Korrupt (German Edition)
eure Söhne Koks schnupfen können, bis ihnen das Blut auf ihre Ralph-Lauren-Manschetten läuft.»
Er trank einen Schluck Bier.
«Henrik, neben dem Tisch steht eine Tasche mit vierhunderttausend. Nimm sie nachher mit.»
Henrik Olsson nickte. Sein dunkles Haar trug er zurückgekämmt. Sein Aussehen war ihm wichtig. Er hatte Sinn für Schmuck, Armbänder, Uhren. Das war schon immer so gewesen, aber jetzt konnte er sich diese Dinge auch leisten. Die Manschettenknöpfe mit seinen Initialen waren gut sichtbar, und die Uhr an seinem Handgelenk hatte mehr gekostet als das Einfamilienhaus seiner Eltern.
«In einer Woche zahlst du diesem Mann zehntausend.» Vitomir schob eine Visitenkarte über den Tisch. «In der Woche darauf noch einmal zehn. Bis ich stopp sage. Den Rest sparst du. Dafür gibt es in deiner Welt doch einen Ausdruck?»
«Für was?»
«Für Geld, das man für jemand anders aufbewahrt.»
«Mandantenkonto.»
«Genau, ein Mandantenkonto. Das gefällt mir. Ich nenne es verstecktes Cash. Aber ich bin auch kein Anwalt. Wenn ich das wäre, dann bräuchte ich dich nicht.»
«Ich freue mich über deine Einsicht, Vitomir. Der Mann mit dieser Visitenkarte», er hielt sie mit ausgestrecktem Arm von sich weg, weil er weitsichtig war, «dieser Kenneth Friis Jonson, ich vermute, der weiß Bescheid, wenn ich bei ihm auftauche?»
Vitomir nickte. «Er hat mir Geld geliehen. Vielleicht sollte man eher investiert sagen. Ich habe ihm eine bestimmte Rendite versprochen. Zwei Prozent von einer halben Million. Er muss jede Woche zehntausend bekommen.»
«Damit er mehr investiert?»
Vitomir lächelte.
«Und wenn du stopp sagst?»
«Unser Investor versteht, dass unser Projekt sehr riskant ist. Er ist sicher betrübt, wenn die Zinsen ausbleiben. Aber es könnte auch schlimmer kommen, er wollte sogar jetzt gleich noch mehr Geld investieren. Aber, wie du weißt, bringe ich es nicht übers Herz, das anzunehmen.»
«Durchaus, ich kenne dein Herz.» Er lächelte, und Vitomir lächelte. «Und wenn er bei meiner Kanzlei klingelt und wissen will, warum kein Geld mehr kommt, was sage ich dann?»
«Mach dir keine Sorgen. Vertrau mir, Henrik. Ich werde so reich, dass auch du reich wirst. Und dann braucht man nicht mehr aufmachen, wenn jemand vor der Tür steht. Okay?» Er beugte sich über den Tisch und klopfte Henrik Olsson auf die Schulter.
Olsson schloss die Augen und nickte. «Klingt wie ein guter Plan. Ich hoffe, alles klappt. Nur damit wir uns verstehen: Den Rest sparen bedeutet, dass ich das Geld auf das übliche Konto einzahle?»
Vitomir Jozak nickte.
Ein ehemaliger Kommilitone von Olsson, mit dem er 1978 Examen gemacht hatte, hatte längere Zeit bei der PK -Bank gearbeitet. Inzwischen gehörte ihm eine Firma in Luxemburg für Kapitalverwaltung, und seine Zusammenarbeit mit Henrik Olsson bestand darin, dass ihm dieser das Geld seiner Mandanten, zu denen auch Vitomir zählte, per Kurier schickte. Dieses Geld wurde auf ein Luxemburger Konto eingezahlt, und der Kurier kehrte mit einer Visa-Karte des Kontos zurück.
Die Firma in Luxemburg ließ sich diese Dienste mit ein paar Prozent bezahlen, Henrik Olsson nahm für Geldwäsche zwanzig Prozent. Im letzten Jahr hatte er schon einiges verdient, und da war das Geschäft erst angelaufen. Je mehr Geld seine Mandanten hatten, desto reicher würde er werden. Seine wichtigste Aufgabe bestand also darin, dafür zu sorgen, dass Vitomir Jozak auf freiem Fuß blieb. Er war klug genug, nicht zu viele Fragen zu stellen, aber ihm war klar, dass Vitomir Heroin umsetzte, als gäbe es kein Morgen. Er bestach Polizisten, um dem Gefängnis zu entgehen. Wenn es in diesem Stil weiterging, konnte Henrik Olsson noch vor seinem 45 . Geburtstag in Pension gehen.
«In der Tasche sind auch noch Papiere», sagte Vitomir Jozak. «Der Vertrag für die Lokale in Kungsholmen und Sundbyberg. Der Verkäufer hat unterschrieben, und ich habe unterschrieben. Alles liegt in der Tasche.»
«Ein Exemplar für jedes Lokal, vermute ich. Sonst noch was?»
«Nein. Schließ das weg, nur für den Fall. Wenn alles nach Plan läuft, brauchen wir die Verträge nie. Das hängt von den Versicherungen und ein paar anderen Dingen ab. Vielleicht kaufen wir die beiden Lokale ja wirklich, wenn wir als Eigentümer firmieren können. Oder sein Restaurant geht in Flammen auf. Wer weiß?»
«Gibt es eine Quittung, dass der Kaufpreis bezahlt ist?»
«Liegt im Umschlag.»
«Gut. Und die Höhe der Summe?»
«Fünfzig.»
Henrik
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