KORNAPFELGRUEN
wieder völlig natürlich. Wegen einer verstärkten, aber zeitlich sicherlich begrenzten Hormonausschüttung ließe sie, Camilla, sich außerdem bestimmt nicht auf ein flüchtiges Abenteuer ein.
Dann fand sie, drei Tage vor der Abreise in die USA, in der Tageszeitung eine kleine Anzeige.
Womanizer sucht Schmusekätzchen zum Verwöhnen! Keinerlei
finanzielle Interessen, absolute Diskretion, nur
die gegenseitige Zuneigung zählt. Trau Dich und ruf
mich an unter ...
Camilla war einen Moment lang wie elektrisiert.
Diesen selbsternannten Womanizer musste sie zumindest einmal unter die Lupe nehmen. Und wenn er es ihr schon so einfach machte ….
Sie griff zum Telefon und wählte die angegebene Nummer.
Eine Handynummer, ganz offensichtlich.
Er legte wohl Wert darauf, ständig erreichbar zu sein!
War das nun eher gut oder eher schlecht für einen Womanizer, dieses „Ständigerreichbarsein“? Oder wollte er bloß seine private Telefonnummer nicht verraten, weil er daheim eine Frau sitzen hatte?
Interessante Frage! Möglich wäre es immerhin.
Er klang ein wenig gehetzt, als er sich mit „Ja, bitte!“ meldete.
Camilla fragte sich, ob sie am Ende heute bereits die soundsovielte Anruferin war?
Vielleicht riefen ihn auch jede Menge Scherzkekse oder sogar Perverse an, um ihn dumm anzumachen. Bei einer derartigen Anzeige war immerhin alles möglich.
„Ah, die Anzeige! Ja, die stammt von mir“, rief er hörbar erfreut, als Camilla vorsichtig nachfragte.
„Sind Sie denn ein echtes Schmusekätzchen?“ – Er lachte.
Es klang in Camillas Ohren ein wenig scheppernd und nicht allzu sympathisch, aber das mochte auch an der Übertragung durch das Mobiltelefon liegen.
„Sind Sie denn ein echter Womanizer?“ fragte sie schlagfertig zurück.
Die Frage war ihr ohnehin die ganze Zeit im Kopf herumgeschwirrt. Schließlich war es die Frage schlechthin für sie derzeit! Aber das konnte er natürlich nicht wissen.
„Man behauptet es!“, jetzt klang er beinahe beleidigt!
War er etwa tatsächlich eingeschnappt? Durfte man an seinen angeblichen Qualitäten nicht einen Augenblick lang zweifeln?
„Na schön“, sagte Camilla burschikos, „dann testen wir uns am besten gegenseitig mal an. Hinterher weiß man immer mehr.“
Das schien ihm zu gefallen. Zumindest lachte er wieder.
„Wann hätten Sie denn Zeit? Bei mir ginge es heute gegen achtzehn Uhr.“
Als Treffpunkt schlug er ein Lokal am Stadtrand vor. Vermutlich war es das, was er unter Diskretion verstand. Dort draußen würde einem so leicht kein bekanntes Gesicht unterkommen. So dachte er wohl. Und ahnte vermutlich gar nicht, wie leicht man sich bei solchen Einschätzungen täuschen konnte.
Sie würde den Wagen nehmen müssen, überlegte Camilla blitzschnell.
„Gut, abgemacht!“, sagte sie dann munter, „ich werde dasein.“
„Sie finden mich am ersten Tisch links von der Bar“, erklärte er noch, ehe er auflegte - „Versuchen Sie bitte, möglichst pünktlich zu sein.“
„Aye, Aye, Sir!“
Beinahe hätte sie laut herausgeprustet. Im Geiste schlug sie bei ihrer Antwort außerdem noch die Haken forsch zusammen. Wie auf dem Kasernenplatz.
Hörte sich so ein echter Womanizer an?
Nun, man würde sehen.
Zum Glück war das GRÜNE ECK so verwinkelt gebaut, dass die Eingangstür von der Bar her nicht zu sehen war.
Camilla war außerdem bewusst zehn Minuten zu spät gekommen. Sie wollte sicher sein, dass der angebliche Womanizer bereits wartend drinnen am Tisch saß.
Als eine kleine Gruppe von vier Leuten das Lokal betrat, ging Camilla einfach dicht hinter den beiden Paaren hinein. Auf den ersten Blick würde er nicht erkennen können, wer zu wem gehörte.
So schuf sie sich selbst die Chance, noch unbemerkt wieder zu verschwinden, falls es nötig sein sollte.
Die Kamera steckte schussbereit in ihrer Manteltasche.
Sie erkannte ihn auf den ersten Blick!
Es war der Dunkelhaarige aus dem Café neulich.
Sabina hatte ihn damals als Womanizer bezeichnet gehabt – war es möglich, dass er das an jenem Samstagvormittag hatte hören können am Nebentisch? Versuchte er jetzt prompt, daraus etwas zu machen?
Was für ein Blödmann!
Von selber wäre der doch nie darauf gekommen, sich als Womanizer zu bezeichnen. Wahrscheinlich hatte er zuerst im Wörterbuch nachschlagen müssen, um zu sehen, was das Wort überhaupt bedeutete.
Schlagartig fiel ihr auch ihre Begegnung mit ihm im Park wieder ein. Sie spürte, wie sie heiße Wangen
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