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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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österreichischen Firma nach Plan verlaufen ist, werden wir wahrscheinlich versuchen, die Gesellschaft in der ersten Hälfte des nächsten Jahres an die New Yorker Börse zu bringen.»
    Die Männer sahen sich lächelnd an. Eine gute Nachricht. Buster griff zu seinem Stift.
    «Aus diesem Grund», fuhr Droth fort, «werde ich Jan Karlvik auch die Verantwortung für die Firmen in den USA übertragen. Er hat gute Arbeit geleistet und ist der richtige Mann, um unsere Interessen in den USA voranzutreiben.»
    Buster blickte in die Runde, sah dann Johan an und lachte. «Jan Karlvik? Ich dachte, ich sei für die USA zuständig.»
    «Ja, aber das hat sich jetzt geändert.»
    «Und was soll ich jetzt tun?»
    «Für dich wird es Aufgaben auf dem heimischen Markt geben. Martin braucht Hilfe in organisatorischen Dingen. Da kannst du dich sehr nützlich machen, Buster.»
    «Du nimmst mir also die USA weg, damit ich stattdessen Akten sortiere? Verstehe ich das richtig?»
    «Das sind deine Worte, Buster, nicht meine. Jeder hier am Tisch ist schon einmal versetzt worden, gelegentlich auch gegen seinen Willen. Es geht immer darum, dass die richtige Person am richtigen Ort ist. Wir haben immer nur das Beste des Konsortiums vor Augen.»
    «Darf ich fragen, warum ich nicht mehr die richtige Person bin?»
    Johan Droth schwieg ein paar Sekunden und antwortete dann: «Der Beschluss steht fest. Dass ich das hier überhaupt erwähne, dient nur der Information.»
    «Ist es, weil ich den Kredit an das amerikanische Konsortium befürwortet habe, oder? Sei wenigstens ehrlich.»
    Das Kaminfeuer knackte diskret, als habe man es gebeten, sich unauffällig zu verhalten.
    «Die Gründe können wir unter vier Augen diskutieren, Buster. Deinetwegen.»
    Buster warf seinen Stift auf den Tisch. «Ich habe gegen eine offene Diskussion nichts einzuwenden. Wer weiß, vielleicht stimmt mir ja sogar jemand zu. Hast du davor etwa Angst, Papa?» Bewusst benutzte er diese Anrede, weil er wusste, wie sehr Johan dies in offiziellen Zusammenhängen verabscheute.
    «Hier geht es nicht darum, wer recht, sondern wer das Sagen hat. Ich habe meinen Beschluss gefasst. Dein Vorschlag, mit diesen Leuten Geschäfte zu machen, war dummdreist und nicht durchdacht. Keiner der hier Versammelten befürwortet einen derartigen Vorschlag. Das würdest du verstehen, wenn du dich mehr an den Erfahrungen routinierter Geschäftsleute orientieren würdest, statt immer deinen eigenen Weg gehen zu wollen. Wir haben uns informiert, die Vorschläge analysiert, einen Beschluss gefasst und den Betroffenen mitgeteilt, dass wir ihrem Wunsch nicht nachkommen können.»
    «Manchmal kann man sich wirklich fragen, welche die besseren Geschäftsleute sind, wir oder die.»
    «Geschäftsleute?» Droth schüttelte fassungslos den Kopf. «Von wegen! Das Syndikat, mit dem du verhandelt hast, wird von Gangstern kontrolliert. Von Leuten, die Strümpfe häufiger über dem Gesicht als an den Füßen tragen.» Johan erhob sich und drehte den Männern den Rücken zu. «Mein Beschluss, die USA -Verantwortung Karlvik zu übertragen, kommt mir immer klüger vor.» Er drehte sich um und bedachte Buster mit einem Blick, der einem jungen Gewerkschaftsboss in Cochabamba bedeutet hätte, dass sein letztes Stündlein geschlagen hat. Schaum hatte sich in Busters einem Mundwinkel angesammelt, und Johan begann zu ahnen, dass mit seinem Sohn wirklich nicht alles stimmte.
    «Damit ist das letzte Wort gesagt, Buster. Bitte verlasse das Zimmer.» Er wedelte mit der Hand, als wolle er an einem Spätsommertag eine träge Fliege vertreiben. «Wir anderen machen weiter.»
    Buster erhob sich und riss sein Sakko so heftig von der Stuhllehne, dass der Stuhl umfiel. Er verließ die Runde, ohne den Stuhl aufzustellen.
    Johan Droth hatte Richter, Politiker, Polizeibeamte und sogar vereinzelte Behörden in der Hand, und es quälte ihn, dass er sein eigenes Fleisch und Blut nicht zügeln konnte. Ohne Familie war alles sinnlos. Das irritierte ihn. Aktien, Häuser und Autos zu besitzen war eine Sache, Menschen zu besitzen etwas ganz anderes. Nichts war so frustrierend wie das Scheitern.
    «Er war schon immer ein Querkopf», sagte Johan Droth, ohne die anderen vier am Tisch anzusehen. Buster war der einzige Sohn und deswegen auch der Erbe. Johan und auch Buster selbst wussten, dass er nicht der Fähigste der Geschwister war, aber die Tradition schrieb einen männlichen Erben vor. Einmal, als Buster zwölf oder dreizehn Jahre alt gewesen war,

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