Korona
Schweineschmalz?«
»Keine Ahnung«, erwiderte er. »Ich musste auf die Schnelle irgendetwas finden, was meine Haut dunkel färbt. Dieses Zeug habe ich in der Hausapotheke der G’ombe gefunden. Ich glaube, sie verwenden es als Mittel gegen Gliederschmerzen. Übrigens, das hier ist K’baa. Ihr beide kennt euch.«
»Im Ernst?« Sie sah den Gorilla aufmerksam an. »Aber natürlich«, murmelte sie. »Die Begegnung mit den Kitarern. Der Gorilla, den wir befreit haben.«
»Er ist ein guter Freund. Sein Name ist K’baa.«
Wenn sie überrascht war, ließ sie es sich nicht anmerken. »Hallo, K’baa.« Sie streckte ihm die Hand hin.
Der Gorilla kam näher und schnupperte daran. Dann kraulte er der Biologin sanft über den Nacken. Amy erwiderte die Geste und senkte respektvoll den Kopf. »Danke«, sagte sie. »Danke, dass ihr mich befreit habt.«
»Was ist mit Dan?«
Sie wich seinem Blick aus, dann schüttelte sie den Kopf.
»Was ist geschehen?«
»Er starb in den
Stummen Hallen.
Ermordet von …«, ihre Augen bekamen eine seltsame Farbe, »… William Burke.«
Ray wartete einen Moment in der Hoffnung, das Ganze würde sich als schlechter Scherz entpuppen. Doch als Amy beharrlich schwieg, sagte er: »Wiederhol das noch mal.«
»Burke, er ist hier. Zumindest was von ihm übrig geblieben ist. Er ist hinter uns her.«
»Halt, halt.« Ray hob seine Hände. »Das geht mir zu schnell. Erzähl mir alles, was geschehen ist, und zwar von Anfang an.«
Es dauerte eine Weile, bis Amy ihn über die neuesten Ereignisse in Kenntnis gesetzt hatte, doch auch danach benötigte er eine ganze Weile, bis er wirklich begriff, was er da eben gehört hatte.
»Burke ist hier«, murmelte er leise. »Wenn das mal keine Neuigkeiten sind.«
Sie nickte. »Ich wusste, dass es nicht leicht für dich sein würde, all das zu erfahren. Er ist auf der Galeone, von der ihr mich befreit habt. Er weiß auch, dass wir hier sind.« Sie sah ihm tief in die Augen. »Verstehst du, Ray. Er will uns alle töten.«
»Woher …?« Ray zwang sich zur Ruhe. »Langsam«, sagte er. »Woher weiß er davon? Hast du es ihm erzählt?«
Die Biologin berichtete von der Gedankenverschmelzung im Tempel. Ray spürte, dass es ihr nicht leichtfiel, darüber zu reden, aber so erfuhr er wenigstens, dass dieses Wesen jetzt genau darüber im Bilde war, was geschehen war und wer alles das Portal durchschritten hatte.
Als sie zum Ende kam, loderte unbändige Wut in ihm empor. Um ein Haar hätte er das Steuer herumgerissen und wäre zur Galeone zurückgeflogen, doch er konnte sich beherrschen. Er hatte ein neues Ziel und das lautete: Weg von hier und zusehen, dass alle mit heiler Haut zurückkamen.
Ray legte seine Hand auf ihren Arm. »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte er. »Die Störung wird in wenigen Stunden ihren Höhepunkt erreichen. Wenn alles so läuft wie geplant, dann werden wir noch heute heimkehren. Mellie und Karl sind bereits auf dem Weg zur Pyramide.«
»Karl … lebt?«
Ray nickte. »Die G’ombe haben ihn wieder auf die Beine bekommen. Sie sind gute Mediziner, auch wenn ihre Mixturen nicht immer gut riechen.« Er lächelte. »Ich kann nur hoffen, dass nicht alles umsonst war.« Er griff in seine Umhängetasche am Boden des Schiffes und zog das silberne Brillenetui heraus.
»Was ist das? Mein Gott, das gehört ja Richard. Woher hast du das?«
»Ich fand es bei der Statue. Mach es auf.«
Amy klappte den Deckel hoch. »Da ist ja ein Zettel drin mit seiner Handschrift.«
In fieberhafter Eile überflog sie die Zeilen. Als sie fertig war, leuchteten ihre Augen. »Dann hatte Karl tatsächlich recht mit seiner Prognose, das Portal würde sich noch einmal öffnen.«
Er nickte. »Ganz recht, und zwar heute Nacht.«
Ihr Gesicht bekam langsam wieder Farbe. »Meinst du, es klappt?«
Er zuckte die Schultern. »Was soll ich sagen …?«
Sie lächelte. »Sag einfach
ja.«
73
D ie Wolken nahe der Pyramideninsel flackerten wie kaputte Leuchtstoffröhren. Blitze zuckten in der oberen Atmosphäre und überzogen den Himmel mit einem Netz aus Licht und Schatten. Sturmböen peitschten durch die Dunkelheit, zerrten an ihrer Kleidung und an ihren Haaren.
Karl blickte mit sorgenerfüllter Miene hinaus in den Sturm. Mellie hielt den Mast fest umklammert, während das Schiff langsam seine Zielposition ansteuerte.
Es war ein Wunder, dass sich das Schiff bei diesem Wetter überhaupt steuern ließ. Doch die G’ombe beherrschten ihr Handwerk. Sie hatten die Segel
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