mehr, sagt er.“
    „Tja, in seinem Alter ist das natürlich möglich“, bestätigte Camilla. Und wunderte sich einmal mehr über ihre sporadisch auftretenden Anfälle von Biestigkeit.
    Sie reichte Ruth über den Küchentisch hinweg die Ersatzschlüssel zu ihrer Wohnung, schließlich war sie deshalb vorbeigekommen. Die Freundin würde wie immer die Pflanzen gießen und den Briefkasten leeren.
    „Warte nur!“, Ruth grinste sie vertraulich und keineswegs beleidigt an. „Du wirst auch eines Tages älter und sogar alt sein, mein Mädchen. Übrigens behauptet Fritzi auch, Zeitungslektüre beuge der Altersverwirrtheit vor, das sei mittlerweile wissenschaftlich erwiesen. Vor allem, wenn der Leser auf der letzten Seite stichwortartig Details der vorherigen Meldungen aufschreibt. Außerdem solle man versuchen, schnellstmöglich in einem Text zwei Buchstaben zu unterstreichen, etwa „a“ und „n“, das trainiere das Gehirn ungeheuer.“
    „Arme Ruth“, rief Camilla mit gespieltem Entsetzen und bog sich vor Lachen, „ich sehe schon, du wirst noch viele Zeitungen bügeln müssen!“
     
    Als sie in ihre eigene Wohnung zurückkam, blinkte wieder einmal der Anrufbeantworter.
    Daniels Stimme wünschte ihr eine gute Reise und eine glückliche Heimkehr.
    „Melde dich bitte, sobald du zurück bist!“ - dann machte es KLICK, und er hatte aufgelegt.
    Erschrocken lehnte sich Camilla einen Augenblick lang gegen die Wand im Flur und schloss die Augen. Sie hörte ihr Herz wild hämmern.
    Ihr war gerade eben – beim Klang seiner Stimme – klargeworden, dass sie Daniel tatsächlich vermisst hatte in den vergangenen paar Tagen. Seit ihrem letzten Telefonat hatte Funkstille geherrscht zwischen ihnen. Diese Funkstille aber hatte tief in ihr eine innere Unruhe ausgelöst, und das war nicht gut. Gar nicht gut.
    Sie versprach sich selbst, den Aufenthalt in San Francisco auch und vor allem dazu zu nutzen, Daniel Kleeberg gründlichst aus ihren Gedanken zu streichen.
    Er hatte in ihrem Leben nichts verloren. Punkt.

 
    9
     
    Richard verzog angewidert das Gesicht, als der Taxifahrer mit quietschenden Reifen an der Bordsteinkante abrupt zum Stehen kam. Sein amerikanischer Kollege Jim, der neben ihm auf der Rückbank des Taxis hockte, grinste dagegen nur vielsagend.
    „Die Straßen von San Francisco bei Nacht, Ritchie! Daran wirst du dich gewöhnen müssen.“
    Camilla saß auf dem Beifahrersitz und äugte neugierig aus dem Wagenfenster. Sie entdeckte eine schwarz lackierte Tür mit goldenem Türknauf und einem Guckloch im oberen Drittel.
    Zwei rote gedrechselte Säulen umrahmten theatralisch das Portal, welches außerdem von einem großen breitschultrigen schwarzen Mann bewacht wurde, der in einer Art Phantasieuniform mit weißen Handschuhen steckte.
    „Club Metropolis?“ fragte Camilla zur Sicherheit den Taxifahrer, weil sie keinerlei Eingangsschild entdecken  konnte.
    Das Lokal war ihr erst gestern von einer Zufallsbekanntschaft in einem Pub englischer Machart empfohlen worden.
    Sie hatte dort zu Mittag alleine ein Sandwich gegessen und ein englisches Ale getrunken, während Richard ins Silicon Valley hinausgefahren war.
    Der ältere Gentleman am Nebentisch hatte sich ihr als Geschichtsprofessor aus London vorgestellt, der derzeit eine Gastprofessur in Berkeley innehatte.
    Sie waren ins Plaudern gekommen. Camilla hatte dem netten Engländer verraten, sie beabsichtige für einen Artikel in einem deutschen Frauenmagazin im Nachtleben von Frisco etwas herumzustochern.
    „Yes, Lady!“, bestätigte der Taxifahrer jetzt prompt. „Best Club in Downtown San Francisco, believe me!“
    Der Professor hatte dasselbe behauptet, deswegen hatte Camilla auch all ihre Überredungskünste aufgewandt, um Richard herumzukriegen. Völlig alleine wollte sie in einen

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