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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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»Auf alle Fälle konnte die Aufklärung mit Sicherheit feststellen, daß während des ganzen Milleniums in diesem Gebiet keine Energiegeräte zum Einsatz kamen. Das ist einer der Gründe, warum ich es vorzog, so weit zurückzugehen, statt den Tunnel zu einem späteren Zeitpunkt, an dem die Wardens ebenfalls tätig sind, zu verlassen. Ich weiß, daß die Rangers nicht hierherkommen. So konnte ich es wagen, den Tunnel im ersten Jahr seines Tores zu verlassen; es wird ein Vierteljahrhundert lang zugänglich sein. Ein Bericht, den eine Vermessungsgruppe aus Irland brachte, dessen Zeittore sich um ein Jahrhundert von denen Dänemarks unterscheiden, meldet, daß Avildaro noch existiert, daß es heute in hundert Jahren sogar in seiner Bedeutung noch gewachsen ist.« Mit einer ungeduldigen Bewegung verlagerte sie das Gewicht des Gepäcks auf ihren Schultern und nahm den Marsch wieder auf. Schweigend legten sie die nächste halbe Stunde zurück.
    Felder umgaben sie jetzt. Geschützt durch Dornenhecken, hatten Gerste und Weizen zu sprießen begonnen. Nur wenige Morgen Land waren bestellt – in Gemeinschaftsarbeit, wie auch die Schafe, Ziegen und Schweine, nicht jedoch die Ochsen, gehalten wurden. Die Frauen, die gewöhnlich das Unkraut jäteten, waren nicht zu sehen. Sonst erstreckten sich zu beiden Seiten Weideflächen, die nicht eingezäunt waren. Voraus blitzte die helle Fläche des Limfjords. Ein Gehölz verbarg die Ortschaft, aber Rauch stieg über den Baumwipfeln auf.
    Mehrere Männer schlenderten ihnen von dort entgegen. Sie waren grobknochig und blond, ähnlich wie Lockridge gekleidet, trugen das Haar geflochten und die Bärte kurz gestutzt. Einige trugen Weidenschilde, die bunt bemalt waren. Ihre Waffen bestanden aus Speeren mit Feuersteinspitzen, Bogen, Dolchen und Schleudern.
    Storm blieb stehen und hob die leeren Hände. Lockridge folgte ihrem Beispiel. Die Männer aus der Ortschaft schienen erleichtert. Aber sie wurden unsicher, je näher sie kamen, senkten die Blicke und blieben schließlich stehen.
    Sie wissen nicht genau, wer oder was sie ist, dachte Lockridge. So geht es allen, die ihr begegnen.
    »In allen IHREN Namen«, sagte Storm, »wir kommen als Freunde.«
    Der Führer faßte Mut und trat vor. Er war ein untersetzter, grauhaariger Mann mit verwitterten Zügen, die von einem auf dem Meer verbrachten Leben zeugten. Sein Halsschmuck enthielt unter anderem ein Paar Walroßzähne. »Dann heiße ich euch in IHREN Namen und in meinem, Echegon, dessen Mutter Ularu war und der im Rat vorsteht, willkommen«, murmelte er.
    Lockridges neues Gedächtnis setzte ihn in die Lage, zu verstehen, was er gehört hatte. Die Namen, die genannt worden waren, waren echt. Man machte, aus Furcht vor böser Magie, kein Geheimnis aus ihnen, und sie waren auf die Auslegungen zurückzuführen, die Avildaros Kluge Frau Träumen gegeben hatte, die die Betreffenden während der Pubertätsriten gehabt hatten. Das ›Willkommen‹ bedeutete mehr als nur eine Höflichkeitsfloskel. Der Gast war heilig und hatte das Recht, jede Bitte auszusprechen. Ausgeschlossen war lediglich die Teilnahme an den besonderen Riten der Sippe.
    Nur mit halbem Bewußtsein lauschte Lockridge Storms Erklärung, während die Gruppe der Küste entgegenwanderte. Sie und ihr Gefährte waren Wanderer aus dem Süden (dem so weit entfernten exotischen Süden, woher alle Wunder kamen), die von ihrer Gruppe getrennt worden waren. Sie wünschten, in Avildaro zu bleiben, bis sich die Gelegenheit zur Heimfahrt auf einem Schiff bot. Und Storm deutete an, daß sie nicht mit Geschenken geizen würden, wenn man ihre Wünsche erfüllte.
    Die Erleichterung der Fischer war offenkundig. Wenn diese beiden eine Göttin und ihr Begleiter waren und unerkannt zu bleiben wünschten, so schienen sie zumindest gewillt, sich wie gewöhnliche menschliche Wesen zu verhalten. Und ihre Geschichten würden die Langeweile mancher Abende füllen; neidische Besucher würden von weither kommen, um zu hören und zu sehen und in ihrer Heimat die Bedeutung Avildaros zu betonen. Ihr Kommen mochte vielleicht die Yuthoaz, deren Späher kürzlich beobachtet worden waren, beeinflussen, sich fernzuhalten. So betrat die Gruppe froh und mit munteren Reden die Ortschaft.

6
     
     
    Auri, deren Namen Blumenfeder bedeutete, hatte gefragt: »Willst du wirklich den Sumpf mit den Vögeln sehen? Ich könnte dein Führer sein.«
    Lockridge hatte sein Kinn gerieben, dessen Stoppeln zu einem kurzen Bart gewachsen

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