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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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nach Hause begleitet. Lisa war am Morgen gekommen und hatte Ulla und Lena angerufen. Dann hatten sie seine Mutter verständigt. Max war Einzelkind. Sein Vater war vor vielen Jahren unerwartet verstorben, und ob es einen anderen Mann in ihrem Leben gab, wusste er nicht, und es interessierte ihn auch nicht. Sein Vater war Maler gewesen. Er war in Södermalm aufgewachsen und konnte lange Geschichten darüber erzählen, wie seine Kindheit in Vita Bergen gewesen war. Er war sentimental und am Ende seines Lebens verbittert gewesen. An allem hatten andere Schuld. Palme, die USA , Israel, Björn Borg, die Gewerkschaftsbonzen, die Idioten von der Stadtverwaltung, die Zigarettenhersteller und dieser verdammte alte König, diese Schwuchtel. An allem waren sie schuld. Daran, dass man als Maler keine Chancen hatte, dass sein Stadtviertel verfiel. Dass er krank geworden und dass das Gesundheitswesen so schlecht war, dass seine Diagnose einem Todesurteil gleichkam.
    Patrik öffnete die Tür. «Schläfst du nicht?», fragte er.
    Max schüttelte den Kopf. «Komm rein.»
    Patrik schloss die Tür hinter sich. Er war knapp eins neunzig und setzte langsam an, doch das wollte er nicht gern zugeben. Er hatte ein rundes Gesicht mit schrägstehenden Brauen und trug sein dichtes, schwarzes Haar streng zurückgekämmt. Er sah immer aus wie frisch rasiert, aber mit den Friseurbesuchen nahm er es nie so genau. Patrik setzte sich auf die Bettkante und seufzte. Er und Max hatten nicht viel miteinander gesprochen, aber jetzt war es an der Zeit, das Schweigen zu brechen.
    «Wir kennen uns schon lange, Max.»
    Er nickte.
    «Ich kann dich also alles fragen, und du mich auch.»
    Er nickte erneut.
    «Ist zwischen Annie und dir alles okay?»
    Patrik sah ihn an. «Spuck’s schon aus, Max, du weißt eh, dass du ein miserabler Lügner bist.»
    Max lächelte schwach. «Wir haben letzte Woche richtig gestritten.»
    «Wieso?»
    «Nichts Wichtiges.»
    «Könnte ihr Verschwinden damit zu tun haben?»
    «Nein.» Er schüttelte den Kopf. Der Schmerz war wieder da. «Das ist nicht ihre Art.»
    «Hast du irgendwas angestellt?»
    «Was?»
    «Etwas, was sie verärgert haben könnte.»
    «Wie meinst du das?»
    «Hast du eine andere?»
    Er fuhr zusammen. «Spinnst du?»
    «Schon gut!», erwiderte Patrik und hob beschwichtigend die Hand. «Ich musste das fragen.»
    Max warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. «Wie kommst du denn darauf? Hast du etwa?»
    «Es geht hier nicht um mich. Vergiss, dass ich gefragt habe.»
    Die Tür wurde vorsichtig geöffnet, und Lisa trat ein.
    «Ich gehe runter und hole was zu essen. Nimmst du Anton so lange?»
    Sie reichte Patrik das Kind. Max betrachtete den Säugling in den Armen seines Vaters. Es war so viel geschehen, seit das Kind auf die Welt gekommen war. Es hatte einen großen Schnuller und eine kleine Mütze und wollte sich aus seiner Decke befreien. Über die Welt, in die es geraten war, wusste es nichts. Es war so klein und süß. Max war gerührt, die zwei so zusammen zu erleben. Die drei. Den Duft eines Babys. Sein Gebrabbel und Gesabber. Er kämpfte mit den Tränen.
    «Alles okay?», flüsterte Lisa.
    «Du brauchst nicht zu flüstern», meinte Max. «Das ist hier keine Totenwache. Niemand ist tot.»
    Sie nickte entschuldigend. Max sah Anton an, und dieser erwiderte mit seinen Kulleraugen den Blick.
    «Entschuldige», sagte Max und strich Anton über den Kopf. «Ich wollte nicht unfreundlich sein, es ist nur …» Er unterbrach sich und ließ seine Hand auf dem Kopf des Kindes ruhen.
    Patrik und Lisa sahen ihn an und nickten. Alle wollten nur sein Bestes. Max wollte nicht auf diejenigen angewiesen sein, die nur sein Bestes wollten, war es aber nun einmal. Vierundzwanzig Stunden der Verleugnung gipfelten nun in einem Kater, der sich in einem penetranten Sodbrennen äußerte, das sich kaum hinunterschlucken ließ. Er schluckte.
    «Du?» Er sah Patrik an. Lisa stand noch in der Tür.
    «Ja?»
    «Falls das hier ein Albtraum ist, könntest du mich bitte wecken? Du bist mein bester Freund, kannst du das für mich tun?»
    «Tut mir leid», entgegnete Patrik und legte Max die Hand auf die Schulter. «Das ist kein Traum, Max.»
    Max spürte, wie ihm die Tränen kamen. «Nein», erwiderte er und nickte. «Dachte ich mir. Aber es war ein Versuch. Ein letzter.»
    Max stand auf und ging an Lisa vorbei in die Diele zum Telefon. Er warf einen Blick ins Wohnzimmer. Die Sonne schien durch die dünnen Vorhänge. Die vertrockneten Pflanzen auf

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