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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Ihre Bemühungen.«
    »Lassen wir das«, sagte Lockridge rauh. »Wie kommen wir nach Kreta?«
    »Auf dem Seeweg. Lange Zeit bestanden Handelsbeziehungen zwischen diesem Gebiet und dem Mittelmeer. Der Limfjord ist nicht weit, und ein Schiff aus Iberien, wo die Religion der Steinzeiterbauer herrscht, sollte im Laufe des Sommers den Fjord ansteuern. In Iberien können wir auf ein anderes Schiff übersteigen. Es dauert nicht länger und ist weniger gefährlich, als die Bernsteinroute über Land zu nehmen.«
    »Hm, das klingt vernünftig. Hoffentlich haben wir genug Metall bei uns, um die Passage bezahlen zu können.«
    Storm warf den Kopf zurück. »Es spielt keine Rolle«, sagte sie hochmütig. »Sie werden sich nicht weigern, SIE, die sie verehren, an Bord zu nehmen.«
    »Was?« Lockridge starrte sie mit offenem Mund an. »Glauben Sie, daß Sie posieren können als ...«
    »Nein«, sagte sie. »Ich bin die Göttin.«

5
     
     
    Die weißen Nebel des Sonnenaufgangs wallten langsam über die regenfeuchte Erde. Wasser tropfte von tausend Blättern, funkelte in der Luft und verlor sich in Busch und Farnkraut. Vogelzwitschern erfüllte den Wald. Hoch am Himmel zog ein Adler seine Kreise, und das junge Tageslicht lag wie Gold auf seinen Schwingen.
    Lockridge erwachte von einer Hand, die ihn schüttelte.
    »Stehen Sie auf«, sagte Storm. »Bereiten Sie das Frühstück. Das Feuer brennt bereits.«
    Erst jetzt sah er, daß sie nackt war. Er richtete sich in seinem Schlafsack auf und fühlte sein Herz hämmern. Zitternd vor Kälte kroch er aus dem Schlafsack. Storm schien die Temperatur nichts auszumachen, obwohl Tau auf ihrem Haar lag und ihre Hüften glänzen ließ.
    Sie kauerte sich nieder und öffnete eines der Bündel aus dem Schrank. Lockridge benutzte die Gelegenheit und begann, sich hinter ihrem Rücken anzuziehen. Sie blickte sich zu ihm um. »Wir werden zeitgemäße Kleidung benötigen«, sagte sie. »Unsere Ausrüstung wird ohnehin genug Gesprächsstoff geben. Nehmen Sie das andere Gewand.«
    Er gehorchte ihrem Befehl und löste die Verschnürung des Pakets. Die Hülle entpuppte sich als kurzer Mantel aus lose gewebter, mit pflanzlichen Stoffen blau gefärbter Wolle. Das Hauptbekleidungsstück war eine ärmellose Basttunika, die er über den Kopf zog und mit einem Riemen um die Hüften hielt. Die Füße schob er in Sandalen, um die Stirn wand er ein Band aus Vogelfedern mit Zickzackmuster. Zur weiteren Ausstattung gehörten ein Halsband aus Bärenkrallen und Muscheln, dazu ein blattförmiger Dolch aus Feuerstein, der so glatt geschliffen war, daß er fast metallisch wirkte. Der Griff war mit Leder umwickelt, die Scheide bestand aus Birkenrinde.
    Storm musterte ihn kritisch. Auch er betrachtete sie neugierig. Ihre weibliche Bekleidung bestand nur aus Sandalen, einem Stirnband, dem Halsband aus unbearbeitetem Bernstein, einer von der Schulter hängenden Tasche aus Fuchsfell und einem kurzen Rock, der mit Federn geschmückt war.
    »Es wird gehen«, sagte sie. »Eigentlich stellen wir einen Anachronismus dar. Wir sind gekleidet wie Angehörige der wohlhabenden Sippe der Tenil Orugaray, des Meeresvolkes, der Ureinwohner. Aber Sie tragen das Haar kurz geschnitten und sind glatt rasiert, und mein Rassentyp ... aber was hilft es. Wir sind eben Wanderer, die ihre abgetragene Kleidung an Ort und Stelle durch neue ersetzen mußten. Das ist allgemeiner Brauch. Außerdem haben diese Primitiven wenig Sinn für logisches Denken.«
    Sie deutete auf ein kleines Kästchen, das sich auch in dem Bündel befunden hatte. »Öffnen Sie es.« Er nahm es auf, aber sie mußte ihm zeigen, auf welche Stelle er drücken mußte, damit sich der Deckel hob. In dem Kästchen lag ein durchsichtiges Kügelchen. »Stecken Sie es in ein Ohr«, sagte sie. Sie strich das Haar beiseite und zeigte ihm einen ähnlichen Gegenstand, den er für ein Hörgerät gehalten hatte. Er schob die kleine Kugel ins Ohr. Sie beeinflußte seine Hörfähigkeit nicht, fühlte sich aber sonderbar kühl an. Ein leiser Schauder rann ihm über den Rücken.
    »Verstehen Sie mich?« fragte Storm.
    »Ja, natürlich ...«, stammelte er. Sie hatte nicht Englisch gesprochen. Überhaupt nicht in einer Sprache, die er kannte.
    Storm lachte. »Geben Sie gut auf Ihren Diaglossa acht. Sie werden feststellen, daß er mehr wert ist als eine Pistole.«
    Lockridge zwang sich zu kühler Überlegung. Was hatte sie tatsächlich gesagt? Pistole war englisch, und Diaglossa paßte nicht zu dem Rest

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