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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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kümmert ihn nicht. Blut war für Johan Droth nur bis zu einem gewissen Punkt dicker als Wasser. Das war schon früher so gewesen. Nichts war ihm heilig. Buster wusste das.
    Als Buster Droth klein war, musste er nachts oft auf die Toilette. Das waren die Nerven. Er konnte vor dem Zubettgehen nicht pinkeln und stand mitten in der Nacht auf. Eines Nachts hörte er aus dem Esszimmer Stimmen. Die Erwachsenen hatten spät gegessen, und er war früh zu Bett gegangen. Das Kindermädchen hatte ihm eine Geschichte vorgelesen. Unbemerkt hatte er in der Tür gestanden und dem Gespräch gelauscht. An diesem Abend erfuhr er, dass er eine uneheliche Schwester hatte, die sein Vater nicht anerkannte. Plötzlich hatte Johan ihn entdeckt und ihm eine Ohrfeige gegeben, dass ihm der Schädel gebrummt hatte. Dann war er wieder auf sein Zimmer gebracht worden. «Es gibt Dinge, die sind nichts für Kinder», sagte Johan am nächsten Morgen beim Frühstück. «Ich denke nur an dein Bestes, mein Junge. Was du spürst, ist meine Liebe.» Buster konnte sich noch gut daran erinnern, wie sehr ihn die Erkenntnis schockiert hatte, dass man nur unter gewissen Bedingungen Johans Familie angehörte. Wurde ein Gebot des Häuptlings übergangen, wurde man verstoßen und existierte nicht mehr. Man hätte genauso gut tot sein können.
    Buster schnupfte das letzte Koks vom Klodeckel und stellte sich vor den Spiegel. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    «Er lässt mir keine Wahl», sagte er zu seinem Spiegelbild. «Er hat mich in die Ecke gedrängt.» Er lachte auf. Es war ein Duell. Er würde schneller ziehen. Er würde mit seinen eigenen Fonds beginnen. Die dürften eine Weile reichen. Dann das Geld von den Geheimkonten in Curaçao. Er würde das Geld wieder einzahlen, ehe jemand merkte, dass es fehlte. Etliche Buchhalter waren käuflich. Er rieb sich mit dem Finger die Nase und fuhr mit der Zunge über die Oberlippe. Er lehnte sich so nah an den Spiegel, dass er beschlug. «Eine neue Ära ist angebrochen», sagte er. «Die Schweine werden schon sehen, wozu ich fähig bin.»
    Als Buster nach Hause kam, schnupfte er den Rest Koks. Er mischte sich einen Gin Tonic, rief seinen Dealer Kenneth an, bestellte zehn Gramm und bat ihn, per Kurier zu liefern.
    «Der Mann, der dein Geld wäscht», sagte Buster. «Bei dem du investierst.»
    «Was ist mit ihm?»
    «Wie heißt der gleich noch?»
    «Vitomir», antwortete Kenneth widerwillig. «Vitomir Jozak.»
    «Ich will ihn kennenlernen. Kannst du ein Treffen arrangieren?»
    «Ich weiß nicht. Er trifft sich nicht mit Leuten, die er nicht kennt.»
    «Sag ihm, dass ich mit zwanzig Millionen rechne, vielleicht vereinfacht das ja die Sache.»
    Er beendete das Gespräch, ließ den Hörer auf die Couch fallen und betrachtete sich im großen Wandspiegel. Mit Goldrahmen. Kleidsam. Er leerte sein Glas und warf es in den offenen Kamin. Eine Scherbe fiel auf den Boden: Das Droth’sche Familienwappen war entzweigebrochen.
    Vielleicht würde er Göran anrufen, damit er ihm ein Mädchen besorgte. Es war schon ewig her, seit er eine so richtig rangenommen hatte. Heute Abend brauchte er das wirklich.
    7
    Sissi wollte mit Annies Verschwinden nichts zu tun haben. Ihr eigenes Leben war schon schwer genug. Aber ganz untätig wollte sie auch nicht bleiben, und deswegen hatte sie den Zettel geschrieben, durch den Briefkastenschlitz geschoben, war zur U-Bahn gelaufen und wieder nach Kärrtorp zurückgekehrt. Unentwegt hatte sie sich nervös umgeschaut und damit gerechnet, dass es plötzlich durch den U-Bahn-Wagen schallen würde: «Verdammt, Sissi, wo hast du gesteckt?» Als Sissi in Kärrtorp ausstieg, konnte sie erleichtert feststellen, dass es ihr geglückt war, ungesehen zu Annie Landers Wohnung und wieder zurück zu fahren.
    Das Glück war auf ihrer Seite geblieben, denn als sie das Haus erreichte, bemerkte sie eine Limousine mit Dick auf dem Beifahrersitz. Den Mann am Steuer konnte sie nicht erkennen. Glücklicherweise hatte man sie nicht gesehen. Es war kalt, und sie sehnte sich ins Warme, in die Geborgenheit der sicheren Wohnung hinter der verschlossenen Tür. Das Haus hatte keinen anderen Eingang, und sie wollte nicht in Erfahrung bringen, weshalb Dick zurückgekehrt war und wer außer ihm noch in dem feinen Auto saß. Sie drehte sich um und ging wieder Richtung U-Bahn-Haltestelle. Als sie eine Stunde später zurückkehrte, war das Auto verschwunden. Sie überquerte mit raschen Schritten und eingezogenem Kopf die Straße und

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