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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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unverbrüchlich loyal. Außerdem hatte Johan Droth gegen jeden von ihnen etwas in der Hand. Er hatte Macht über ihr Leben und ihr Glück, und sollte es ihnen in den Sinn kommen, aufzubegehren, dann würden sie erleben, wie hart er wirklich sein konnte. Diese Strategie hatte er von seinem Vater gelernt und wandte sie ganz bewusst an. Man musste sich mit Männern umgeben, die man kontrollieren konnte. Notfalls auch mittels Erpressung. Das galt selbst bei Buster. Die eigenen Nachkommen zu überwachen ist eine ehrenwerte Familientradition, dachte er und lächelte. Dann ging es nur noch darum, zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Zug zu machen.
    «Was Neues über Aeneid Investment?», fragte Johan Droth, als er sein Glas wieder abstellte.
    Hellsten schüttelte kauend den Kopf. «Keine Veränderungen. Unser Freund aus Kevinge ist immer noch spurlos verschwunden. Alles ist ein einziges Durcheinander.»
    Der Mann, den sie als Freund aus Kevinge bezeichneten, war ein schwedischer Investor, der gerne große Risiken einging und dem moralische Fragen nicht wichtig waren. Mittlerweile kannte ihn ganz Schweden, denn er war offenbar untergetaucht. Die Boulevardpresse spekulierte, dass es sich auch um Mord handeln könnte. Nur wenige Jahre zuvor hatten nur Geschäftsleute seinen Namen gekannt. Seine Geschäfte in den frühen Achtzigern hatten ihn jedoch in Verruf gebracht. Er hatte sich wegen eines Kredits an Johan Droth gewandt, und aus Dankbarkeit dafür, dass ihn Droth überhaupt empfing, hatte er ihm ein Gemälde von Anders Zorn aus seiner berühmten Kunstsammlung mitgebracht. Droth hatte das Geschenk angenommen, es zu Hause aufgehängt und dem Kevinge-Mann den Kredit über die Banken in Curaçao zukommen lassen. Dann hatte es Ärger gegeben, einige Unregelmäßigkeiten waren ruchbar geworden, und der Kevinge-Mann war verschwunden. Es hieß, er sei geflüchtet, ohne seinen Kindern sein Versteck zu verraten. Ein anderes Gerücht besagte, jemand hätte ihn in den Kofferraum seines weißen Benz gepackt und diesen bei Landsort auf dem Meeresgrund geparkt.
    «Wir müssen uns darauf einstellen, das Geld abzuschreiben», meinte Hellsten. «Es würde deinem Ruf schaden, Anspruch darauf zu erheben, außerdem würden dann alle erfahren, dass der Kredit von dir kam. Die Behörden würden neugierig werden. Langfristig ist es das einzig Richtige, die Sache auf sich beruhen zu lassen.»
    Das ist leicht gesagt, wenn es nicht um das eigene Geld geht, dachte Droth, aber er nickte nur und trank einen Schluck Bier. Er dachte an das Wort «langfristig» und an den Krebs. Sie überlegten, was für die nächsten Jahrzehnte das Beste für die Familie sei, und gleichzeitig fraß sich der Krebs durch seinen Körper wie ein hungriges Nagetier. Manchmal bildete er sich ein, ihn zu hören. Wie Mäuse auf einem Speicher.
    «Ich fahre in ein paar Tagen für ungefähr eine Woche weg.»
    «Das habe ich im Büro gehört.»
    «Ach?»
    «Du hast die Eintrittskarten ausgeschlagen.»
    Droth sah Hellsten fragend an.
    «Für das Phantom der Oper.»
    «Natürlich», erwiderte Droth. «Die Eintrittskarten.»
    Er nickte. Theorin hatte ihn in ein Musical mitnehmen wollen, von dem er behauptete, es sei ein Welterfolg. «Man stelle sich vor», hatte Theorin gesagt, «ich habe es vor drei Wochen am Broadway gesehen, und jetzt ist es hier.» «Ja, unglaublich», hatte Droth erwidert und gedacht, meinetwegen können sie es auf dem Mond aufführen, ich gehe trotzdem nicht in ein Musical. «Ich bin verhindert», hatte er abschließend gesagt. Theorin hatte nicht weitergefragt, weil man Johan Droth keine neugierigen Fragen stellte. Hätte er sich vergessen und es trotzdem getan, hätte er nur einen steinernen Blick geerntet. «Vielleicht frage ich Hellsten», hatte Theorin gemeint. Droth hatte genickt und erwidert, das sei eine gute Idee. Aber Hellsten hatte offenbar ebenfalls keine Zeit. Droth betrachtete Hellstens Frettchengesicht. Was er wohl für Pläne hat?, überlegte er. Und was hatte Theorin eigentlich nach New York verschlagen? Vielleicht ein Weekend mit der Gattin, der Broadway und ein schönes Hotel. Möglicherweise auch etwas anderes. Vielleicht werde ich auch langsam paranoid, dachte er. Theorin hatte nichts mit der Anfrage aus New York zu tun. Und selbst wenn er und Buster das eine oder andere gemeinsame Geschäft tätigten, war er viel zu vorsichtig, um eine solche Initiative zu wagen. Je länger Droth darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass es Buster

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