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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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sich, bevor er sich lächelnd an Reeves wandte. „Na, wie war das?“
    „Hervorragend, nur dass man sonst vor der Tür steht, anklopft und wartet, bis man hereingebeten wird.“
    „Meine Güte, das würde ja ewig dauern. Käpt’n ... Mylord, haben Sie so was schon mal gehört? Dass man anklopft und dann wartet, bis man reingebeten wird?“
    „Die Benimmregeln, Stevens, mich bringen sie auch schier um. Bis der Monat vorbei ist, werden wir uns selbst nicht wiedererkennen. “
    „Master Stevens“, sagte Reeves. „Haben Sie die Schere mitgebracht, wie ich Ihnen aufgetragen habe?“
    Stevens nickte, griff in seinen voluminösen Rock und zog aus dem Hosenbund eine ziemlich gefährlich aussehende Schere heraus.
    Tristan betrachtete sie mit Unbehagen. „Wozu soll die dienen? Wollen Sie damit die rosa Weste zerschneiden und ein Segel daraus nähen?“
    Stevens lachte scheppernd. „Käpt’n, Sie wissen doch bestimmt Bescheid! Die Schere ist für Ihre Haare.“
    „Was?“ Tristan trat einen Schritt zurück und sah die Schere entsetzt an. „Reeves, Sie wollen mir doch nicht etwa die Haare schneiden!“
    Reeves warf Stevens einen strengen Blick zu. „Es lag nicht in meiner Absicht, dass der Earl von meiner Anregung auf diese Weise erfährt.“
    Tristan sah ihn finster an. „Na, nach einer Anregung sieht mir das aber nicht aus.“
    „Mehr sollte es aber nicht sein. Allerdings braucht Ihr Haar tatsächlich einen Schnitt. Es ist zu lang für die gegenwärtige Mode.“
    Grollend berührte Tristan den sauber gebundenen Zopf in seinem Nacken. Er ging ihm bis über die Schultern, was durchaus akzeptabel war - die anderen Kapitäne trugen ihr Haar meist länger. Tristan hatte diesen Zopf, seit er sein erstes Schiff übernommen hatte, und es fiel ihm im Traum nicht ein, sich von ihm zu trennen. „Ich lasse mir das Haar nicht schneiden. Die Treuhänder sollen zum Teufel gehen.“ Reeves seufzte. „Vielleicht kann Mrs. Thistlewaite Sie zur Vernunft bringen.“ Damit entließ der Butler den inzwischen recht kleinlauten Stevens und wandte sich den restlichen morgendlichen Verrichtungen zu.
    Tristan ertappte sich dabei, wie er unruhig auf die Uhr blickte und die Minuten bis zu Prudences Ankunft zählte. Die Zeit mit ihr war rasch zum Höhepunkt jeden Tages geworden. Bei dem Gedanken musste er kurz innehalten. Er dachte wirklich ganz schön oft an sie. Wenn er so zurückdachte, hatte er an diesem Morgen eigentlich dauernd an sie gedacht - seit er aufgewacht war. Doch seine wachen Gedanken waren bei Weitem nicht so beunruhigend wie sein letzter Traum.
    In seinem Traum hatte sie bei ihm im Bett gelegen und war erwacht, als die Morgensonne über den Horizont gestiegen war. Sie hatte tief geschlafen, das lange seidenbraune Haar floss um ihre nackten Schultern ...
    Nicht, dass er gewusst hätte, ob sie nackt schlief, er wusste es natürlich nicht. Wenn nicht, fragte er sich, was wäre wohl nötig, um sie dazu zu überreden ...
    Er lächelte versonnen, während Reeves ihm den neuen Rock über den Schultern glatt strich. Meist waren die Frauen so damit beschäftigt, wie sie auf andere wirkten, dass sie sich kaum darum kümmerten, wie sie wirklich waren. Doch Prudence war einfach nur sie selbst, und das wusste er zutiefst zu schätzen. Er war zu lange allein auf hoher See gewesen, um den Orkanböen einer launischen und selbstsüchtigen Frau entgegentreten zu können. Prudence war anders. Sie erfüllte ihn, reizte ihn, forderte ihn heraus und mehr.
    „Mylord?“
    Tristan blinzelte. „Verzeihung, Mr. Reeves. Sagten Sie etwas?“
    „Ja, Mylord. Mehrmals.“
    „Entschuldigen Sie. Ich habe gerade an ... an ein Schiff gedacht. “ Ein Schiff mit wahrhaft herrlichen Toppsegeln.
    „Natürlich, Mylord“, meinte Reeves, nahm die Bürste und führte sie über Tristans Schultern. „Ich wusste gar nicht, dass eines Ihrer Schiffe Prudence hieß.“
    „Wie ... wovon reden Sie da?“
    „Nur davon, dass Sie den Namen vor sich hin murmelten, als ich Ihre Ärmel glatt strich. “
    „Oh.“
    Reeves legte die silberne Bürste auf das dafür vorgesehene Tablett auf der Kommode zurück. „Wirklich ein erstaunlicher Zufall, dass sowohl Ihr Schiff als auch Ihre Nachbarin Prudence heißen. Das muss die Unterhaltung zwischendurch doch ungemein erschweren!“
    Tristan sah Reeves direkt in die Augen. „Sind wir jetzt fertig mit Anziehen?“
    „Ja, Mylord. Gestatten Sie mir die Bemerkung, dass Sie überaus schneidig aussehen.“
    „Danke, Reeves.“

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