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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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gebilligt, selbst wenn das nicht der Fall ist.
    Leitfaden für den vollkommenen Butler und Kammerherrn von Richard Robert Reeves
    Wenige Augenblicke bevor Prudence vom Stuhl fiel, hatte Tristan im Hof gestanden und voller Zorn auf die Scheune gestarrt. Dort drinnen waren die Dienstboten seines Vaters, und das fühlte sich irgendwie verkehrt an. An diese dunkle Phase seines Lebens wollte er durch nichts erinnert werden.
    Etwas strich an seinem Bein vorüber, und er blickte nach unten. „Ah, Winchester.“ Der Kater schnurrte laut und rieb seinen orange-weiß getigerten Kopf an Tristans Stiefel. Tristan verlagerte das Gewicht gegen das Tor, hob den Kater hoch und kraulte ihn abwesend hinter dem recht zerfledderten Ohr. „Immer mit der Ruhe“, murmelte Tristan dem Kater zu. „Wir bewegen uns auf unbekanntem Terrain, so viel ist sicher. Aber wir haben schon schlimmere Stürme überstanden. Wir kommen klar, du wirst schon sehen.“
    Winchester zuckte nervös mit dem Ohr, worauf Tristan dem Kater energisch den Kopf kraulte und ihn wieder auf den Boden setzte.
    „Da sind Sie ja, Käpt’n!“, rief Stevens aus, der eilig auf ihn zukam.
    „Aye, hier bin ich“, bestätigte Tristan, den Blick fest auf das breite Eichentor der Scheune gerichtet. Von der anderen Seite kamen die verschiedensten Geräusche: Hämmern und Sägen und alles mögliche andere. Was, zum Teufel, trieb dieser Reeves da?
    „Käpt’n, Sie werden es nicht glauben, aber ..." Aus der Scheune ertönte ein lauter Schlag, und Stevens wandte den Kopf. „Was ist denn da drinnen los?“
    „Keine Ahnung, aber ich werde es herausfinden.“ Tristan packte seinen Stock fester und richtete sich auf. „Stevens, allmählich glaube ich, dass es ein Fehler war, Reeves und seine Entourage in der Scheune unterzubringen. “
    „Das hab ich mir auch schon gedacht, Käpt’n. Was meinen Sie denn, was der da drinnen treibt?“
    „Ich weiß es nicht. Er hat mich nur um Erlaubnis gebeten, da drinnen ein wenig sauber machen zu dürfen, mehr hat er nicht gesagt. Jetzt allerdings ist es an der Zeit, herauszufinden, was er vorhat.“ Tristan ging zum Tor. Gerade als er die Hand auf den großen, rostigen Eisenring legte, änderte der Wind seine Richtung und wehte einen höchst erstaunlichen Geruch heran.
    Stevens reckte die Nase in die Luft und atmete geräuschvoll ein. „Meine Güte, Käpt’n“, erklärte er ehrfürchtig, die Augen halb geschlossen, „was ist denn das?“
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte Tristan verwirrt. Er öffnete die Tür und betrat die Scheune. Erstaunt blieb er stehen.
    Der gesamte Raum war gesäubert, vom Boden bis zu den Dachsparren geschrubbt worden. Die Heuballen - die wenigen, die übrig waren - waren an der gegenüberliegenden Wand säuberlich aufeinandergestapelt worden. Auch das Zaumzeug befand sich dort; es war ordentlich an neu eingeschlagenen Haken aufgehängt worden. Der Großteil der Scheune stand nun leer - oder hätte leer gestanden, wenn nicht jemand in regelmäßigem Abstand Fässer aufgestellt und über diese Fässer glatte Planken gelegt hätte. Auf diese Weise war eine riesige Tafel entstanden, die sich an der ganzen Wand entlangzog.
    Reeves hatte die Scheune in einen Speisesaal verwandelt. Noch beunruhigender allerdings war das Gewimmel der livrierten Dienstboten, die den Eindruck vermittelten, als wäre eine ganze Armee unterwegs.
    „Verdammt“, sagte Tristan. Was erhoffte Reeves sich bloß von so einem lächerlichen Ding wie einem Speisetisch, an dem dreißig bis vierzig Personen Platz finden konnten?
    Stevens versteifte sich. „Käpt’n, schauen Sie mal nach Steuerbord! Da ist ja Toggle, der faule Fuchs! “
    An einem der Fässer saß ein großer, pausbäckiger Mann, vor sich einen Teller, eine Serviette unter dem Kinn. Über seinem dicken Bauch spannte sich ein schmutziges weißes Hemd, das von einem über knielangen Gehrock nur unzureichend verdeckt wurde. Sein Ensemble war kaum abgerissener als er selbst, denn sein graues Haar war unsauber um seinen Melonenschädel geschnitten, stand im Nacken kerzengerade nach oben und hätte einmal einen Kamm gebrauchen können.
    Er machte große Augen, als er Tristan sah, und kam stolpernd auf die Füße, Messer und Gabel immer noch in den Händen, das Kinn glänzend vor Fett. „Käpt’n! Ich hätte nicht gedacht... ich meine, was machen Sie denn hier draußen?“
    Tristan packte seinen Stock fester, während Stevens einwarf: „Toggle, du Dummkopf. Was meinst du, wem die

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