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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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der Fensterbank warfen Schatten auf den Fußboden. Neben dem roten Ohrensessel standen seine Gitarren. Dahinter die Wand mit den Langspielplatten. Annies Bücher stapelten sich auf dem Fußboden. Alles sah aus wie immer. Aber alles war anders.
    Patrik setzte sich auf die Couch neben Max’ Mutter, Lisa war in der Diele stehen geblieben. Max griff zum Telefonhörer und hielt inne. Das Freizeichen in seinen Ohren wurde immer lauter. Lena lehnte sich an Ullas Schulter und begann zu weinen. Eigentlich war sie immer die Starke. Das hatte er sich jedenfalls sagen lassen. Er betrachtete die Menschen, die sich seinetwegen bei ihm zu Hause versammelt hatten. Weil sein Leben eine überraschende Wendung genommen hatte. Weil über ihn das Chaos hereingebrochen war, das sonst immer nur andere heimsuchte. Über das die Boulevardzeitungen berichteten. Sie sahen ihn an und begriffen alle im selben Moment, dass es ernst war. Das Wunder oder die Aufklärung des großen Missverständnisses würde ausbleiben. Alle dachten an ihre eigene Version dessen, was Annie zugestoßen sein könnte. Das verrieten ihre Augen. Max wünschte sich, sie nicht ansehen und ihre Angst nicht spüren zu müssen.
    Er wählte eine Nummer. Jemand antwortete. Er sagte die Worte, die er immer wieder gedacht und von denen er gehofft hatte, sie nicht aussprechen zu müssen: «Ich heiße Max Lander. Ich möchte meine Frau als vermisst melden.»
    2
    Unentschieden. Hellsten gab seinen Service ab, und Johan Droth schnappte sich den Break. Sie spielten seit über zehn Jahren jede Woche zur gleichen Zeit in den Kungliga-Tennishallen. Johan Droth pflegte zu gewinnen. Im letzten Satz, was Hellsten die Möglichkeit gab, zu verlieren, ohne das als Erniedrigung aufzufassen. Droths Vater war einer der Hauptsponsoren der Kungliga-Tennishallen gewesen, und Johan hatte schon als Kind sehr viel Zeit dort verbracht. Sein Vater hatte einmal sogar Marcus Wallenberg geschlagen, der damals als bester Spieler Schwedens gegolten hatte. Sie waren beide Ritter des Seraphinenordens. Das und Tennis waren allerdings ihre einzigen Gemeinsamkeiten gewesen. Ob es wirklich stimmte, dass sein Vater Wallenberg beim Tennis geschlagen hatte, wusste Johan Droth nicht. Beide waren tot, und er konnte nicht mehr fragen.
    Er schlug den Ball auf, und Hellsten retournierte ihn ins Netz.
    Martin Hellsten war klein und hatte ein Frettchengesicht. Außerhalb des Courts trug er Kleider, die genauso billig aussahen wie seine Frisur. Hellsten war Jurist und Droths Ratgeber. Dass er aussah wie ein zweitklassiger Vertreter, bereitete vermutlich nur seiner Frau Probleme. Johan Droth bezahlte ihn nicht für seine Eleganz, sondern für seine Ratschläge. In diesem Punkt hatte Hellsten ihn bisher nicht enttäuscht. Droth hatte Juristen noch nie leiden können und konnte dafür viele Gründe nennen. Sie waren langweilig. Sie drückten sich umständlich aus, wenn es etwas zu erklären gab. Sie waren ängstlich und wollten sich nie festlegen. Sie kleideten sich wie Bibliothekare. Und als Tüpfelchen auf dem i waren sie unverschämt teuer. Bevor sich Droth Hellsten zugelegt hatte, hatte er eine ganze Reihe von Anwälten der besten Kanzleien des Landes verschlissen. Keiner hatte auf Dauer getaugt. Schließlich war er an Hellsten geraten und hatte es für gut befunden, ihn ganz an sich zu binden. Hellsten wusste, was Johan wollte. In vielen Fragen fungierte er als Droths Sprecher und bildete gewissermaßen einen Puffer zwischen ihm und der Sachfrage. Er war ein phantastischer Unterhändler und ein brauchbarer Tennisspieler.
    Johan Droth musterte Martin Hellsten, der seine Rückhand übte. Sie stellte seine Schwäche dar, und das wussten beide.
     
    Johan Droth gewann erwartungsgemäß das Spiel mit fünf zu drei im dritten Satz. Sie saßen eine Weile in der Sauna, dann gingen sie ins Restaurant. Es war fast leer, und sie wählten einen Tisch, der etwas abseits stand. Johan Droth hob sein Bierglas und prostete Hellsten zu. Hellsten nickte und nahm einen Schluck von seinem Mineralwasser. Er hatte nie Alkohol getrunken. Droth wusste nicht, warum, war aber nie so interessiert gewesen, dass er gefragt hätte.
    Für den darauffolgenden Tag war eine Besprechung anberaumt, und wie immer gingen Hellsten und Droth einige der wichtigeren Fragen durch, um sie nicht eingehend in einem größeren Forum erörtern zu müssen, obwohl selbstverständlich nur seine engsten Gefolgsleute an solchen Besprechungen teilnahmen. Diese waren alle

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