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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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am Rand der Schlucht war die einzige Stelle, an der die schwere Maschine überhaupt aufsetzen konnte. Alle anderen Möglichkeiten schieden wegen der Nähe der Bäume und dem struppigen Buschwerk aus.
    Das Land, das sie überflogen hatten, war ein einziges Labyrinth aus Sträuchern, Stauden, Farnen und Bäumen. Kein Wunder, dass niemand Kitara bisher gefunden hatte. Selbst der Pilot hatte das Bauwerk erst nach mehrmaligem Überfliegen entdeckt. Unter den Schichten der Baumkronen war es kaum zu sehen. Man musste schon sehr genau wissen, wonach man suchte, um es zu finden. Nichts, was man von einem Flugzeug, geschweige denn einem Satelliten aus hätte entdecken können.
    Mit ungutem Gefühl sah Stewart dabei zu, wie die Maschine tiefer und tiefer sank. Die Rotorblätter verfehlten die Zweige der Bäume nur um Haaresbreite. Stewart glaubte schon, sein letztes Stündlein habe geschlagen, als es einen Ruck gab und der Motorenlärm erstarb.
    Sie hatten aufgesetzt.
    Einer nach dem anderen stiegen sie aus, dann halfen sie dabei, die verletzte Frau aus dem Cockpit zu tragen. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Haut schweißbedeckt. Vermutlich stand sie unter Schock. Die Sanitäter brachten die Bahre an den Rand des Waldes und begannen mit der Notversorgung. Die Frau hätte eigentlich in ein Krankenhaus gehört, aber der Offizier wollte unbedingt herausfinden, was geschehen war.
    Während die Soldaten Proviant und Ausrüstung aus dem Helikopter luden, nutzte Stewart die Gelegenheit, seine Hilfe bei der Behandlung ihrer Patientin anzubieten. Eigentlich war er ja Tierarzt, doch in Uganda war die Ausbildung so schlecht, dass selbst er den beiden Burschen immer noch einiges voraushatte. Die beiden sahen es sportlich und nahmen seine Hilfe gern in Anspruch.
    Er hatte gerade damit begonnen, seine eigenen Instrumente auszupacken, als die Turbinen des Helikopters wieder aufdröhnten. Die Rotoren nahmen Fahrt auf und hoben den schweren Rumpf vom Gras. Der Hubschrauber stieg in die Höhe, flog in einem weiten Bogen über die Schlucht und verschwand dann hinter den Bäumen.
    »Warum fliegt er wieder weg?«, rief Stewart. »Wir brauchen ihn doch noch.«
    »Zu auffällig«, erwiderte der Offizier. »Ich kann nicht riskieren, dass wir auf dem kongolesischen Radar erscheinen. Der Helikopter wird oberhalb der zerstörten Stadt landen und dort auf uns warten. Sobald wir Funkkontakt haben, können wir ihn jederzeit wieder zurückbeordern.«
    »Und wenn wir angegriffen werden?«
    »Wir sind hier bestens ausgerüstet.« Katumba klopfte ihm auf den Rücken. »Machen Sie sich keine Sorgen. Meine Männer sind gut ausgebildet und auf Notfälle spezialisiert. Seien Sie ganz entspannt und lassen Sie uns unsere Arbeit machen. Wir werden Sie alle wohlbehalten wieder nach Hause bringen, das verspreche ich Ihnen.« Damit ging er hinüber zu seinen Leuten.
    »Entspannt«, murmelte Stewart. »Der hat leicht reden.«
    »Es wird schon alles gut werden«, sagte Richard. »Die Leute hier wissen, was sie tun. Das sind Profis. Komm, wir müssen uns überlegen, wie wir weiter vorgehen.«
    Stewart nickte. »Schnapp dir schon mal Wilcox, ich helfe noch schnell, die Frau zu versorgen und komme dann nach.«
    Stewart blickte ihm besorgt hinterher. Profis? Die meisten der Soldaten waren keine zwanzig Jahre alt. Gewiss, der Offizier war ein alter Hase, aber würde er die Kontrolle behalten, wenn die Dinge aus dem Ruder liefen?
     
    Eine halbe Stunde später verabschiedete Stewart sich von Richard und Wilcox, die zusammen mit dem Offizier und drei seiner Männer in Richtung Pyramide aufbrachen. Es war kurz nach zehn am Vormittag. Dem Spürtrupp blieben also noch etliche Stunden, um ein Bild von der Situation zu gewinnen. Hoffentlich brachten sie keine schlimmen Nachrichten mit.
    Er selbst blieb im Camp und versorgte die verletzte Frau. Die Ausrüstung war spartanisch, aber das bereitete ihm keine Sorgen. Er war es gewohnt, unter schwierigsten Umständen zu arbeiten. Mit Nadel und Faden war er ein Meister. Seine Kreuz- und Schmuckstiche waren legendär, aber wenn es um Naturheilkunde ging, war er eine echte Koryphäe.
    Während die Soldaten Zelte für die Nacht aufschlugen, begann er damit, die Verletzungen seiner Patientin genauer in Augenschein zu nehmen. Die Frau war wach und blickte ihn feindselig an. Als er ihr den Harnisch von der Brust lösen wollte, schrie sie ihn an. Sie versuchte sogar, ihn zu schlagen, doch vorsorglich hatte man ihre Hände und Füße mit

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