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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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gerefft und steuerten allein mit Hilfe der Ausleger.
    Die Insel hob sich wie ein dunkler Scherenschnitt vor den zuckenden Blitzen ab, gut zu erkennen an dem dichten Waldbewuchs und der Pyramidenspitze, die kegelförmig über das Blätterdach hinausragte.
    Vorsichtig steuerte der Bootsmann die Barke um die Flanke der Insel herum in Richtung Anlegestelle am Südrand. Trotz der schlechten Sichtverhältnisse war die Fläche als heller Fleck inmitten der Dunkelheit zu erkennen.
    »Da ist sie!«, rief Karl und deutete nach vorn. »Da ist die Stelle, an der die Brücke gewesen ist. Siehst du die beiden abgebrochenen Felsnasen? Dort haben wir gestanden und nach dem Rückweg gesucht.«
    »Und dort ist auch der Pfad«, rief sie. »Ich kann es sehen. Jetzt müssen wir nur noch heil runterkommen.«
    Karl signalisierte dem Bootsmann, er solle das Schiff runterbringen. Die Besatzung bestand aus dem Steuermann, einem gewaltigen Silberrücken mit auffallend roter Stirnpartie, dem alten Schamanen, Ch’kun, sowie drei schwerbewaffneten Kämpfern. Offenbar rechneten die G’ombe nicht mit ernsthaften Auseinandersetzungen, waren aber vorsichtig genug, um nicht gänzlich auf eine bewaffnete Eskorte zu verzichten.
    Donnergrollen erfüllte den Himmel. Der Bootsmann lenkte die Barke vorsichtig an die Insel heran. Eine Windbö packte das Schiff und schleuderte es ein paar Meter in die Tiefe. Karl spürte den Höhenunterschied in seiner Magengrube. So dicht an der Steilkante war die Luft erfüllt von Turbulenzen. Noch einmal bäumte sich das Schiff auf, nur um im nächsten Moment wieder abzusacken. Kopfschüttelnd blickte er in die Tiefe. »Das Schiff lässt sich nicht ruhig halten. Wie sollen wir da landen?«
    Mellie wechselte ein paar Worte mit dem Schamanen, dann kam sie zu Karl zurück. »Er sagt, sie werden uns mittels Seilen herunterlassen«, rief sie. »Sie setzen uns ab und geben uns etwas Verpflegung mit. Von dort aus müssen wir allein weitermarschieren.«
    Karl zog die Augenbrauen hoch. »Sie wollen uns zurücklassen?«
    Mellie nickte. »Ray hat mir erzählt, dass die G’ombe Angst vor dem Portal haben. Und ehrlich gesagt, ich kann sie verstehen. Es ist schon beachtlich, dass sie uns überhaupt hierhergebracht haben. Die Aktion ist für sie riskant genug.«
    »Wo stecken eigentlich Ray und K’baa?« Karl reckte seinen Hals. »Sie scheinen noch nicht da zu sein. Können sie die Insel in der Dunkelheit überhaupt finden?«
    »Warte einen Moment«, sagte Mellie. »Ich habe eine Idee. Vielleicht können die G’ombe ein Signalfeuer entzünden. So eine Art Leuchtturm.«
    »Frag sie.«
    Mellie machte ein paar Handzeichen und deutete auf die Sturmlampe, die die G’ombe auf Deck aufgestellt hatten. Der Schamane versank kurz in Gedanken, dann winkte er zwei seiner Krieger herbei. Nach einem kurzen Wortwechsel eilten die beiden in Richtung Frachtraum und verschwanden unter Deck. Kurze Zeit später tauchten sie wieder auf, über den Schultern zwei kalebassenförmige Gefäße, die mit Lederriemen verzurrt waren und hin und her schaukelten. Ohne auf weitere Befehle zu achten, kletterten sie über die Bordwand und ließen sich an den Seilen nach unten. Karl blickte ihnen hinterher. Die beiden waren unten angekommen und verschwanden im Wald. Es krachte und rumpelte, dann tauchten sie wieder auf, jeder eine Handvoll Äste und Zweige hinter sich herziehend. Sie schichteten das Holz zu einem Turm, dann eilten sie zurück, um noch mehr zu besorgen. Es dauerte nicht lange und sie hatten einen riesigen Haufen aufgeschichtet. Sie gossen den Inhalt der Kalebassen darüber und steckten ihn in Brand. Eine meterhohe Stichflamme schoss empor. Sie beleuchtete die gesamte Lichtung und Teile des umliegenden Waldes. Der Wind ließ die Flammen wild flackern, schaffte es aber nicht, sie zu löschen.
    Karl nickte dem Schamanen dankbar zu. Ein solches Feuer würde über Meilen zu sehen sein, besonders in einer Nacht wie dieser. Sie mussten nur dafür sorgen, dass immer genügend Holz als Nachschub vorhanden war. Doch auch daran hatten die G’ombe gedacht. Unweit des ersten Haufens legten die beiden Gorillas einen zweiten an, hauptsächlich dicke Äste und Scheite. So ausgerüstet, konnten Karl und Mellie das Feuer über Stunden am Leben erhalten.
    Als sie ihre Arbeit beendet hatten, sprangen die beiden G’ombe an den Seilen empor und kletterten wie Turner zurück an Deck. Der Schamane nickte Karl und Mellie zu.
    Die Zeit war gekommen, das Schiff zu

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