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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auch Boris Stepanowitsch wird dabei sein!«
    Muschkow verdrehte die Augen, blieb zurück und wartete, bis auch Marina von der Spitze der Truppe zurückkam.
    »Ich werde es tun«, knirschte er, als sie wieder nebeneinander ritten. »Vor deinen Augen werde ich ein schönes Weib zerstampfen. Wie ein Hengst werde ich sie bespringen, und du wirst danebenstehen und in die Hände klatschen! Jermak zu sagen, ich wolle mit einem Jungen schlafen! Das ist erniedrigender, als sich bei einem Angriff vor Angst in die Hose zu machen. Ha, ich schwöre es dir, ich werde im nächsten Dorf …«
    »Schwöre nichts, mein Bärchen«, sagte Marina Alexandrowna mild. »Du wirst den Schwur brechen müssen. Wenn du ein anderes Mädchen anfaßt, reite ich zurück nach Nowo Orpotschkow.«
    »Jermak hat es befohlen!« schrie Muschkow außer sich. Mein Bärchen nannte sie ihn … Es war zum Verzweifeln! »Jermaks Befehle muß man ausführen …«
    »Dann überleg dir einen Ausweg, Iwan Matwejewitsch. Ein alter Mann wie du hat doch Erfahrungen!«
    Sie lachte glockenhell, warf den herrlichen Kopf in den Nacken und galoppierte von neuem an die Spitze. Muschkow ballte die Fäuste um die Zügel, spuckte seinem unschuldigen Pferd in die Mähne und stöhnte leise. Sie vernichtet mich, dachte er, aber das Gefühl, das er dabei hatte, war wundervoll. Wenn das so weitergeht, werde ich zum stammelnden Idioten. Ich, der große Muschkow, Stellvertreter des Helden Jermak! Ihr Heiligen im Himmel, beschützt mich vor diesem Weib!
    Am 24. Juni 1579 erreichten Jermaks Reiter die Siedlung Orjol an der Kama, die Stadt, die sich die Stroganows gebaut hatten, die im fernen Permer Land liegende, fast schon sagenumwobene Stadt, in der Rußlands größter Reichtum versammelt war.
    Die Ankunft der Kosaken war durch Meldereiter längst bekannt geworden. Semjon Stroganow hatte ihnen vier in prächtige gestickte Gewänder gekleidete Abgesandte entgegengeschickt, um – wie sie sagten – die ›zukünftigen Befreier des Landes von den Antichristen‹ zu begrüßen.
    Das Land, das sie sahen, unterschied sich völlig von Gegenden, die Jermaks wilde Gesellen kannten. Es war ein Kulturland, nach genauen Plänen bearbeitet und bepflanzt. Stroganows Kreml, eine dicke Steinburg, lag im hochwasserfreien Uferstreifen des Flusses, und wirkte von außen düster und verschlossen. Aber die eigene Kirche trug vier Doppelkreuze, und, wie man sagte, waren sie nicht vergoldet, sondern sollten aus purem Gold sein.
    Die Stadt Orjol selbst, teils aus Holz, teils aus Steinen erbaut, hatte breite Straßen, große Plätze, zwei Kirchen und hinter jedem Haus einen Garten. Die Einwohner standen jetzt vor ihren Häusern, neugierig und ein wenig schaudernd, denn was ein Kosak ist, das war auch bis ins Permer Land gedrungen.
    Aus diesem Grund standen auch nur die Männer auf der Straße. Die Frauen blieben hinter den Fenstern. Nur ab und zu bemerkte man ein Kopftuch oder einen Haarschopf in der Dämmerung des Hauses. Einige wagten ein paar neugierige Blicke auf diese Kerle, die ebenso schnell, wie sie aufs Pferd sprangen, auch ihre Hosen herunterreißen konnten. So erzählte man es sich hinter der Hand …
    »Sie verstecken ihre Weiber!« Jermak lachte und wandte sich zu den brokatbekleideten Abgesandten um. Sie blickten von einem Hügel über die Stadt Orjol; Jermaks rauhe Stimme dröhnte: »Sind wir eine Armee von Heiligen, he? Hier sind fünfhundertvierzig starke Männer! Männer, sage ich, keine kastrierten Rinder! Jeder von uns will eine Frau haben, muß eine Frau haben, sonst decken wir euch die Dächer ab!«
    »Der Herr hat an alles gedacht. Ihr sollt euch wohl fühlen in Orjol«, sagte einer der Abgesandten. Der Herr – das war Semjon Stroganow. Der Herr über alles Leben hier.
    Jermak stand in seinen Steigbügeln und betrachtete den Kreml und den Fluß, die Stadt und die auf den Straßen wartenden Männer. Neben ihm saßen Muschkow und Marina auf ihren Pferden; dahinter, Kopf an Kopf, eine bewegte, schnaufende, unruhige, dunkle Masse Tier und Mensch, die Armee der Kosaken. Und ganz weit hinten, ein Punkt nur gegen den weiten Himmel, ein einzelner Reiter mit offenem Hemd und weißen Haaren, die sich im Sommerwind aufblähten wie ein Helm: Alexander Grigorjewitsch Lupin, das Väterchen, das dem Sinn seines Lebens nachritt …
    »Frauen, genug zu essen, gute Unterkünfte für meine Männer und unsere Pferde, die Taschen voller Kopeken … ich will das zugesagt bekommen, sonst reiten wir nicht

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