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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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Brust gerammt. Sie streckte ihre Hand danach aus. Ihr linker Arm war steif, ließ sich jedoch bewegen. Ihr fehlten nur noch ein paar Zentimeter. Sie rutschte ein wenig näher, unternahm einen neuen Versuch und konnte die Dose mit dem Mittelfinger berühren. Annie rutschte noch ein paar Zentimeter weiter und versuchte, die Dose mit zwei Fingern zu greifen. Sie war halb leer, von außen beschlagen und rutschte Annie aus der Hand. Die Dose fiel zu Boden und rollte ein kleines Stück. Als Annie aufblickte, hatte sich der Mann umgedreht und sah sie mit aufgerissenen Augen an. Ihre Blicke trafen sich. Eine Tausendstelsekunde schien die Welt stillzustehen. Sie erkannte ihn. Sie wusste, wer er war. Sie kannten einander. Und er wusste, dass sie es wusste. Er wollte etwas sagen, aber sein Körper wurde von kleinen Explosionen erschüttert, wobei das Blut so heftig aus ihm herausspritzte, dass es wie ein warmer Regen auf ihrem Gesicht landete. Ein Kugelhagel riss den Mann herum und zerfetzte sein Hemd, das sich rot verfärbte.
     
    Staub von zerfetzten Buchseiten und der Geruch von frischem Blut hingen in der Luft. Die Wand mit dem Bücherregal war von Kugeln durchsiebt. In der Mitte hatte sich die Tür einer Geheimkammer aufgetan.
    Der Mann, der in der Kammer gewesen war, lag auf dem Bauch vor ihnen. Avram legte ihm zwei Finger an den Hals, ehe er ihn umdrehte. Der Tote war fast in der Mitte durchtrennt worden, aber Gesicht und Kopf waren unverletzt. Avram setzte ihm die Mündung seines Revolvers an die Wange, um sein Versprechen Vitomir gegenüber zu erfüllen, doch Djordje unterbrach ihn.
    «Was soll der Scheiß?», fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten.
    In der Geheimkammer hinter dem Bücherregal lag eine Frau. Ein Stück von ihr entfernt lag der Typ. Beide waren von Blut überströmt, dessen Ursprung nicht auszumachen war. Die Menge ließ darauf schließen, dass beide tot waren. In dem Raum stand eine Videokamera auf einem Stativ. Avram betrat mit gerümpfter Nase langsam den Raum und trat einen raschen Schritt beiseite, als sich ein Rinnsal Blut seinen Schuhen näherte.
    «Was ist hier los?», fragte er und deutete auf den Boden. Er ging in die Hocke und prüfte den Puls der Frau. Dann ging er zu dem Typen. Er sah Djordje an und zuckte mit den Achseln.
    «Ich weiß nicht. Ich spüre nichts. Vielleicht ganz schwach. Vermutlich für alles zu spät, aber wenn wir zum Hausarzt wollen, müssen wir uns beeilen. Besser, dass sie am Leben bleiben, solange wir nicht wissen, was passiert ist.»
    Avram ging zu der Kamera, nahm die Kassette heraus und schob sie in die Innentasche seiner Jacke. «Wir tragen die beiden raus», sagte er, «legen sie und Ranko in die Autos und fahren mit beiden Autos zurück. Du nimmst die Frau und ich den Typen.»
    Djordje betete ein stilles Vaterunser. «Was ist das hier?», fragte er. «Was haben die mit ihnen gemacht?»
    Avram schüttelte den Kopf.
    Djordje trug Annie die Treppe hinunter. Avram legte sich Max über die Schulter und blieb einen Augenblick vor dem Mann am Boden stehen, griff mit seiner freien Hand nach seiner Pistole und schoss ihm den Unterkiefer weg. Dann legte er Max vorsichtig ab und nahm ein Messer aus der Jacke.
    «Für Ranko», sagte er und betrachtete den skalpierten Kopf des Mannes. Er hob Max wieder auf seine Schulter und ging zur Treppe.
    10
    Im Nachhinein konnte Munkenberg nicht genau sagen, warum er sich das Kennzeichen des zweiten Wagens notiert hatte, der ihm auf dem privaten Zufahrtsweg nach Töversta entgegengekommen war. Wahrscheinlich war er ihm zu schnell gefahren. Jemand hatte es eilig wegzukommen. Eiliger, als es abends auf einer Landstraße im dunkelsten Sörmland üblich war. Ein beiger Toyota mit dem Kennzeichen ONO 430 oder ONO 480 . Genau konnte er das nicht erkennen, denn er hatte eine leichte Sehschwäche und trug keine Brille. Aber diese Angaben genügten, um ein Fahrzeug und dessen Besitzer ausfindig zu machen.
    Er hätte sich die Nummer gar nicht aufzuschreiben brauchen, denn die Erinnerung brannte sich in sein Gedächtnis ein, als er die Auffahrt erreichte und im Scheinwerferlicht die Leiche Göran Theorins im Kies erblickte. Munkenberg erkannte ihn sofort am Profil. Er sah, dass sein Hemd blutgetränkt und sein Kopf seltsam verdreht war. Er war mausetot. Was zum Teufel hatte Theorin hierhergeführt?
    Die Haustür schlug im Wind, und Munkenberg zuckte auf seinem Weg vom Auto, an Theorin vorbei, zum Haus jedes Mal zusammen. Er zog seine Waffe und

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