KORNAPFELGRUEN
wunderbar erregende Dinge anzustellen.
Die Sängerin besang schonungslos, was da vor sich ging zwischen den Schaumbergen und ihren Beinen. Sie stöhnte beim Singen so geschickt ihre Gefühle heraus, man bekam als Zuhörer glatt ebenfalls welche. Zumindest fühlte sich Camilla augenblicklich angeregt durch den offenherzigen Vortrag. Der Song glitt jedoch keineswegs ins Ordinäre oder Peinliche ab. Der Vortrag war einfach perfekt.
Hier wurde in wunderbar aufregenden und gleichzeitig nachvollziehbaren kleinen Details besungen, wie es zu sein hatte, wenn es gut war! Das Kornapfelgrün .
Kein noch so gut geschriebener Artikel in der MIMI konnte wohl jemals diese erotische Tiefe nachahmen oder gar diese Fülle an Empfindungen vermitteln, dachte Camilla unwillkürlich. Schade, aber so war es eben, das hier musste man erlebt haben, das ließ sich nicht aus zweiter Hand darstellen. Nicht wirklich …
Camilla spürte, wie sie feucht wurde, während sie immer hingerissener lauschte, als die Sängerin sich jetzt – ebenso eindeutig - der Gefühle des beteiligten Mannes annahm.
Ihre Stimme wurde tiefer, noch einen Tick rauchiger, und die dabei entstehenden Schwingungen in der Luft eindeutig männlicher, dabei aber keineswegs weniger von lustvoller Zärtlichkeit geprägt.
Camilla hörte auf zu atmen beim Zuhören, die feinen Härchen auf ihren Armen richteten sich auf, die Kniekehlen begannen zu zittern, sie spürte wohlige kleine Schauer, die ihren Rücken herunter liefen.
Großer Gott, dachte sie verblüfft, ich habe mich noch nie im Leben so erotisch angeregt gefühlt durch ein Lied. Dagegen war selbst „ Je t`aime“ seinerzeit bloß ein müder Schmachtfetzen.
Plötzlich brach begeisterter Applaus los und weckte Camilla aus ihrer hingebungsvollen Versunkenheit.
Das Lied war zu Ende, mit einem tiefen lustvollen Seufzer aus dem Mund der Sängerin ausgeklungen.
Jemand sagte dicht an Camillas Ohr auf Englisch: „Verzeihen Sie, aber ich wüsste zu gerne, woher Sie kommen! Amerikanerin sind Sie offensichtlich nicht. Sind Sie vielleicht aus Europa?“
Camilla fuhr herum und blickte direkt in ein blaues Augenpaar, das dem dunkelblonden Mittvierziger mit Rucksack gehörte.
„Aus Germany“, sagte sie automatisch, wie vom Tonband.
Sie war in den vergangenen Tagen öfter dasselbe gefragt worden, offenbar fiel sie auf als Europäerin, in USA.
„Das ist ja wunderbar“, freute er sich und streckte seine rechte Hand aus, „mein Name ist Donald, und ich bin ein echter Kalifornier. Ich unterrichte in einer Schule draußen in Big Sur Geographie und Englisch.“
Sie ergriff seine Hand und schüttelte sie.
„Ich heiße Camilla. Nice to meet you, Donald!“
Er strahlte übers ganze Gesicht. „Machen Sie Ferien hier, Camilla?“
„Ja, so ungefähr...“ – sie entschied, ihm lieber nichts über ihre Recherchen und der Suche nach einem waschechten Womanizer zu erzählen. Amerikaner waren als prüde verschrien (obwohl das eben gehörte Lied dem völlig zu widersprechen schien. Aber einerseits handelte es sich hier auch um einen überwiegend schwarzen Club Metropolis . Und andererseits war das Nachtleben bekanntermaßen besonders anregend in solchen Ländern, die untertags eher puritanisch taten.)
„Sie fliegen bald wieder heim nach Germany?“
Verdammt, was ging ihn das eigentlich an? War das hier jetzt eine besonders ungeschickte Anmache, oder was sollte das Ganze?
„Ja, in drei Tagen“, antwortete Camilla zögernd.
Donald strahlte nur noch mehr.
Er nahm den etwas deplaziert wirkenden und total zerknitterten Leinenrucksack von der Schulter, knöpfte ihn umständlich auf und entnahm dem Ding schließlich einen Plüschteddy mit Tirolerhütchen auf dem Kopf und einem Mini-Rucksack – allerdings aus Leder – auf dem Rücken.
„Das ist Teddy Homer!“, strahlte Donald unvermindert weiter und hielt Camilla das Plüschding entgegen. Sie trat unwillkürlich einen kleinen Schritt zurück.
Also, ein Womanizer war dieser Knabe bestimmt nicht, eher schon ein Faktotum besonderer Machart! Oder auch ein ausgemachter Trottel, je nachdem wie man es sehen mochte.
„Meine Schulklasse hat beschlossen, Teddy Homer auf eine Reise um die Welt zu schicken“, erklärte Donald jetzt und grinste vertraulich. „Möchten Sie etwas trinken, Camilla, während ich Ihnen alles erkläre? Kommen Sie, ich lade Sie auf einen Drink ein an die Bar. Dort ist es auch nicht so laut.“
Camilla nickte, immerhin schien diese Bekanntschaft
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