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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Es flackerte und tanzte wie ein wild gewordenes Glühwürmchen.
    »Ein Feuer!«, schrie Ray. »Da oben, siehst du?«
    K’baa ließ ein zustimmendes Bellen hören. Er schwenkte den Ausleger und nutzte den Achterwind, um das Schiff in die entsprechende Position zu lenken.
    In diesem Moment erwachte Amy aus ihrem Schlummer. Müde rieb sie ihre Augen. »Was ist denn los?«
    »Da vorn, ein Licht.«
    Der helle Punkt war nun deutlich zu erkennen.
    Sie war sofort hellwach. »Ich sehe es«, sagte sie. »Was kann das sein?«
    »Vielleicht ein Signalfeuer. K’baa, kannst du darauf zusteuern?« Vor dem Hintergrund aus flackernden Wolken war deutlich eine Form zu erkennen.
Eine Insel.
    Und sie kam rasch näher. Im Schein der Blitze ragten steile Felswände auf, die man leicht für Wolkenfetzen hätte halten können. Ray atmete tief durch. Hätte er nicht im letzten Moment das Licht gesehen, sie wären vermutlich glatt daran vorbeigeflogen.
    Eine mächtige Bö packte das Schiff und wirbelte es herum. Ray wurde gegen den Mast geschleudert und sah für einen Moment nur Sterne. Amy war sofort bei ihm. »Alles okay?«
    »Geht schon«, sagte er. »Diese verdammten Turbulenzen. Wenn wir nicht bald landen, werden wir noch in der Luft zerfetzt.«
    K’baa zog das Schiff in einer steilen Kurve nach oben, weg von den drohenden Felswänden. Von Aufwärtswinden erfasst, raste das Schiff an den scharfkantigen Klippen vorbei und schoss über die Abbruchkante hinaus. Dahinter brach der Windstrom ab. Das filigrane Schiff schwebte etwa fünfzig Meter über der Landezone, dann taumelte es in die Tiefe. Das Feuer war jetzt genau unter ihnen. Immer näher kamen die Flammen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Ray zwei Personen im Lichtschein. Sie hatten ihre Köpfe zu ihnen emporgerichtet und fuchtelten wild mit den Armen. Buchstäblich im letzten Moment gelang es K’baa, das Ruder herumzureißen und den Sturz abzufangen, nur knapp drei Meter über dem Boden. Ray wurde erneut gegen den Mast geschleudert, doch diesmal war er vorbereitet. Für einen kurzen Moment beruhigte sich das Schiff, dann begann es wieder zu steigen. »Raus!«, schrie Ray. »Alle Mann sofort von Bord.« K’baa zögerte keine Sekunde. Er hechtete über die Reling und verschwand auf der anderen Seite in der Dunkelheit. Ray versetzte Amy einen Stoß, der sie hintenüberkippen ließ. Sie war so überrascht, dass sie nicht mal einen Schrei ausstoßen konnte. Ray sprang hinterher. Er fiel senkrecht herunter, dann landete er neben ihr im hohen Gras. Der Aufprall presste ihm die Luft aus der Lunge. Als er wieder zu Atem kam, blickte er nach oben. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie das Schiff von einer neuen Bö erfasst und in den Himmel gehoben wurde. Ein Scherwind erfasste das zerbrechliche Fahrzeug, ließ es ein paarmal im Kreis rotieren und schleuderte es mit unvorstellbarer Kraft in Richtung der Bäume. Es gab ein Krachen und ein Splittern, dann regnete ein Schauer von Balken, Latten und Holzteilen durch das Geäst zu Boden. Das Segel hing wie ein zerfetzter Drachen in der Baumkrone, dann wurde es in der Dunkelheit fortgeweht.
    Ray atmete tief aus und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Das war buchstäblich Rettung in letzter Sekunde.
    In diesem Moment kamen Karl und Mellie herbeigeeilt. »Alles klar bei euch?«, rief Mellie.
    »Mann, Mann, das war ja ein Stunt«, sagte Karl. »Nur eine Minute länger und ihr wärt alle zerschmettert worden.«
    »Schön, dich zu sehen, Karl«, sagte Ray mit einem Grinsen. Unter Schmerzen versuchte er aufzustehen. Ein roter Strich zeichnete sich unter seinem Hemd ab. Seine Wunde war wieder aufgebrochen.
    »Gib mir deine Hand.« Amy war zuerst auf den Beinen und half ihm hoch. »Deine Verletzung …«
    »Geht schon wieder«, sagte Ray. »Ich muss nur in nächster Zeit etwas vorsichtiger sein.«
    »Das nächste Mal, wenn du mich über Bord stößt, warn mich vorher, okay?« Sie hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann wandte sie sich ihren Freunden zu und umarmte sie. »Ihr ahnt gar nicht, wie sehr ich mich freue, euch wiederzusehen«, sagte sie. »Vor allem dich, Karl. Ich dachte, du wärst tot.«
    »Eine Zeitlang habe ich mich auch so gefühlt.«
    Mellie schaute in die Runde. »Wo ist Dan?«
    »Er hat es nicht geschafft.«
    Amy erzählte von ihren Erlebnissen und vom Tod ihres Freundes. Als sie fertig war, lag tiefe Betroffenheit auf den Gesichtern.
    Karl hatte die Hände gefaltet und blickte zu Boden.
    »Tut mir leid«,

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