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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Kompressen an, die er mit Wasser benetzte und auf die Wunden legte. Zehn Minuten Kühlung, dann konnten sie durch ein Brandtuch ersetzt werden. Zeit genug, sich um ihre Beine zu kümmern.
    Hier sahen die Verbrennungen deutlich schlimmer aus. Sie erstreckten sich größtenteils entlang der rechten Wade. Er reinigte die Stellen mit abgekochtem Wasser und deckte sie anschließend mit Metalline-Folie ab, um eine Auskühlung zu verhindern. Obwohl die Prozedur schmerzhaft war, ertrug die Frau sie, ohne einen Mucks von sich zu geben. Erst als er den rechten Fußknöchel näher in Augenschein nahm, entfuhr ihr ein leiser Schrei. Das Gelenk war geschwollen und stark gerötet. Eine hellrote Spur zog sich entlang der Wade bis hinauf zum Oberschenkel. Es sah aus wie ein Peitschenhieb. Die Haut war in der Nähe des Gelenks perforiert. Stewart vermutete einen offenen Bruch, doch nachdem er alles abgetastet und das Gelenk einige Male gebeugt und gestreckt hatte, kam er zu einem anderen Schluss. Offensichtlich war es nur eine Prellung, verursacht durch einen herabfallenden Holzbalken. Er tastete die Schwellung ab und hob überrascht die Augenbrauen. Irgendetwas Festes war unter der Haut.
    »Was haben wir denn da?«, murmelte er. »Fühlt sich an wie ein Holzsplitter. Ein Mordsgerät. Den bekomme ich nicht so leicht raus. Ich fürchte, da muss ich schneiden.«
    Das Gesicht der Frau war schweißüberströmt.
    »Keine Sorge, ich werde Ihnen noch eine Betäubungsspritze geben. Sie werden nichts spüren.« An Herbert gewandt, sagte er: »Fragen Sie sie, was ihr da aufs Bein gefallen ist. Wenn es nur ein Splitter ist, reicht vielleicht ein kleiner Schnitt und ich kann ihn mit einer Pinzette herausziehen.«
    Herbert wechselte ein paar Worte mit der Frau, schüttelte dann aber ratlos den Kopf. »Ich verstehe nicht«, sagte er. »Sie wiederholt immer dasselbe Wort.«
    »Was für ein Wort?«
    »N’ekru,
Riese.«
    »Riese?« Stewart desinfizierte sein Skalpell. »Was könnte das bedeuten?«
    Der Sanitäter zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Nie gehört.«
    »Na ja, macht nichts. Wir werden es ja bald wissen.«
    Er berührte die Wunde mit dem Messer, doch die Frau zeigte keine Reaktion. Die Wirkung des Morphins hatte also bereits eingesetzt.
    Er setzte das Messer auf die ebenholzfarbene Haut und wollte gerade zustechen, als etwas Seltsames passierte. Unter der Haut war eine Bewegung zu spüren. Der Fremdkörper rutschte um einige Zentimeter nach vorn. Zuerst dachte Stewart, er habe vielleicht zu stark gedrückt, doch dann fiel ihm auf, dass das Objekt sich auch dann noch bewegte, als er seine Hände schon längst weggenommen hatte.
    »Was ist denn das?«
    Die Frau starrte ihn aus angstgeweiteten Augen an. Stewart nahm die Wunde genauer in Augenschein. »Sieht fast aus, als wäre da etwas Lebendiges unter der Haut. Herbert, kommen Sie ein wenig näher. Reden Sie mit der Frau. Beruhigen Sie sie, es ist gleich vorbei.«
    Er umfasste den Knöchel und setzte erneut das Skalpell auf. Zuckende Bewegungen liefen unter der Haut. Die Klinge drang ein und stieß auf etwas Festes. Ein Zucken war zu spüren. Das Ding versuchte auszuweichen, doch Stewart hatte bereits seinen Gürtel aus der Hose gezogen und schnürte ihm den Fluchtweg ab. Blut lief über das Bein. Die Frau zitterte und stöhnte. Mit einem entschlossenen Schnitt öffnete Stewart die oberen Hautschichten und zog die Wunde auseinander. Ungläubig starrte er auf den Fremdkörper. Im Bein der Kriegerin sah er einen etwa zehn Zentimeter langen, knotigen Strang. Zuerst dachte er, es handele sich um eine Art Wurm, bis er begriff, dass das Ding pflanzlicher Natur war. Es besaß eine feste Außenhaut, eine faserige Struktur und Dutzende feiner Wurzelenden. Mit angewidertem Gesichtsausdruck griff er nach einer Knochenzange und zog es aus der Wunde. Die Frau strampelte und schrie. Das Ding widersetzte sich seinem Zugriff und zuckte im Griff der Zange. Als wollte es zurück in den Körper der Frau gleiten. Schon hatte es seine Wurzelfäden ausgestreckt. Die Frau bäumte sich ein letztes Mal auf, dann erschlaffte ihr Körper. Sie war in Ohnmacht gefallen.
    »Schnell, Herbert, runter mit der verdammten Binde. Holen Sie mir etwas zum Aufbewahren, ein verschraubbares Glas, eine Flasche, irgendetwas. Schnell!« Die Wurzelranke bebte und zuckte. Blut und Eiter tropften von ihr herab. Herbert riss die Binde von seinen Augen, blickte auf das ekelhafte Ding und rannte schreiend davon.
    Sofort kamen Soldaten

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